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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe
Autoren: Heather Graham
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Opferlamm nach alter Druidenart, nicht wahr, mein Herr? Nein, nein, das wäre falsch.« Er umklammerte einen Beutel, der am Gürtel seiner Robe hing, und schüttelte ihn leicht. »Bedenkt, mein König, dass ich so bin wie dieser Sohn ‘ teils Wikinger, teils Ire, und deshalb erfüllt mich so große Kraft. Also muss ich für einen Wikingerjungen die Wikingerrunen lesen.«
    Ein Wikinger! Olaf senkte die Lider. Plötzlich wusste er, dass Conar wie ein echter Wikinger die Meere überqueren und ferne Gestade ansteuern würde. Und dort würde er eine Frau finden, bekämpfen und heiraten, und beider Leben aufs Spiel setzen, immer wieder …
    Er hatte sich für seine Söhne Ruhe und Frieden gewünscht. Aber sie lebten nicht in einer friedlichen Welt. Als er den Jungen anschaute, sah er sich selbst und erkannte, dass er ihn ziehen lassen musste, sosehr ihn das auch bekümmern mochte.
    Mergwin bückte sich, öffnete den Beutel und verstreute die kunstvoll geschnitzten hölzernen Runen auf dem Felsboden. Der Wind heulte, wieder zuckten Blitze am Himmel. »In der Tat«, verkündete der Druide leise, »wie sein Vater wird er Herr der Wölfe heißen. « Er sah, wie der König seinen Sohn anstarrte und dann die Symbole auf den kleinen hölzernen Quadraten betrachtete und fügte lächelnd hinzu: »Das Wetterleuchten hat es bestimmt, so als hätte Odin selbst die Worte an den Himmel geschrieben. «
    »Hm … « Olaf verschränkte die Arme vor der Brust. »Und sagt mir bitte, alter Mann, was hat Odin sonst noch an den Himmel geschrieben? Wohin wird er segeln? Wer ist diese Frau?«
    »Geduld, mein Herr, Geduld!« Boshaft grinste Mergwin und warf einen kurzen Blick auf den hochgewachsenen jungen, der auf den Klippen stand. »Lasst uns die Runen lesen, Wolf von Norwegen. Auf Wikingerart - für einen Wikingerprinzen … «
    »Und die Frau?« fragte der Wolf.
    »Ja, die Frau. Sie ist sehr schön … «
    »Aber gefährlich?«
    »Wie ein Gewittersturm!« stimmte Mergwin belustigt zu, dann erlosch das Lächeln in seinen Augen, seine Stimme nahm einen ernsten, nachdenklichen Klang an. »O ja, wilde Stürme werden toben, Feinde erheben sich zu Tausenden, und um ihnen allen zu trotzen, muss das Paar einen besonderen Sieg erringen … «
    »Über wen?«
    Mergwin strich über seinen Bart. »Ich glaube, über selbst.«
    »Lest weiter!« befahl der König. Und so wurde an der zerklüfteten, windgepeitschten Küste die Zukunft prophezeit …

     

     
    Teil I
    Der Kampf um die Gräfin und das Land

Kapitel 1
    An der französischen Küste, Frühling, a.d. 885
    »Melisande! Melisande! Seine Schiffe sind hier!«
    Rastlos war sie umhergeeilt. Aber bei diesen Worten blieb sie wie erstarrt inmitten des Turmzimmers stehen, von widersprüchlichen Gefühlen erfasst. Angst und Freude kämpften in ihr. Sie hatte nicht geglaubt, dass er kommen würde. Aber Marie de Tresse, die jenseits der offenen Tür an der hölzernen Brustwehr stand, zerstreute alle Zweifel. Er hielt sein Versprechen, dass er sich holen würde, was ihm gebührte.
    Melisande warf das kunstvoll gewirkte Kettenhemd, das sie prüfend betrachtet hatte, zu Boden und stürmte hinaus. Sie warf nur einen kurzen Blick in Maries angstvolles Gesicht, dann beugte sie sich über die Brüstung ,und blickte aufs Meer hinaus.
    Ja, tatsächlich, er segelte heran. An einem solchen Tag war er zum ersten Mal hierhergekommen. Vor einer halben Ewigkeit! Suchte er sie nur immer in so furchtbaren Zeiten auf? Wollte er ihr helfen oder sie völlig vernichten?
    Mit diesen Fragen wollte sie sich heute nicht belasten. Er ist gekommen, um sich zu nehmen, was er für sein Eigentum hält. Plötzlich wurde ihr heiß und kalt zugleich. Sie berührte ihr Gesicht, das sich wie Feuer anfühlte und die Hand wie Eis. O Gott, er kam zu ihr …
    Ein heftiges Zittern durchströmte ihren Körper. Als würde es nicht schon genügen, dass tausend Dänen unter dem Befehl des verhassten Geoffrey vor ihrer Tür lauerten. Nein, nun musste auch noch er hierherfahren. Nach so langer Zeit. Aber vielleicht hatte er vieles vergessen.
    Und vielleicht erinnerte er sich an alles.
    Wie lächerlich! Vor den Dänen graute ihr längst nicht so wie vor ihm! Und warum? Wegen der Dinge, die sie getan hatte - die ihn hierherführten. Bald würde er an Land gehen. Sie erkannte bereits sein Schiff und sah seine Gestalt.
    Es war ein außergewöhnliches Schiff mit riesigem Drachenbug. Er stand an Deck in derselben stolzen Haltung wie bei der ersten Begegnung -
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