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0298 - Amoklauf der Schläfer

Titel: 0298 - Amoklauf der Schläfer
Autoren: Unbekannt
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wurde.
    Die Impulswaffe in seiner Hand ging ohne sein bewußtes Dazutun los und riß ein klaffendes Loch in eine der acht Spiegelwände. Geschmolzenes Glassit vermischte sich mit einer gelbgrünen, gallertartigen Flüssigkeit. Dampf quoll auf; es roch nach verbrannten organischen Stoffen.
    Mit hervorquellenden Augen starrte der Meister der Insel auf die geschwärzte Gestalt, die aus der zerschossenen Gruftwabe glitt und auf dem Boden zusammenbrach.
    Er mußte sich übergeben.
    Danach rannte er weiter. Die Waffe hatte er fallen gelassen, ohne es überhaupt zu bemerken. Er merkte auch nicht, daß er schrie.
    Grauen und Furcht hatten ihn gepackt und hielten ihn in ihrem Würgegriff, zerstörten seinen Verstand und trieben ihn zu einer Wahnsinnstat.
    Molat erreichte irgendwie die kleine Kammer, in der sich die Wiedererweckungsschaltung befand.
    Ohne sich über die Folgen seiner Handlung im klaren zu sein, riß er die plombierten Hebel bis zum Anschlag nach vorn. Eine uralte Maschinerie lief mit tiefem Summen an. Kontrollampen blinkten und flackerten, und eine Lautsprecherstimme schrie mit blechernem Klang eine Warnung nach der anderen hinaus.
    Trinar Molat hörte nicht zu.
    Er wußte nicht, was er soeben angerichtet hatte. Er begriff nicht, daß die mechanische Stimme ihn ununterbrochen aufforderte, die Hebel der Wiedererweckungsmaschinerie auf die erste Stufe zurückzuschieben, da die Wiedererweckung der Schläfer sonst zu abrupt erfolgte und keinen Dauererfolg versprach.
    Erst als die brüllenden, nackten Gestalten vor dem offenen Schott der Kammer vorüberwankten, erkannte er, was er angerichtet hatte.
    Doch da war der Fehler bereits irreversibel geworden, und aus dem gleichen Grund hatte die Lautsprecherstimme ihre Bemühungen aufgegeben.
    Dennoch stieß der MdI die Hebel zurück. Die Maschinengeräusche verstummten; dafür drang das grauenhafte Brüllen nun deutlicher herein.
    Mit zitternden Knien taumelte Trinar Molat durch die Tür. Eine Horde Nackter umringte ihn johlend, schrille Schreie brachen sich an den Spiegelwänden.
    Plötzlich zerstreuten sich die Wiedererweckten. Schreiend rannten sie durch das Tor, das zu den Schaltanlagen der geheimen Nebenzentrale führte.
    Der Meister der Insel tappte durch Pfützen somatischer Flüssigkeit und durch Kot. Sein Gesicht hatte die grüngelbe Färbung der Schlaftankflüssigkeit angenommen. Immer neue Scharen von Wiedererweckten tauchten aus den einzelnen Gruften auf, stürmten brüllend vorüber und ergossen sich gleich einer Sturmflut in die unterirdischen Anlagen.
    Molat taumelte auf den Ausgang zu. Sein Magen drehte sich wieder und wieder um, obwohl er längst leer war. Speichelfäden rannen ihm aus den Mundwinkeln, und seine Augen flackerten in irrem Glanz.
    Nur fort von hier!
    Nur heraus aus diesem Hexenkessel des Wahnsinns!
    Nach wenigen Minuten stand er vor den Schaltungen eines Doppellifts, der an die Oberfläche Tamaniums führte.
    Er überlegte.
    Sollte er es wagen, an die Oberfläche zu gehen? oder sollte er in den weniger verwüsteten Nebenanlagen des Bahnhofs nach einem intakten Fahrzeug suchen? Er entschied sich für die Oberfläche.
    Doch bevor er den eigentlichen Lift noch betreten hatte, leuchteten die Warntafeln grellrot auf. Schriftbilder meldeten Gefahr, und eine mechanische Stimme verkündete, daß Terraner und seltsame Roboter den Pfortenbunker des Lifts angriffen.
    Der MdI drehte sich um und rannte, wie von Furien gehetzt, den Weg zurück, den er eben erst gekommen war.
    Er bemerkte nicht daß hinter ihm eine kleine Gestalt im Kampfanzug materialisierte - aber auch der Eindringling sah ihn nicht, weil er von einer Horde wiedererweckten angegriffen wurde, die aus einem Seitengang gerannt kamen.
    Er sah ihn nicht - aber er empfing die Gehirnimpulse des Meisters der Insel, die mehr und mehr von den Impulsen Wahnsinniger überlagert wurden.
    Trinar Molat erreichte unterdessen eine der zahlreichen Schalthallen. Er hatte das warnende Flüstern seiner Helmautomatik nicht überhört und wußte, daß jenes kleine Wesen, das scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, über die Gabe der Teleportation und Telepathie verfügte.
    Die Schlußfolgerung daraus lag auf der Hand.
    Der Fremde hatte ihn offenbar an den charakteristischen Ausstrahlungen seines Gehirns erkannt und war aufs Gerätewohl teleportiert. Und nun suchte er in dem Gewimmel der vielen Impulse wahnsinniger Hirne wiederum nach seinem Gedankenmuster.
    Gewiß, der Kleine würde ihn nicht töten
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