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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III
Autoren: Karl May
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geographischen Meilen machen, und zwar auf der letzten Strecke durch sehr schwieriges, felsiges Terrain. Wenn ich da pro Tag fünf Meilen rechnete, so war es viel, und wir brauchten zwölf Tage, um zum Ziel zu gelangen.
    Es fiel uns gar nicht ein, nach Santers Spur zu suchen; damit hätten wir ja doch nur die Zeit vertrödelt. Wir ritten einfach den Weg, den ich während des Rittes mit Winnetou kennengelernt hatte, und nahmen an, daß Santer sich auch auf demselben befand, weil Inta ihm keinen andern hatte beschreiben können. Wich er von ihm ab, so kam das uns zu gute.
    Es ereignete sich unterwegs nichts, was ich nicht übergehen dürfte, bis wir am elften Tag eine Begegnung hatten. Es kamen uns zwei Rote entgegengeritten, Vater und Sohn, von denen ich den ersteren kannte. Er war ein Mimbrenjos, welcher uns damals mit Fleisch versorgt hatte. Auch er erkannte mich sogleich wieder, hielt sein Pferd an und rief erfreut:
    „Old Shatterhand! Was sehe ich! Du lebst, du bist nicht tot, nicht gestorben?“
    „Soll ich gestorben sein?“
    „Ja, von den Sioux erschossen.“
    Sogleich ahnte ich, daß er Santer getroffen hatte.
    „Wer hat das gesagt?“ fragte ich darum.
    „Ein Bleichgesicht, welches uns erzählte, auf welche Weise der große Old Shatterhand und der berühmte Winnetou um das Leben gekommen sind. Ich mußte es ihm glauben, denn er besaß das Totem Winnetous und auch seine Medizin.“
    „Es war trotzdem Lüge, denn du siehst ja, daß ich am Leben bin.“
    „So ist wohl auch Winnetou nicht tot?“
    „Dieser ist leider tot. Wie kamst du mit dem Weißen zusammen?“
    „In unserm Lager. Er wollte sein müdes Pferd vertauschen und einen Führer nach dem Deklil-to (Dunkles Wasser) haben. Das war wohl ein falscher Name, und er meinte das Wasser, welches bei uns Schisch-tu (Schwarzer See) heißt. Er bot die Medizin Winnetous, und ich ging darauf ein, vertauschte ihm ein frisches Pferd und brachte ihn mit meinem Sohn hier nach dem Schisch-tu, den er sofort als den richtigen Ort erkannte.“
    „Er hat dich betrogen. Hast du die Medizin?“
    „Ja, hier.“
    „Zeig sie uns!“
    Er zog sie aus der Satteltasche. Pida stieß einen Freudenruf aus und griff danach. Der Mimbrenjo wollte sie nicht hergeben, und so entspann sich ein kurzer Streit dem ich mit der Erklärung ein Ende machte:
    „Diese Medizin gehört hier dem jungen Häuptling der Kiowas. Winnetou hat sie nie in seinen Händen gehabt.“
    „Du mußt dich irren!“ rief der Mimbrenjo.
    „Ich weiß es genau.“
    „Ich habe ja nur dieser kostbaren Medizin wegen mit ihm den weiten Weg gemacht und ihm ein besseres Pferd gegeben!“
    „Er brauchte ein frisches Pferd, weil er die Verfolger hinter sich wußte, und hat dir diese große Lüge gemacht, um dich zu dem Tausch zu bewegen.“
    „Wenn es nicht Old Shatterhand sagte, würde ich es nicht glauben. Muß ich die Medizin hergeben?“
    „Ja.“
    „Gut! Aber dann kehre ich wieder um und nehme dem Lügner und Betrüger das Leben!“
    „So reite mit uns, denn auch wir wollen sein Leben haben.“
    Er war einverstanden und ritt mit uns. Als wir ihm kurz mitteilten, wer Santer war und was er auf dem Gewissen hatte, bereute der enttäuschte Indianer es außerordentlich, den Mörder durch den Pferdetausch unterstützt zu haben, denn dadurch und daß er einen Führer gehabt hatte, war er im Vorsprung geblieben.
    Pida war ganz glücklich, seine Medizin, und zwar vollständig unverletzt, wieder zu haben. Er hatte den Zweck seines Rittes erreicht; würde ich dies auch von mir sagen können?
    Am nächsten Tag erreichten wir den See, aber erst am Abend, wo nichts mehr zu machen war. Wir lagerten uns still unter Bäumen und brannten kein Feuer, um uns Santer nicht zu verraten. Dieser hatte dem Mimbrenjo nicht gesagt, was er hier wolle, und ihn gleich nach der Ankunft veranlaßt, sofort zurückzureiten.
    Unser Weg hatte uns vom Rio Pecos aus schräg über die südwestliche Ecke von Neu-Mexiko geführt, und wir waren jetzt in Arizona, wo die Gebiete der Gilenjos mit denen der Mimbrenjos zusammenstoßen. Auch die Gilenjos sind Apachen. Jene Gegenden sind meist öde und traurig. Felsen und nichts als Felsen, Stein und nichts als Stein! Aber wo es einmal Wasser gibt, da entwickelt sich eine reiche, üppige Vegetation, welche aber nicht weit über die Ufer der Wasserläufe hinausgeht. Die Sonne verbrennt alles, was die entzogene Feuchtigkeit nicht stets und schnell wieder ergänzen kann. Wald gibt es außerordentlich
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