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0297 - Straße in die Hölle

0297 - Straße in die Hölle

Titel: 0297 - Straße in die Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an ihn, dabei war sie normalerweise alles andere als ein hilfloses Kätzchen. Wurde sie angegriffen, konnte sie sehr wohl die Krallen zeigen.
    »Eine Straße in die Hölle«, berichtete sie stockend. »Wimmernde Seelen im ewigen Feuer. Und auf der Straße, auf dem Weg in die Hölle… ich! Hand in Hand mit Asmodis!«
    Zamorra pfiff leise durch die Zähne. »Ein verdammter Traum«, sagte er.
    »Aber es war viel realistischer als ein Traum«, sagte sie. »Es war… wie die Wirklichkeit.«
    »Eine Zukunftsvision? Aber du hast doch noch nie in die Zukunft sehen können.«
    Nicole hob die schmalen Schultern.
    »Ich weiß nicht, was es war«, sagte sie. »Vielleicht hat mir auch jemand diesen Traum aufoktroiert, aufgezwungen. Um mich zu verunsichern, um uns dadurch zu schwächen? Vielleicht… immerhin sind wir hier nicht daheim im abgeschirmten Château Montagne, sondern in einem Hotel in New York.«
    »Und es ist vier Uhr früh«, sagte Zamorra. »Die Sonne geht auf.«
    Aber noch war es draußen dämmrigdüster. Nur ein dünner Streifen am Horizont begann sich zu bilden, der den beginnenden Tag ankündigte.
    Nicole löste sich aus Zamorras Umarmung und ließ sich auf das zerwühlte Kissen zurücksinken. »Ich verstehe es nicht«, flüsterte sie. »So wirklichkeitsgetreu… aber wenn es eine Vision war, ein hellseherischer Blick in die Zukunft - wie um alles in der Welt komme ich dazu, Hand in Hand mit Asmodis in die Hölle zu marschieren? Das begreife ich nicht.«
    Auch Zamorra konnte ihr keine Erklärung anbieten.
    »Vielleicht solltest du versuchen, wieder einzuschlafen«, schlug er nach einer Weile vor.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht«, sagte sie. »Nicht nach diesem seltsamen Traum… da komme ich nicht so schnell drüber weg.«
    »Soll ich dich hypnotisieren, damit du Ruhe findest? Die Nacht war lang, und wir brauchen beide Schlaf.« Sie waren erst sehr spät ins Hotel zurückgekommen und hatten auch noch nicht sofort Schlaf gefunden. Zwei Uhr war es immerhin geworden. Und am Vormittag wollten sie sich schon wieder mit ihrem Freund und Kampfgefährten Bill Fleming treffen.
    Sie kamen aus Florida. Nach ihrem Abenteuer mit Astrano hatten sie sich von den Peters-Zwillingen getrennt und waren nach New York geflogen, um Bill zu besuchen. Ihr »dienstältester« Kampfgefährte lehrte hier an der Universität Geschichte und war gerade mal wieder im Lande. Was lag näher, als ein paar Tage in seiner Gesellschaft zuzubringen? Es traf sich günstig, daß auch seine Gefährtin Manuela Ford aus Germany herübergekommen war, so konnten sie gemeinsam ein Wiedersehensfest feiern. Und das hatte eben sehr lange gedauert…
    Um Bill und Manuela nicht zu sehr zur Last zu fallen, hatten sie der Einladung widerstanden und sich in einem großen Luxushotel einquartiert. Aber vielleicht, überlegte Zamorra, war das ein Fehler gewesen. Bills Haus war magisch abgeschirmt, das Hotel nicht.
    Nicole erhob sich und trat ans Fenster, sah hinaus.
    Suchte sie dort draußen den Urheber ihrer Alptraumvision?
    Zamorra betrachtete ihre schlanke, nackte Gestalt. Ihr Körper war nicht verspannt, also konnte der Schock nicht allzu groß sein. Immerhin war Nicole hart im Nehmen.
    Hand in Hand mit Asmodis…
    Asmodis, Fürst der Finsternis, Herr der Hölle, Patriarch der Schwarzen Familie der Dämonen. Eine bizarre Gestalt, aus der Zamorra nie so richtig klug geworden war. Asmodis ließ sich nicht einschätzen. Mehr als einmal hatte er untypisch reagiert, war auf Zamorra eingegangen, hatte ihm einst gar gegen den Diener des Krakenthrons, den gefährlichen Amun-Re, einen Beistandspakt aufgedrängt. Und wenn sie sich über den Weg liefen, Zamorra und Asmodis, war es selten ein tödlicher Kampf, sondern meist nur ein Geplänkel, bei dem mit Tricks gearbeitet wurde.
    Wahrscheinlich weniger deshalb, weil sie sich nicht gegenseitig hätten vernichten können. Da steckte unterschwellig noch etwas anderes hinter. Beide respektierten einander, schätzten ihre Qualitäten als Gegner. Wahrscheinlich, dachte Zamorra sarkastisch, würde es recht langweilig, Asmodis als Gegner zu verlieren. Er war schon so etwas wie eine Institution.
    Er schüttelte den Kopf. Sympathie für den Teufel? Ging das nicht doch entschieden zu weit? Immerhin bekämpfte er die Mächte der Finsternis, zu denen eben auch Asmodis gehörte!
    Asmodis, der Zwielichtige, von dem niemand genau sagen konnte, wer oder was er wirklich war. War Nicoles Vision vielleicht ein Wink für die
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