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03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen

Titel: 03 - Hinter dem Schleier der Tr��nen - Mein Abschied vom Harem der Frauen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Tanisha, die gerade mal fünf Jahre jünger war als ich, darauf reagieren, dass ich überhaupt eine Nachfolgerin suchte? Musste sie das nicht erschrecken? In unserem Alter dachte kein gesunder Mensch über eine solche Frage nach! Ich jedoch hatte Aids und die Zeit arbeitete gegen mich. Tanisha wusste das nicht. Und ich dachte, es würde reichen, wenn ich es ihr im Regenwald erzählte. Wenn es mir besser ginge und wir die Ruhe fänden, um alles zu besprechen.
    Ich wusste nicht, dass ich damit einen schweren Fehler beging.

Im Regenwald
    Kurz vor Sonnenaufgang des folgenden Tages hatte Amaras Freundin Mary den alten Mercedes zur Abreise fertig gepackt. Josh ließ sich von seinen Omas herzen und verkroch sich auf die Rückbank. Ich umarmte meine Gefährtinnen, meine Mamas küssten mich unter Tränen auf Stirn und Wangen. Unsere verspielte Hope spürte den Abschied und rannte bellend umher.
    Magdalena legte mir eine rote Decke um die Schultern, die unsere Mutter fast 30 Jahre zuvor aus ihrer deutschen Heimat nach Afrika mitgebracht hatte. Sie wärmte, gab Geborgenheit und war ein Stück Zuhause, das mich begleiten sollte. „Darin wickelst du dich während der Fahrt gut ein“, meinte sie.
    Amara brachte unseren Tee. „Vergesst nicht, den während der Fahrt zu trinken“, schärfte sie mir ein.
    „Hast du auch viel Zucker reingetan?“, fragte Josh aus dem Auto.
    Als ich bereit zum Einsteigen war, eilte meine Schwester Lape herbei.
    „Wenn du zurückkommst, wird alles so schön sein wie zuvor“, sagte sie und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
    Tanisha huschte scheu aus dem Haus, blickte sich mehrmals um. Doch es war niemand da außer uns, der ihre Flucht beobachten konnte. „Wenn mein Bruder nach mir fragt, sagt ihm, ich wäre weit fortgegangen“, bat sie die Umstehenden. Charity lachte bitter auf und erntete von Magdalena und Ada einen strafenden Blick.
    Zum Schluss drückte Mama Bisi mich an sich: „Erhol dich, meine Kleine.“
    Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände: „Und bitte, denk ein wenig an dich.
    Auch wenn es dir schwer fällt.“

Ich nickte gehorsam ..
    Die Zurückbleibenden standen am Tor und winkten uns nach. Das Auto entfernte sich und sie wurden immer kleiner, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Auch das rote Dach der Farm entschwand langsam meinem Blick.
    Ich wäre lieber geblieben, aber ich sah ein, dass meine Mamas es gut mit mir meinten. Tanisha versteckte sich, das Baby fest an die Brust gepresst, auf dem Sitz neben uns. Trotz all unserer guten Absichten - sie erwartete eine ungewisse Zukunft, vor die sie verständlicherweise mehr Angst hatte als Zuversicht.
    Josh schmiegte sich an mich. „Ich werde Hope vermissen. Aber wenigstens habe ich endlich dich für mich, Mama!“
    „Endlich?“ Ich lachte. „Schatz, wir sind doch immer zusammen. Jeden Tag!“
    Auf der Stirn meines Sohnes zeigte sich eine steile Unmutsfalte. „Das stimmt nicht. Du hast immer zu tun. Für mich hast du nie Zeit!“ Sein übergroßes Bedürfnis nach Nähe bedrängte mich, denn die Schmerzen in meinem ganzen Körper machten mir nach wie vor zu schaffen. Ich legte den Arm dennoch liebevoll um meinen kleinen Jungen.
    In Kleinbusse gezwängte Menschen guckten uns aus übermüdeten Augen an, wenn wir an den Sammelstellen der Taxis vorbeifuhren. Transporter, die sich schwer beladen bedrohlich zur Seite neigten, überholten uns mit im Fahrtwind flatternden Abdeckplanen. Am Straßenrand liefen Menschen, viele mit großen Lasten auf dem Kopf beladen, manche hatten sich selbst vor einen voll gepackten Karren gespannt. Nach den Glaubenskrie-gen zwischen Christen und Muslimen waren sie auf der Flucht.
    Ich glaubte fühlen zu können, was sie empfanden: Man lud sich manchmal zu viel auf ..
    „Ist so gemütlich bei dir, Mama“, sagte Josh schläfrig. Es war mir gelungen, die gemischten Gefühle, die mich auf dieser Reise begleiteten, vor ihm zu verbergen. Und vor Tanisha. Sie lächelte mir zu. So als ob sie überzeugt wäre, dass nun alles gut werden würde. Dabei hatte ich selbst so viele Hoffnungen, die ich in sie setzte. Doch damit wollte ich sie nicht belasten; der richtige Zeitpunkt dafür würde schon kommen.
    Je weiter wir in den Süden fuhren, desto üppiger wurde die Vegetation. Die Straßen wurden schmaler, die Dörfer kleiner. Tanisha hatte die verschwenderische Pracht, mit der die Erde hier gesegnet war, nie zuvor gesehen. Josh jedoch faszinierte der üppige Regenwald nicht, der zu beiden Seiten die Straße
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