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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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jemand über seine Gabe des Zweiten Gesichts sprach. Sein ganzes Leben lang hatte er Dinge vorausgesehen, ohne je eine Erklärung dafür zu finden.
    Auf der anderen Seite des Erdrutsches hielt sich der Nebel dicht am Boden. Lediglich die Tatsache, daß auf ihrem Weg keine Bäume wuchsen, sagte ihnen, daß sie überhaupt noch auf der Straße waren.
    Zur rechten Seite erhob sich jetzt eine Mauer aus moosbedeckten Feldsteinen. Während sie ihr folgten, stießen sie auf der anderen Seite der Straße auf das erste Haus. Klein, eng, aus verwitterten, rohen Brettern gebaut und mit schmalen Fenster, schien es uralt. Es stand zwischen den hohen Föhren, als ob es sich verstecken wollte. Seine Fenster sahen aus wie blinde Augen mit schwarzen Klappen, die die Außenwelt ausschlössen. Durch den Nebel konnten sie noch ähnliche Häuser sehen. Endlich kamen sie auf den Hauptplatz von Widderburn. An einem Haus mit baufälliger Veranda hing ein Schild „STORE“.
    Den Platz beherrschte ein riesiges, viereckiges Gebäude aus Stein mit einer zwei Stufen über der Straße liegenden Holzterrasse. Seine Mitte bildete ein Kirchturm mit einem großen, umgekehrten Kreuz.
    Auf der anderen Seite des Platzes setzte sich die Mauer, unterbrochen von zwei eisernen Toren, fort. Dahinter verlief eine Straße.
    In der Mitte des Platzes befand sich ein merkwürdiges Gebilde aus Stein, das wie eine halbzerstörte oder erst halbfertige Statue wirkte.
    Campion stellte das Gepäck ab und ging hinüber, um es sich genau zu betrachten. Kate folgte ihm.
    Nachdem er es einmal umkreist hatte, ließ sich Campion auf ein Knie nieder, um die in den Sockel eingegrabenen Figuren besser sehen zu können. Das etwa zwanzig Zentimeter hohe Gebilde hatte die Form eines Pentagramms. Als er aufstand, rieb er sich die Hände, als ob er etwas Unreines berührt hätte, und blickte auf den Stein, der sich etwa anderhalb Meter hoch in der Mitte erhob. Die Spitze ging schräg nach unten, die Enden sahen nach Ost und West. Jedes Ende lief in ein paar Hörner aus, die sich in einem Bogen nach oben schwangen und dann in der Mitte am Grund wieder zusammentrafen.
    Campion wandte sich beunruhigt an Kate. „Der Platz sieht verlassen aus.“
    „Vielleicht kriechen sie vor Mitternacht nicht unter den Steinen hervor.“ Sie wußte, daß das ein armseliger Versuch war, zu scherzen.
    „Irgendjemand muß hier sein. Laß es uns im Laden versuchen.“
    Während er sprach, nahm er sie beim Arm und setzte sich in Richtung Südseite des Platzes in Bewegung.
    Sie machte sich von ihm los. „Warte einen Augenblick. Was ist das für ein merkwürdiges Ding?“ Sie drehte sich zu dem Objekt um, das er so aufmerksam betrachtet hatte.
    Campion biß sich auf die Lippen. Er wußte, daß er sie nicht einfach ablenken konnte. „Es ist ein Pentagramm mit einem Teufelssattel.“
    „Was ist das?“
    „Ein Pentagramm benutzt man dazu, einen beschworenen Dämon einzuschließen. Der Teufelssattel dient dem Dämon zur Rast, während er sich die Bitten der Gemeinde anhört.“
    „Und was tut ein solches Ding hier?
    Wir sind ja schließlich nicht im Mittelalter, sondern im zwanzigsten Jahrhundert?“
    „Kate, es ist uralt. Wahrscheinlich steht es schon seit Urzeiten hier.“
    „Und warum ist es dann immer noch auf diesem Platz? Warum hat man es nicht zerstört?“
    „Hast du dir die Kirche genau angesehen?“
    Sie studierte das steinerne Gebäude sorgfältig eine ganze Weile, bis ihr die merkwürdige Stellung des Kreuzes auffiel. Sie atmete tief.
    „Das Kreuz steht umgekehrt“, sagte Campion. „Bei einer Teufelsanbetung werden die normalen Regeln eines Gottesdienstes umgekehrt, um Gott zu verhöhnen.“
    „Niemand betet den Teufel an!“ Ärger und Ekel klangen in ihrer Stimme mit. „Die Stadt ist verlassen, und niemand lebt mehr hier und benutzt die Kirche.“
    „Diese alten Formen der Teufelsanbetung sterben nicht aus, Kate.“
    Der Nebel hatte sich noch dichter zusammengebraut und stand jetzt wie eine Wand quer über die Südseite des Platzes. Die Umrisse der Häuser wurden immer schemenhafter. Zwischen ihnen trat ein großer, schlanker Mann in einer lila Mönchskutte hervor, sein Gesicht durch eine Kapuze verhüllt.
    „Man findet nicht oft einen Gläubigen, der von draußen kommt“, sagte er dumpf.
    Kate und Campion drehten sich um. „Das bin ich nicht, jedenfalls nicht so, wie Sie es meinen“, sagte Campion etwas verächtlich. „Ich weiß nur, daß solche Praktiken immer noch
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