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0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen

Titel: 0299 - Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
Autoren: Der Schatten kommt auf leisen Sohlen
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Außerdem soll man versuchen, herauszufinden, ob irgendwo in der Nähe ein Auto versteckt war. Wenn ja, wäre eine genaue Beschreibung des Wagens oder gar eine Angabe des Kennzeichens sehr wertvoll für uns. Können Sie uns anrufen lassen, wenn Ihre Leute etwas herausgefunden haben?«
    Der Sheriff versprach es.
    Ich legte den Hörer wieder auf, aber er hatte kaum die Gabel berührt, da schlug schon wieder das Telefon an. Der Chef nahm diesmal den Hörer und nannte seinen Namen.
    Als das Gespräch beendet war, sagte er:
    »Es sieht fast so aus, als ob ihr noch eine dritte Sache übernehmen müßt. Anruf von der Sekretärin des Oberbürgermeisters. Er bittet um die Entsendung eines G-man. Da ihr beide doch sowieso in die Cedar Street fahren wolltet, könntet ihr beim Rathaus reinschauen. Das ist ja ganz in der Nähe.«
    »Okay, Chef«, sagten wir ergaben. Aber begeistert waren wir nicht davon.
    ***
    »Und?« fragte Pitt Combers, der am Steuer saß.
    »Es war der Sheriff«, erwiderte Olera Budaglio. »Wegen der Himmelsmühle.«
    »Sprich dich aus, mein Sohn«, sagte Combers, der nur zwei Jahre älter war als Budaglio, diesen aber trotzdem immer nur ›Sohn‹ nannte.
    »Der Sheriff wollte wissen, ob die Mühle noch genug Sprit hatte. Ich habe ihm gesagt, daß sie mindestens noch fünfzig Meilen geschafft hätte.«
    »Sollen wir sie etwa zurückfliegen?«
    »Nein. Aber der Sheriff will wissen, ob irgendwo in der Nähe ein Auto versteckt war.«
    »Ein Auto?«
    »Ja.«
    »Das ist ja großartig«, maulte Combers. »Dann können wir durchs kniehohe Gras schleichen. Dabei hat es vor zwei Stunden geregnet. Wenn wir rauskommen, werden die Hosen klitschnaß sein.«
    »Das habe ich vergessen, dem Sheriff zu erzählen«, sagte Budaglio und lächelte.
    »Er hätte dich in Stücke gerissen.« Pitt Combers wendete den Streifenwagen und fegte auf der Straße wieder zurück, auf der sie gerade gekommen waren.
    »Wo willst du hin?« fragte Budaglio. »Zum alten Sheppers. Der treibt doch seine Schafe durch die Gegend, wo der Hubschrauber stand. Wenn da ein Auto war, müßte er es uns sagen können.«
    »Wenn er in den letzten Tagen mit seiner Herde dort war.«
    »Warum soll er nicht dagewesen sein? Auch ein Polizist kann doch mal Glück haben.«
    »Davon habe ich im Instruktionsbuch kein Wort gelesen.«
    »Kannst du denn überhaupt lesen, mein Sohn?« fragte Combers.
    »Nein, Papa.«
    »Na also.«
    Combers und Budaglio waren gegensätzliche Typen.
    Combers war groß, schwer, breitschultrig, flachsblond und immer blaß, obgleich er ständig im Außendienst eingesetzt war.
    Budaglio war fast klein, drahtig, sonnengebräunt und schwarzlockig.
    Jedes Gespräch, das die beiden führten, artete unweigerlich zu einer Blödelei aus.
    Sobald es aber darauf ankam, ergänzten sich die beiden im Dienst großartig.
    Eine halbe Meile nördlich von Berlin hatte der alte Sheppers seine Schafställe und eine Hütte, die er weniger sorgfältig gebaut hatte als die Ställe. Im Grunde war Sheppers ein Überbleibsel aus der ›guten, alten Zeit‹, von der er so häufig sprach. Er gehörte zur Landschaft wie der Steinadler zum Felsengebirge.
    »Schon von weitem kannst du sehen, daß Sheppers mit der Herde unterwegs ist«, brummte Budaglio, als sie in der Ferne die niedrigen Stallungen erblickten.
    »Woher weiß der kleine Sherlock Holmes denn das?« spottete Combers.
    »Weil kein Rauch aufsteigt. Wenn Sheppers zu Hause ist, hat er immer Feuer in seinem Kanonenofen. Im Sommer wie im Winter.«
    »Du mußt ihn gut kennen, Sohn.«
    »Du mußt dir bald mal eine Brille anschaffen, Opa.«
    Sie schwiegen für den Rest des Weges, bis Combers den schweren Streifenwagen auf dem schlammigen Hof zwischen den Ställen stoppte.
    »He, Sheppers!« brüllte er zum offenen Seitenfenster hinaus.
    Nichts rührte sich. Combers wendete abermals und jagte wieder zurück.
    »Jetzt müssen wir doch noch ins nasse Gras!« schimpfte er.
    »Du hättest ein Bücherwurm oder ein Verwaltungsmensch werden sollen, wenn du Angst vor nassen Füßen hast, Opa.«
    Ein paar Minuten später hielt Combers den Wagen an. Links von der Straße erstreckte sich ein Weideland. Eine halbe Meile entfernt von der Straße gab es ein Birkenwäldchen. Zwischen Straße und Wäldchen stand das kniehohe, blaugrüne, scharfe Präriegras.
    »Also rein ins Vergnügen«, brummte Combers. »Kannst du schwimmen?«
    »Nein.«
    »Es hätte mich auch gewundert, wenn du mal was gekonnt hättest, Sohn.«
    Sie stapften
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