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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III
Autoren: Karl May
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erhalten … weil Armut … Felsen bersten … Christ … austeilen … keine Rache …“
    Das war alles, also fast gar nichts und doch genug, um wenigstens einen Teil des Inhaltes ahnen zu lassen. Ich habe diese kleinen Papierstücke heilig aufgehoben.
    Später, als ich mein inneres Gleichgewicht wiedergefunden hatte, begannen wir die Nachforschungen. Ein Teil der Apachen wurde rund um den See geschickt, um nach dem Pferd Santers zu suchen; es mußte da sein und gefunden werden, sonst verschmachtete es, wenn es angebunden war. Die übrigen stiegen mit uns in die Höhe, um uns den Weg nach der Höhle, die es aber nicht mehr gab, suchen zu helfen. Wir bemühten uns mehrere Stunden lang vergeblich, bis ich mir das, was ich von dem Testament gelesen hatte, noch einmal Wort für Wort überlegte. Der letzte Satz, auf den es ankam, lautete: „Dort steigst du vom Pferd und kletterst – – –“ Da fiel mir das Wort ‚kletterst‘ auf. Man klettert zwar auch einen Berg empor, wenn er sehr steil ist, gewöhnlich aber wird dieses Wort in anderer Bedeutung gebraucht. Sollte es hier auf einen Baum Beziehung haben? Wir forschten nach, und da bemerkten wir freilich eine ziemlich starke und hohe Fichte, welche nahe am Felsen stand, schief nach demselben zu gewachsen war und sich oben an eine Kante desselben legte. Das mußte es ein! Ich kletterte hinauf. Die Kante war breiter, als man von unten dachte; ich betrat sie und folgte ihr um die Ecke. Richtig! Das war der rechte Weg gewesen! Ich sah einen wohl drei Ellen breiten und leicht gangbaren Absatz vor mir, welcher an der hintern Seite des Felsens ziemlich sanft nach oben führte und jetzt da endete, wo der Felsen abgebrochen war, also auf der neuen Platte desselben. Ich stand da in einem wüsten Gewirr von größeren und kleineren Steinen, konnte aber doch deutlich den Boden der zerstörten Höhle unterscheiden. Wenn das Gold nicht unter demselben, sondern in den Wänden des Loches oder noch höher nach dem Plateau hinauf versteckt gewesen war, so lag es jetzt im See.
    Ich rief die Apachen herauf, um mir suchen zu helfen. Wir wendeten jeden Stein und jedes Steinchen um, fanden aber nichts, keine Andeutung, keine Spur. Wir waren doch alle Männer, welche gelernt hatten und gewohnt waren, aus dem kleinsten Merkmal, dem allergeringsten Anzeichen den richtigen Schluß zu ziehen, hier aber war alle Mühe umsonst und aller Scharfsinn nutzlos. Als wir gegen Abend wieder hinunter an den See kamen, um dort zu übernachten, kamen soeben die nach dem Pferd ausgeschickten Apachen zurück; sie hatten es gefunden. Ich durchsuchte die Satteltaschen; sie enthielten nichts.
    Wir sind vier volle Tage an dem ‚Dunklen Wasser‘ gewesen und haben allen vorhandenen Spürsinn angestrengt. Ich bin überzeugt, daß das Gold gefunden worden wäre, wenn es sich noch oben am oder im Felsen befunden hätte. Es lag unten in der Tiefe bei dem, der es beinahe gefunden hatte und dann mit ihm begraben worden war. Wir kehrten resultatlos nach dem Pueblo am Rio Pecos zurück, nahmen aber wenigstens die Gewißheit mit, daß Intschu tschuna und Nscho-tschi endlich, endlich gerächt worden waren.
    So verschwand das Testament des Apachen grad so, wie sein Verfasser schwand und die ganze rote Rasse verschwinden wird, reich angelegt, doch ohne den großen Zweck zu erreichen, die ihm gestellte hohe Aufgabe erfüllen zu dürfen. Wie die Fetzen des Testamentes in die Luft gestreut, so halt- und ruhelos und fetzenhaft irrt und schwebt der rote Mann über die weiten Flächen, die einst ihm gehörten.
    Aber wer zwischen den Gros-Ventre-Bergen am Metsur-Fluß vor dem Grabmal des Apachen steht, der sagt: „Hier liegt Winnetou begraben, ein roter, aber großer Mann!“ Und wenn einst der letzte dieser Fetzen zwischen Busch und Wasser vermodert ist, dann wird eine rechtlich denkende und fühlende Generation vor den Savannen und Bergen des Westens stehen und sagen: „Hier ruht die rote Rasse; sie wurde nicht groß, weil sie nicht groß werden durfte!“

Nachwort
    Der Epilog ist in den meisten Fällen mit dem im brieflichen Verkehr so häufigen Postscripte verwandt: Man sagt noch etwas, was man gar nicht zu sagen braucht, weil es dem Leser als etwas ganz Selbstverständliches gilt, oder man bringt nachträglich etwas, was man im Hauptwerk hätte bringen sollen, dort aber leider vergessen hat. In beiden Fällen ist es mehr als zweifelhaft, ob der Verfasser sich damit ein gutes Testimonium ausstellt.
    Wenn ich mich
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