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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche
Autoren: Edgar Wallace
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Bekanntschaft . . . Um Sie wieder zu treffen. Ich habe nicht erwartet -«
    Wieder unterbrach Amery sie.
    »Sagen Sie Hallam, er soll sich eine neue Beschäftigung suchen! Sagen sie ihm auch, daß ich hinter ihm her bin und daß ich es ernst meine. Ich werde diese Amateurbande von Rauschgiftschiebern beseitigen.«
    »Rauschgiftschieber?« japste sie.
    Amery nickte.
    »Wußten Sie das nicht? Ich habe mich schon gefragt, ob er es Ihnen erzählt hat. Bestellen Sie ihm: Mein letztes Wort an ihn ist - 'raus!«
    Er ging Mrs. Hallam zur Tür voraus: »Leben Sie wohl, Mrs. Trene Hallam! Trene ist Ihr Mädchenname, wenn ich mich richtig erinnere. Sie stammen doch aus Lambeth? Vergessen Sie nicht die Botschaft an Ihren Mann!«
    Lou Hallam mußte ihre ganze Kunst aufbieten, um auf ihr Gesicht wieder ein Lächeln zu zaubern, als sie in das Vorzimmer trat und die Tür hinter sich schloß.
    »So ein netter Mann, aber etwas verändert!« murmelte sie und drückte flüchtig die Hand des Mädchens. »Ich sehe Sie doch morgen, meine Liebe?« »Ich will versuchen zu kommen . . .«
    »Sie müssen kommen!« betonte Lou Hallam, und ihre Stimme klang unangenehm scharf. »Ich akzeptiere kein Nein.«
    Sie schien es eilig zu haben, und auf dem ganzen Heimweg überlegte sie, ob wohl Major Amery und seine Sekretärin so vertraut miteinander waren, daß er ihr alles erzählte.
    Nach dem eiligen Aufbruch seiner Besucherin öffnete Major Amery die Tür zu einem kleinen Kabinett, das als Kleiderablage und Waschraum diente. Der Chinese Feng Ho stand von einem alten Koffer auf, der ihm als Sitz gedient hatte, und kam in Amerys Privatbüro. Der Major hielt Mrs. Hallams Visitenkarte in der Hand. »Geh heute abend zu dieser Adresse und durchsuche sorgfältig die ganze Wohnung! Ich brauche jedes Dokument, das du finden kannst! Wende aber nur dann Gewalt an, wenn es gar nicht anders geht. Möglicherweise findest du nichts, es kann aber sein, daß du wertvolle Informationen ausfindig machst. Sollte es notwendig sein, gebrauche Soyokas Namen. Und nun geh!«

8
    Elsa verspürte wenig Lust, nach Elgin Crescent zu gehen, und schob die Wiederbegegnung mit ihrem Vormund noch hinaus. Von der City fuhr sie mit dem Autobus zum Trafalgar Square und spazierte dann durch den Park. An den Bäumen brachen die Knospen auf, hier und da war der Ansatz der Rhododendronblüten zu sehen, die den Park bald in ein Flammenmeer verwandeln würden. Aber Elsas Gedanken beschäftigten sich mit dem seltsamen Mann, der so plötzlich in ihr Leben getreten war.
    Als sie nach Hause kam, war Mr. Tarn noch nicht zurück. Er hatte angerufen, daß er spät heimkomme und daß sie nicht mit dem Essen auf ihn warten solle. Sie atmete erleichtert auf, denn sie war gar nicht in der Stimmung, die Morgenunterhaltung wieder aufzunehmen.
    Das Haus Nr. 40 in Elgin Crescent war in zwei Wohnungen aufgeteilt, die untere im Erdgeschoß und die obere, die ihr Vormund bewohnte. Arbeits- und Eßzimmer lagen im ersten Stockwerk; Elsas Zimmer lag über dem Eßzimmer. Es war ein gemütlicher Raum mit einem Schreibtisch, mehreren, gut gefüllten Bücherregalen, einem bequemen Lehnsessel und einem kleinen Radioapparat.
    Elsa versuchte zu lesen, aber immer wieder schob sich das Gesicht des Unheimlichen über die Buchseiten, und er lächelte sie sogar an. Das Bild wurde so lebendig, daß sie das Buch geräuschvoll zuklappte. Sie dachte darüber nach, was er wohl des Abends tue. Wahrscheinlich gehörte er einem Klub an. Ralf hatte ihr erzählt, daß er ihn in seinem Klub gesehen habe. Vielleicht ging er auch ins Theater. Ob er wohl Verwandte oder Freunde hatte? Fast tat er ihr leid.
    Sie war schon im Begriff, ins Bett zu gehen, als sie die stolpernden Schritte Tarns auf der Treppe hörte. Dann klappte die Tür zu seinem Arbeitszimmer zu. Schnell drehte Elsa das Licht ab und war nach wenigen Minuten eingeschlafen.
    Gegen Morgen wurde sie durch ein Geräusch geweckt. Erschrocken setzte sie sich auf und versuchte, in der Dunkelheit ihres Zimmers etwas zu erkennen. Doch alles war wie sonst; die Uhr tickte auf dem Kaminsims und unterstrich noch die Ruhe im Haus. Doch jetzt hörte sie es wieder - einen schwachen, schnappenden Ton, der vom Fenster herkam. Elsa sprang aus dem Bett und schlug den Vorhang zur Seite. Das weiße Mondlicht flutete herein und glitzerte auf einem Gegenstand, der vor dem Fenster lag. Es war ein Dolch, in dessen Griff chinesiche Schriftzeichen eingeritzt waren.

9
    Ein Dolch! Wer hatte ihn dort
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