Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0283 - Xorrons Totenheer

0283 - Xorrons Totenheer

Titel: 0283 - Xorrons Totenheer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
England zu fahren. Allerdings nur die Leiter der Clubs. Die wollten sich zusammentun und sich in den großen Ferien London anschauen.
    Die Idee stammte eigentlich von Hauke Heck. Er hatte die besten Beziehungen nach London, denn in dieser Stadt wohnte ein Brieffreund von ihm, ein junger Japaner, der sich, ebenso wie Hauke, auch mit Mystik und Horror beschäftigte.
    Koto, so hieß der Japaner, war bereits weitergegangen und hatte gewisse Experimente durchgeführt, an denen er auch seine deutschen Freunde teilhaben lassen wollte.
    Als Hauke mit dem Vorschlag herausrückte, waren seine Freunde natürlich begeistert. Sie hatten einige Monate gespart, um sich die Reise leisten zu können. Nun befanden sie sich in London und an dem Ort, den Hauke vorgeschlagen hatte.
    Er paßte zu ihnen wie die berühmte Faust aufs Auge, denn sie hatten als Treffpunkt einen alten Friedhof ausgemacht, der am Rande der Millionenstadt lag.
    Hier wurde niemand mehr begraben. Die Stadt hatte das Gelände aufgegeben, so gab es auch keinen mehr, der es sauberhielt. Das Unkraut konnte ebenso wuchern wie Büsche und Hecken. Sie verdeckten die alten, schiefen Grabsteine, und die dünnen Zweige der Trauerweiden hingen so weit nach unten, daß sie mit ihren Spitzen über die grauen, moosbewachsenen Steine streiften, als wollten sie diese streicheln.
    Selbst bei Tageslicht machte der Friedhof einen unheimlichen Eindruck.
    Wer unter den Kronen der Trauerweiden saß, bekam nur wenig Licht ab, weil viel gefiltert wurde.
    Eine solche Trauerweide hatten sich die neun Freunde ausgesucht. Es war ein besonders prächtiges Exemplar, dicht gewachsen und mit Zweigen, die sich vor ihnen zu verneigen schienen und manchmal sogar den Boden berührten, auf dem sich unter diesem natürlichen Dach moosiges Gras ausgebreitet hatte.
    Gräber gab es hier nicht. Dafür etwas anderes. Irgend jemand hatte an dieser Stelle eine Bank und einen Tisch aufgestellt. Die Größe des Tisches reichte aus, um alle Freunde einen Platz finden zu lassen, und das faulig und weich wirkende Holz war immerhin so stark, daß es nicht brach, wenn sich die Jungen auf die Bänke setzten.
    Im Moment warteten sie auf Hauke Heck. Er war verschwunden, um seinen Brieffreund zu treffen. Mit ihm wollte er zurückkehren, und angeblich sollte Koto ihnen dann etwas Geheimnisvolles vorführen.
    Was das war, darüber hatte sich Hauke nicht ausgelassen. Wahrscheinlich wußte er es selbst nicht, aber seine Freunde wurden mittlerweile ungeduldig. Schließlich war Hauke fast zwei Stunden verschwunden, und so lange zu warten, ist nicht jedermanns Sache.
    Hinzu kam der seltsame Ort. Obwohl sich die Jungen mit Horror beschäftigten, war einigen von ihnen dieser Friedhof doch ein wenig unheimlich. Zuerst hatten sie sich ja gefreut und darüber gelacht, aber wenn keiner von ihnen etwas sagte und Ruhe eingekehrt war, da glaubten einige, eine seltsame Atmosphäre zu spüren, die über dem Friedhof lag und ihn regelrecht belastete.
    England erlebte wie auch Deutschland und das übrige Europa eine gewaltige Hitzewelle. Davon blieb auch der Friedhof nicht verschont. Unter den dichten Zweigen der uralten Trauerweide schien die Luft zu stehen, und wenn die Menschen atmeten, hatten sie das Gefühl, die Luft oder den Sauerstoff trinken zu können.
    So schwül war es.
    An einem Ende des Tisches saß Ullrich Latta. Er trug ein dünnes T-Shirt und helle Jeans. Jetzt haute der blondhaarige Achtzehnjährige mit der Faust auf die Holzplatte. »Verdammt, ich habe keine Lust mehr«, beschwerte er sich nach dem Schlag. »Wenn er nicht bald kommt, verschwinde ich von hier.«
    »Hast du Angst?« fragte Andreas Schattmann grinsend. Er saß Ullrich genau gegenüber.
    »Ich?«
    »Sicher.«
    »Das wollen wir doch mal sehen.« Ullrich lachte. »Ich und Angst. Ich würde sogar hier übernachten.«
    »Die Idee ist gut«, meinte Marc Fürstner, »übernachten können wir hier. Zwischen den alten Gräbern unseren Platz finden und darauf warten, daß die Toten aus der feuchten Erde steigen.«
    »Von denen wird wohl nicht mehr viel übriggeblieben sein«, meinte der dunkelhaarige Rudi Tewes trocken. »Vielleicht ein bißchen Skelettstaub. Und den kannst du wegpusten.«
    Die anderen lachten, was Ullrich aber nicht daran hinderte, sich zu erheben.
    »Wo willst du hin?« wurde er gefragt.
    Ullrich deutete über seine Schulter. »Ich schaue mich mal ein wenig um.« Er zog den Hosenstoff von seinen schweißfeuchten Oberschenkeln und stieg über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher