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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe
Autoren: Heather Graham
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eintreffen. Viele tausend. Einem Gerücht zufolge wollten sie Paris belagern.
    Aber jetzt konnten sie sich nicht um die Hauptstadt kümmern. Melisande hatte ihre Truppen um sich versammelt, und er hörte ihre durchdringende Stimme. Sie befahl ihnen, den Rückzug hinter die Festungsmauern anzutreten. Dann gab sie den Wachtposten im Inneren der Burg ein Zeichen. Große Kessel mit siedendem Öl wurden herangeschleppt, um sich auf die Eindringlinge zu ergießen, sollten sie den heimischen Kriegern folgen.
    Das Tor öffnete sich. Angeführt von Melisande, stürmten die Verteidiger hindurch.
    »Greift an!« schrie Philippe zu den Männern hinauf, die auf der Außenmauer standen.
    Ragwald schloss die Augen, hörte wilde Schmerzensschreie. Die ersten Angreifer wurden vom kochendheißen Öl, das auf sie herabfloss, zurückgeworfen.
    Als er die Lider wieder hob, sah er Melisande hoch aufgerichtet auf Warrior sitzen. Sie war in den Hof geritten, umringt von ihren Männern. Wie sie diese Schlachten hasst, dachte er bekümmert. Sie verabscheut, den Krieg seit dem Tag, an dem ihr Vater starb., Seither liebt sie den Frieden. Und wenn sie eine Niederlage erleidet?
    Nun, was geschehen würde, wenn die Dänen siegten, verstand sich von selbst. Sie würden rauben und plündern, morden und vergewaltigen.
    Geoffrey würde sich die Festung und das Land aneignen, sobald seine Verbündeten dachten, sie hätten ihren Teil der Beute erhalten. Ein schlimmes Schicksal würde auf Melisande warten.
    Und wenn der Wikinger den Sieg errang? Dann würde sie ihr Los ebenso fürchten, aber ihr Volk würde weiterleben und die Burg stehenbleiben.
    Was immer auch auf Melisande zukommen mochte, ihre Leute würden es begrüßen, wenn der Wikinger die Dänen schlug. Es gäbe keinen Raub, keine Plünderung, keine Vergewaltigung, keinen Mord. Das wusste Melisande, und sie würde ihr Schicksal hinnehmen, ohne Rücksicht auf die Folgen, die sie persönlich betrafen.
    »Gebt uns Gräfin Melisande!« Der Schrei erklang außerhalb der Mauern. »Dann wird Frieden herrschen!«
    Ragwald schaute von der Brustwehr des Turms hinab und konnte deutlich erkennen, was geschah. Geoffrey selbst hatte die Forderung gestellt. Er war Melisande nachgeritten, doch nun schreckte er vor den Wachtposten zurück, die auf den Außenmauern standen und ihn mit ihrem tödlichen siedenden Öl bedrohten. Er saß auf seinem Streitroß, das Gesicht vor Wut verzerrt. Vor ihm drängten Melisandes Männer durch das Tor. Bald würde seine Verstärkung eintreffen und die Verteidigung vor neue, noch schwierigere Aufgaben stellen. Einige Feinde würden fallen, andere den Durchbruch schaffen.
    Nur zwanzig Schritte trennten Melisande von ihren Gegnern, aber auch der dicke steinerne Wall. Noch war das Tor nicht verschlossen und verriegelt. Und das siedende Öl würde die Dänen nicht mehr lange fernhalten - nicht, wenn ein so kostbarer Preis in ihrer Reichweite lag.
    »Das war Geoffreys Stimme!« Philippe zügelte sein Pferd neben Melisande. »Der verdammte Bastard! Er verlangt dasselbe wie zuvor sein Vater.«
    Im Gegensatz zu Ragwald konnte Melisande die Truppen jenseits der Mauern nicht sehen. Aber das Geschrei und die Hufschläge der ungeduldigen Streitrösser hörte sie deutlich genug. Immer mehr Feinde versammelten sich vor den Wällen, bald würden sie das Tor stürmen, in unbezwingbarer Vielzahl.
    »Die Mauern werden fallen!« drohte Geoffrey. »Alle Männer da drinnen müssen sterben! Melisande, ihr könnt uns nicht standhalten! Ihr seid in der Minderzahl!«
    »Das war ich!« rief sie zurück. »Jetzt nicht mehr!«
    »ja, der Wikinger ist im Anmarsch. Aber kann er euch rechtzeitig retten? Einige deiner Männer habe ich hier draußen in meiner Gewalt, Melisande! Die nahmen wir fest, als sie zu fliehen versuchten. Wenn das heiße Öl uns versengt, wird es auch deine Leute treffen. Und soeben berührt ein Dolch den Hals eines deiner Krieger!«
    Melisande schaute zu Ragwald hinauf, der hoch oben auf der Brustwehr des Turms stand und Geoffrey beobachtete. Neben dem feindlichen Anführer umklammerte ein Däne den Arm eines Gefangenen und drückte ihm eine scharfe Klinge an die Kehle. Der alte Mann erwiderte Melisandes Blick und las in ihren Augen, dass sie die Wahrheit wissen wollte. Da nickte er.
    Rasch wandte sie sich zu Philippe. »Ich muss hinaus. Mir bleibt nichts anderes übrig … «
    »Viele Männer fallen in der Schlacht, Herrin. Nur um das Schicksal eines einzigen Kriegers willen …
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