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0299 - In diesem Zimmer haust die Angst

0299 - In diesem Zimmer haust die Angst

Titel: 0299 - In diesem Zimmer haust die Angst
Autoren: Jason Dark
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Wohnungstüren.
    Es waren genau sechs, das hatte der Reporter erfahren. Zwischen den Türen und dem Treppenaufsatz befand sich nur ein schmaler Gang, der ebenso schmutzig wie alles in dieser Gegend war. Kippen, Papier, Blechdosen, da lag alles herum. Niemand hatte mehr etwas mitgenommen, und als Deja die Tür des ersten Zimmers aufstieß, wunderte er sich ein wenig, daß der weißgelbe Lampenstrahl über primitive Möbel huschte. Keiner hatte sie gestohlen, dieses Haus wurde wirklich gefürchtet.
    Er betrat das Zimmer.
    In der Mitte blieb er stehen, drehte sich im Kreis und leuchtete in jeden Winkel.
    Keine Geister, keine Dämonen. Ein völlig normaler Raum. Eine Mischung zwischen Schlaf- und Kochstelle.
    Paola Deja grinste nur müde. In dieser Bude fühlte sich wirklich niemand wohl.
    Nicht einmal ein Geist.
    Er untersuchte auch den nächsten Raum. Wieder der gleiche Kram, abgesehen von den Möbeln. Die waren noch primitiver, aus Brettern zusammengenagelt, mehr nicht.
    Der Reporter verstand die Welt nicht. Wie konnte sich jemand in so einem Haus fürchten? Das gab es einfach nicht. Er hatte zwar nur wenig mit Geistern zu tun gehabt, aber das war keine Umgebung für Gespenster. Auch im dritten deutete nichts daraufhin, daß es hier spukte.
    Deja kannte das Wort Zeitungsente. Und dieses ganze Theater, was da inszeniert worden war, schien ihm eine Zeitungsente zu sein. Ein Gerücht, um die sensationsarme Zeit zu überbrücken.
    Man konnte ihm vieles nachsagen, etwas jedoch nicht. Was er sich einmal vorgenommen hatte, das führte er auch durch. Bis zum bitteren Ende. Wenn er dann nichts gefunden hatte, würde er trotzdem den Bericht schreiben und einige Leute verdammt lächerlich machen, besonders die Polizisten.
    Mit diesen Gedanken trat er die Tür des vierten Zimmers auf. Der Lampenstrahl fiel bis an die gegenüberliegende Wand und traf dort genau einen großen Fleck, der an den Rändern auseinandergeplatzt war, so daß er eine Art von Stern mit dicken Tropfen bildete.
    Einen halben Schritt ging er vor. Der Blutfleck an der Wand störte. Der Reporter wußte, wie er zustandegekommen war. Es hatte einen Polizisten hart erwischt, und er hatte auch Aufnahmen der Leiche gesehen.
    Noch etwas irritierte ihn.
    Es war die Einrichtung des Zimmers. Man konnte sie ebenfalls als primitiv bezeichnen, aber in diesem Raum stand sie nicht mehr so, wie sie eigentlich hätte stehen müssen. Alles war durcheinander oder lag am Boden verteilt.
    Das begann bei einem Stuhl, ein Tisch war gekippt, und selbst der Ofen stand schräg. Das Oberteil eines Schranks hing noch an der Wand. Die Glasfenster waren zerbrochen. Ihre Scherben lagen vor dem Schrank am Boden und knirschten, als der Reporter auf sie trat.
    Hier hatte einiges nicht gestimmt.
    Paolo Deja dachte wieder an seinen Job und die Kamera. Der Blutfleck an der Wand gab ein gutes Motiv ab. Ihn nahm er zuerst auf und fotografierte ihn dreimal aus verschiedenen Perspektiven.
    Darüber konnte man schon etwas schreiben. Der Artikel mußte nur reißerisch genug aufgemacht werden, aber so etwas fiel ihm leicht.
    Auch die Möbel würden die Leser interessieren. Deja stellte sich in die vier Ecken des Zimmers und knipste. Die Minox an seinem Handgelenk arbeitete zuverlässig. So wurde alles geschafft, was er schaffen wollte.
    Er verließ den Raum und durchsuchte die beiden anderen, die noch in dieser Etage lagen.
    Bevor er die Treppe hochschritt, wollte er noch einmal in das vierte Zimmer zurück. Es unterschied sich tatsächlich von den übrigen Räumen, und der Reporter wurde das Gefühl nicht los, etwas übersehen zu haben.
    Wieder stieß er die Tür auf, leuchtete nach links und zuckte zusammen. Da stimmte etwas nicht.
    Deja besaß ein fotografisches Gedächtnis. Er wußte genau, wo der alte Gasofen gestanden hatte, doch an dieser Stelle befand er sich nicht mehr. Der Ofen war ein Stück nach vorn gerückt, und zwar auf die gegenüberliegende Wand zu.
    Sehr seltsam.
    Scharf drehte er sich um, weil er damit rechnete, daß sich vielleicht noch jemand in dieses Haus verirrt hatte, das stimmte nicht. Er sah keinen, und so richtete er sich wieder darauf ein, der einzige Besucher zu sein.
    Hinter ihm kratzte etwas.
    Ein Geräusch, das ihn herumfahren und seine Augen übergroß werden ließ.
    Es war der Ofen.
    Nun sah er es genau. Er bewegte sich, als würde er von unsichtbaren Händen geschoben.
    Ein schwerer, alter Ofen, an der Vorderseite noch mit Türen und Klappen versehen, bewegte sich von
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