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03 - Der Herr der Wölfe

03 - Der Herr der Wölfe

Titel: 03 - Der Herr der Wölfe
Autoren: Heather Graham
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muss da hinaus, sofort, Ragwald! Unsere Streitkräfte werden auseinandergetrieben. Schaut doch!«
    Bestürzt hielt er ihren Arm fest. »Nein! Lasst den Wikinger angreifen! Eine der beiden Seiten wird siegen, die Dänen oder die Norweger. Das sollen sie unter sich ausmachen. Ihr bleibt diesmal hier, in Sicherheit!«
    Sie riss sich los, zunächst ärgerlich, dann voll tiefer Sorge. Ragwald liebte sie. Und in diesen dunklen Tagen fand man nur selten Liebe. »Muss ich Euch daran erinnern, mein lieber Ratgeber? Ihr wart es, der mich zuerst da hinausgeschickt habt, in einer Rüstung. Ich bin die Gräfin, und ich werde hier die Stellung halten. In einem Punkt habt Ihr recht, sie sollen die Schlacht unter sich austragen. Aber ich muss unsere Männer aus der Falle führen, die sie zu verschlingen droht.«
    »Wartet!« rief Ragwald. »Seht doch, die Schiffe legen an!«
    »Ich kann nicht warten. Schaut, Ragwald!« Sie zog ihn zum Rand der Brustwehr und zeigte zur Küste hinab.
    Ihr Vater hätte eine außergewöhnliche Festung mit dicken Außenmauern erbaut, wie man sie seit den Angriffen der Wikinger bevorzugte. Melisandes Schloss lag auf einem Berggipfel, oberhalb eines sicheren Hafens. Die meisten anderen Burgen bestanden aus Holz, aber ihr Vater hatte die großen Vorteile von Steinen erkannt. Sie fingen kein Feuer. Innerhalb der hohen Wälle fühlte man sich geschützt. Ein großer Hof bot Menschen und Tieren Platz, den Schmieden, den Ställen für die großen Streitrösser, den Werkstätten und Küchenräumen.
    Zu beiden Seiten der Festung erhoben sich bewaldete Klippen, und die Brustwehr bot eine unbegrenzte Aussicht. Allein durch die günstige Lage konnte die Burg auch dann dem Feind standhalten, wenn nur wenige Krieger zurückblieben, um sie zu verteidigen. Auch jetzt wusste Melisande, den weitreichenden Ausblick zu nutzen. »Seht doch, Ragwald, da sind Philippe und Gaston! Ihre Truppen werden auseinandergesprengt, und in der Hitze des Gefechts merken sie es gar nicht. Ich muss gehen.«
    »Nein, Melisande!« widersprach Ragwald. Als sie an ihm vorbeilaufen wollte, umklammerte er wieder ihren Arm. Sie schaute ihm in die Augen, und zum ersten Mal sah er Angst darin flackern.
    Angst? Melisande fürchtete nichts und niemanden. Nur den Wikinger, dachte er. Schon immer. Er erzürnt und fasziniert sie gleichermaßen. Vielleicht ist sie jetzt vernünftig genug, ihn zu fürchten - und zu beten, er möge gekommen sein, um sie zu schützen. Obwohl sie ihm in jeder Hinsicht getrotzt hatte. Und jetzt will sie das Schwert ergreifen und in die Schlacht reiten …
    »Tut das nicht!« Warnte er sie und hielt sie fest.
    »Ich muss!« Ihre Stimme klang heiser und voller Verzweiflung. Ihre Augen spiegelten heftige, widerstreitende Gefühle wider.
    »Nein … «, begann er, doch da hatte sie seine Hand bereits abgeschüttelt, rannte die Brustwehr entlang und in den Turm. »Melisande!« Das Echo ihres Namens wehte zu Ragwald zurück wie ein langgezogener Klageschrei.
    Sie hörte nicht auf ihn. Unglücklich ging er an der Brustwehr auf und ab, am höchsten Punkt der Festung. Er schaute in den Hof hinab, zu den Außenmauern, den Wiesen jenseits der Tore, über das Meer hinweg.
    Wenig später entdeckte er Melisande, und sein altes Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf. Sie saß auf ihrem Streitroß Warrior, in ihrer vergoldeten Rüstung, die er vor so vielen Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, als sie in den Krieg gezogen war.
    Ragwalds Blick wanderte zu den Wikingerschiffen, die am Strand lagen. Er beobachtete, wie der Anführer seinen kegelförmigen Kriegshelm aufsetzte. Pferde wurden von Bord geführt, darunter der majestätische Thor, ein riesengroßer Hengst, muskulös, behände und geschmeidig wie sein Herr.
    Der Wikinger benötigte keine Erklärungen. Seine Männer standen bereit, um sich in den Nahkampf an der Küste zu stürzen oder sich auf die Rücken ihrer Wikingerpferde zu schwingen, die schon so viele gefährliche Seereisen überlebt hatten.
    Ohne Zögern eilten sie ins Kampfgetümmel ebenso wie Melisande. Die zitternden Finger um die Brustwehr geklammert, beobachtete Ragwald, wie sie in einiger Entfernung von den Neuankömmlingen ihr Schwert hochschwang und ihren Streitkräften bedeutete, sich neu zu formieren. Die Dänen, im Verein mit den verräterischen fränkischen Verbündeten, waren in der Überzahl. Tausend Angreifern standen vielleicht zweihundert Verteidiger gegenüber.
    Und wie Ragwald gehört hatte, sollten noch mehr
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