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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe
Autoren: Heather Graham
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neben seinem Vater, einen Fuß im Rehlederstiefel ebenfalls auf den Fels gestellt. Die Arme vor der Brust verschränkt, ließ er seinen Blick über das Meer schweifen. Es faszinierte ihn, ebenso wie die Sagen von den Göttern seines Vaters, den großen Kriegern, die in Walhall tafelten, vom zornigen Odin, der auf seinem achtbeinigen Pferd am Himmel dahinsprengte.
    »Es kann wundervoll sein, das Meer zu erkunden«, bemerkte sein Vater leise, »etwas Neues zu suchen, das Schwert zu schwingen, seinen rechtmäßigen Platz zu finden.«
    Conar begegnete den Augen des Königs. »O ja, ich werde über die Meere segeln!« gelobte er leidenschaftlich, warf den blonden Kopf in den Nacken und zeigte mit seinem Holzschwert zum Reich der Götter empor, die das Volk seines Vaters verehrte, zu Odin und Thor, zu Sturm, Donner und Blitz. Sein Umhang flatterte im Wind. Die Augen geschlossen, sog er die salzige Luft tief in seine Lungen. »Ich werde über das Meer segeln«, wiederholte er in sanfterem Ton. »Und ich werde meinen rechtmäßigen Platz auf dieser Erde finden und dort herrschen. Ich werde das Gesetz sein und den Menschen Frieden bringen. Auf den Thron von Dubhlain kann ich meinem Vater nicht folgen, aber ich will stets beweisen, dass ich sein Sohn bin. Man wird mich den >Herrn der Wölfe< nennen. So wie den großen Wolf von Norwegen. Glaub mir Vater, ich werde für das Recht kämpfen … «
    »Und für das, was dir gehört?« Belustigt fiel ihm der König ins Wort, doch er bezweifelte nicht, dass der junge seine Ziele erreichen würde.
    »Und für das, was mir gehört! Immer! Wenn man ein Land besitzen will, muss man dafür kämpfen, nicht wahr?«
    »Das stimmt, mein Sohn«, bestätigte der König lächelnd. »Und man kann es auch durch eine Heirat gewinnen.«
    »Also heiraten oder kämpfen « Nachdenklich runzelte Conar die Stirn.
    Sein Vater lachte. »Und manchmal ist das ein und dasselbe.«
    Der blonde junge schaute wieder aufs Meer. »Ich werde meinen rechtmäßigen Platz erringen, so hart ich auch darum kämpfen muss - gegen andere Männer oder gegen meine Frau.«
    Ein Blitz zerriss den Himmel, und der König blickte nach oben. Mergwin würde dies ein Omen nennen, dachte er. Ein sonderbares Gefühl ergriff ihn - kein Unbehagen, aber irgendetwas, das ihn warnte. Ohne sich umzudrehen, wusste er, dass der alte Mann hinter ihm stand, den Jungen beobachtete und dann den Himmel.
    Der König seufzte. »Also gut, Zauberer, was wollt Ihr mir sagen?«
    Gekränkt -wandte sich Mergwin zum König. Sein langes, weißes Haar und der Bart wehten in der frischen Brise. »Ich bin kein Zauberer, Olaf von Norwegen.«
    »ja, ich weiß, Ihr seid ein Druide und Runenmeister«, entgegnete Olaf müde. Der Junge schenkte dem Greis ein Lächeln, dann starrte er wieder auf die wild bewegten Wellen.
    »Verspottet Ihr mich?« fragte Mergwin. »Nach all den Jahren, König von Dubhlain?«
    »Dann sprecht!« forderte Olaf ihn auf. »Einmal habt Ihr prophezeit, Leith würde ein langes, glückliches Leben führen und weise herrschen. Bei Erics Geburt saht Ihr heftige Stürme voraus. Und was sagt Ihr über Conar?«
    »Ich weiß nicht recht, mein Herr … Was soll ich tun? Ein Lamm schlachten und zu den alten Göttern beten? Aber wie dieser Junge bin ich ein halber Ire und ein halber Norweger. Heute erblicke ich den Norweger in ihm. Schließt die Augen, großer König, stellt Euch den künftigen Mann vor!«
    Dazu brauchte Olaf die Augen nicht zu schließen. Deutlich genug sah er seinen Sohn als Mann vor sich, hochgewachsen und majestätisch, goldblond, voll sehniger Kraft, ein Krieger, der allen Feinden trotzen würde, Göttern oder Menschen.
    »Ja, mein Herr, dieser Sohn wird auch auf Reisen gehen«, weissagte Mergwin leise. »Er wird mächtig sein, stark und klug und segeln … «
    »Wohin?« fragte der König.
    Der Druide zögerte und runzelte die Stirn.
    »Seine Fahrt wird ihn nach Süden, über die Meeresenge führen, und wenn er findet was er gesucht hat, wird er es sofort beanspruchen.«
    »Und dann?«
    »Dann wird er kämpfen müssen, um es zu behalten. Das Land und sie! Es wird nicht einfach sein. Riesige Horden werden sich ihm in den Weg stellen und Schlachten entfesseln, wie man sie noch nie erlebt hat.«
    »Sie? Mergwin, wer ist sie?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln und betrachtete den Jungen, der so stolz und hoch aufgerichtet dastand, die blauen Augen auf die See gerichtet. Seufzend wandte er sich wieder an den König von Dubhlain. »Kein
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