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0284 - Gehirn-Gespenster

0284 - Gehirn-Gespenster

Titel: 0284 - Gehirn-Gespenster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kent…«
    »Hoppla!« stieß Roger hervor. »Jimmy Kent? Das gibt’s doch nicht! Es weiß doch keiner, woran ich schreibe, und deine Beziehung zu… Moment mal, Pat. Da stimmt was nicht. Das ist nicht die ganze Geschichte.«
    Stockend erzählte sie sie.
    Roger Blake rieb sich das Kinn. »Eigenartig, verdammt eigenartig«, sagte er. »Diesen Jimmy Kent muß ich kennenlernen. So viele Zufälle gibt’s nicht auf einmal. Und da ist noch etwas. Diese schwarzhaarige Frau… Ich habe sie erst im letzten Kapitel eingeführt, Pat. Du kannst sie nicht kennen. Sie steht auf der Gegenseite.«
    »Deshalb das Dreifinger-Zeichen und…« Und da stöhnte Patsy verzweifelt auf. »Rog, ich bin doch nicht verrückt? Sag doch was, Rog! Sag, daß das alles nur ein böser Traum ist! Dein Roman… Die Figuren…«
    »Das macht mich ja auch so verrückt«, stieß er hervor. »Jimmy Kent und diese Taury Sheldon… So habe ich sie genannt… Eine Person allein kann noch ein unglaubwürdiger Zufall sein. Aber gleich zwei…? Und das Zeichen, das ich erfunden habe? Wenn hier jemand verrückt wird, dann sind wir es beide. Verdammt, das ist doch nicht möglich…« Und im gleichen Moment stöhnte er verzweifelt auf, weil seine Kopfschmerzen wieder spürbar wurden, die er durch den bisherigen Streß zurückgedrängt hatte. Aber jetzt, wo alles vorbei war, kamen sie in alter Stärke wieder.
    »Was hast du, Rog?«
    »Kopfschmerzen… Schmerzen, die mich zum Schreiben zwingen… Verdammt, ich kann nicht anders! Ich muß weitermachen .«
    »Wir sollten abreisen«, bat Patsy. »Sofort, ehe noch mehr von diesen verrückten Sachen geschehen.«
    »Keine Zeit… So gut habe ich lange nicht mehr gearbeitet. Nein, noch nie… Ich muß wieder schreiben, Patsy! Wir reden später noch einmal darüber, ja?«
    Und er öffnete mit Patsys Programmkarte die zerstörte Zwischentür, trat hindurch und ließ die Karte stecken. Patsy nahm sie wieder an sich und keilte einen im Moment nicht benötigten Schuh so dazwischen, daß die Tür nicht ins Schloß einrasten konnte.
    Rogers Schreibmaschine surrte schon wieder.
    Mit Roger war nichts anzufangen! Sie schielte nach dem Hochprozentigen. Davon brauchte sie noch ein paar Schlucke, um sich halbwegs zu erholen, aber vielleicht mußte sie auch mit Menschen sprechen… Und das konnte sie am besten unten. Daß dort in etwa einer halben Stunde Jimmy Kent auf sie wartete, daran dachte sie schon nicht mehr.
    Sie verließ ihr Zimmer. Der Lift trug sie nach unten. Sie schlug den Weg zum Freigelände ein. Und rannte gegen einen hochgewachsenen Mann in lederner Westernkleidung. Beide taumelten.
    »Hoppla«, sagte der große Mann. »Sorry, Lady. Ich wollte Sie nicht umrennen…«
    »Oh, ich muß mich entschuldigen. Ich habe doch Sie umgerannt«, und plötzlich hatte sie es nicht mehr so blindeilig. Sie musterte den Mann mit der warmen, sympathischen Stimme.
    »Darf ich Sie zu einer Sahnetorte einladen?« lächelte er jungenhaft. »Oder zu einem Täßchen Kaffee oder so?«
    »Kaum… Einen Whiskey kann ich jetzt eher gebrauchen, Cowboy. Ich nehme Ihre Einladung an.«
    Der Ledermann hob die Brauen. »Whisky für die Lady… Na, Sie scheint ja etwas gehörig umgehauen zu haben. Okay, dann folgen Sie mir mal unauffällig, und wenn Sie jemanden brauchen, dem Sie Ihr Herz ausschütten wollen: Rob Tendyke hört und schweigt. Okay?«
    »Okay«, brachte sie hervor. Sie begriff selbst nicht, was sie dazu brachte, mit diesem fremden Mann zu reden, aber irgendwie war er ihr nicht fremd. Sie hatte Vertrauen zu ihm. Mehr Vertrauen als zu Jimmy Kent, dem Geheimnisvollen. Und vielelicht war Rob Tendyke auch der Mann, der ihr die Ruhe wiedergeben konnte - und mehr.
    Sie folgte ihm an einen der kleinen Tische am Rand der Freifläche. Die Abenddämmerung setzte ein. In diesen Breiten kam die Nacht dann schnell, aber bis die Kälte kam, würde es noch ein wenig dauern. Der Swimming-pool war jedenfalls noch gut besetzt von Menschen, die Abkühlung suchten.
    Und Rob Tendyke hörte, leicht vorgebeugt, interessiert zu.
    ***
    Zamorra schob den leeren Teller zurück. »Nach Löwe hat es zwar nicht gerade geschmeckt, aber…«
    »Du kannst doch nicht verlangen, daß der Küchenchef extra deinetwegen eine Safari durchführen und einen Löwen schießen läßt«, sagte Nicole. Was sie sonst noch sagen wollte, ging in dröhnender Musik unter. Die Band, deren Instrumente auf der kleinen Bühne aufgebaut worden waren, begann zu spielen. Zamorra begann zu grinsen,
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