Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens
Autoren: Parkweg des Grauens
Vom Netzwerk:
nachdachte, umso mehr fiel mir auf, dass sich eigentlich alles, was in diesem Fall von Bedeutung zu sein schien, in diesen beiden Straßen abspielte: in der 95th und der 96th Street.
    Das Haus war tatsächlich leicht zu finden. Es hatte fünf Stockwerke und hob sich aus der Reihe der anderen Gebäude schon dadurch heraus, dass man ihm die Renovierung ansah. Ich ließ den Jaguar am Straßenrand stehen und ging zur Hausfür. Sie war verschlossen. Ich besah mir die Schildchen links am großen Klingelbrett. Der Name Tina Polling war dabei, und nach der Anordnung der Klingeln war darauf zu schließen, dass Tina im dritten Stock wohnte.
    Eine Weile dachte ich darüber nach, ob ich gleich bei Tina klingeln sollte, aber dann entschied ich mich dafür, mich erst ein bisschen über Tina selbst umzuhören. Vielleicht war Greyston der geeignete Mann dafür. Ich drückte also den Klingelknopf nieder, unter dem sein Name stand.
    Es dauerte nicht lange, da wurde die Haustür aufgeschlossen. Ein Bulle von einem Kerl erschien in der offenen Tür. Er hatte einen Knick im Nasenbein, verunstaltete Ohren, die in vielen Schlägereien allmählich das Aussehen von Blumenkohl gewonnen hatten, eine niedrige Stirn und vorstehende, wulstige Augenbrauenbogen.
    »Was wollen Sie?«, knurrte er mich an.
    »Ich möchte Mister Greyston sprechen«, sagte ich höflich, wie es sich gehört.
    »Mister Greyston hat keine Zeit«, knurrte der Gorilla und wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen.
    »Ich möchte Mister Greyston sprechen«, wiederholte ich ruhig und noch immer sehr höflich.
    »Mensch, ich schraub dich auseinander«, verkündete er großsprecherisch.
    Immerhin: Ich stand auf der Straße und hatte keine Lust, Aufsehen zu erregen. Also zauberte ich meinen Dienstausweis aus der Tasche und sagte gelassen: »Geh mal einen Schritt rückwärts, Goliath!«
    Diese Sprache versteht auch der Dümmste, und mein Gorilla schien auch durchaus Respekt vor der Polizei zu haben. Er trat gehorsam einen Schritt zurück. Ich folgte, stieß die Tür mit dem Absatz zu und erklärte: »Ich bin G-man Cotton vom New Yorker FBI-Büro. Und nun geh schön und sag deinem Boss Bescheid, dass ich mit ihm sprechen möchte.«
    Er schüttelte den Kopf, stur wie ein gereizter Stier, dem man zu viel rotes Tuch gezeigt hatte.
    »Das ist unmöglich«, stieß er wütend hervor. »Der Boss ist nicht zu sprechen, und wenn du der Bürgermeister wärst! Mister Greyston hat keine Zeit, für nichts und für niemand.«
    »Frag ihn doch erst mal«, schlug ich vor. »Wenn du ihm sagst, dass ich G-man bin, wird er bestimmt Zeit haben.«
    »Ich habe meine Anweisungen«, behauptete er. »Also, hau ab! Oder ich dresch dich durch, dass du dich hinterher freiwillig für den Zoo meldest.«
    Ich atmete einmal tief durch und sagte mir dabei, dass die Geduld eine edle Tugend ist. Mit der Gelassenheit eines hundertjährigen Weisen zog ich meinen Dienstausweis und gab mich eine Sekunde lang der Hoffnung hin, endlich den Gorilla zur Vernunft bringen zu können. Ebenso gut hätte ich ihm eine Tafel mit Keilschrift zeigen können.
    Er schlug mir diesmal den Ausweis einfach aus der Hand.
    Nirgendwo steht, dass sich ein G-man nicht wehren darf, wenn er angegriffen wird. Als er mit der Linken nachsetzen wollte, blockte ich den Schlag mit dem Ellenbogen ab und setzte ihm eine hübsche mittelschwere Sache ins Dreieck der Brustgrube.
    Es gab ein leises Zischen, als ihm die Luft über die Lippen pfiff. Aber gleich darauf rammte er mir das Knie gegen die Hüfte, sodass ich ein Stück zurückgeworfen wurde.
    Irgendwas muss hinter mir gewesen sein. Ich krachte mit den Waden dagegen, stolperte und verlor das Gleichgewicht. Im Stürzen sah ich gerade noch, wie er ein Schnappmesser aus der Tasche zog. Mit zwei Schritten war er heran. Er beugte sich vor. Mit einem scharfen metallischen Geräusch schoss die Klinge aus dem Heft.
    ***
    »Na?«, brummte der alte Neville, als Phil ihn traf.
    Mein Freund unterhielt sich mit ihm über alle Vorfälle der letzten vierundzwanzig Stunden.
    »Da fällt mir ein, dass ich dich noch etwas fragen wollte, Neville. Kannst du dich erinnern, dass du den Namen Millertoe schon einmal gehört hast?«
    »Millertoe?«
    »Ja. Ganz recht.«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Ich bin ganz sicher, dass ich den Namen schon einmal gehört habe«, sagte Phil überzeugt. »Es ist wichtig für mich. Versuch doch bitte, herauszukriegen, in welcher Sache ein Millertoe eine Rolle gespielt hat,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher