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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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glauben, ist gleichgültig. Was ist, zählt.“
    Campion legte beruhigend seine Hand auf Kates Arm und wechselte schnell das Thema. „Durch einen Erdrutsch auf der Straße sind wir gezwungen worden, unseren Wagen stehen zu lassen. Gibt es eine Möglichkeit, den Weg frei zu bekommen und meinen Wagen in die Stadt bringen zu lassen?“
    „Sie sind auf der rückwärtigen Straße gekommen?“ Belial war erstaunt. „Das ist also der Grund, warum ich nichts von ihrem heutigen Kommen wußte. Ich dachte, Sie würden die Küstenstraße benutzen.“
    „Ich kam auf dem Weg, den mir Henri nannte“, sagte Campion.
    „Ich werde ein paar Männer beauftragen, morgen vormittag die Straße frei zu machen.“ Als er schwieg, hörte man merkwürdige Geräusche von draußen: ärgerliches Rufen und Schreien und das Hecheln eines Hundes. Belial richtete sich auf. Die alte Frau schloß die Augen und schien in sich zusammenzufallen. Campions Schritte dröhnten auf dem Holzboden, als er zur Tür ging und sie aufriß. Er sah durch den Nebel eine dunkle Horde mit Fackeln auf die Stadt zukommen.
    Am Tor versuchte ein Tier verzweifelt, sich mit den Pfoten durchzuarbeiten. An seinem Winseln erkannte Campion Charlemagne, der zu ihm zu kommen versuchte. Er sah, daß er den Platz nicht schnell genug überqueren konnte, um den Hund zu retten. Aber er sagte sich, daß der Hund an einer Stelle, wo der Zaun niedergebrochen war, darüber springen konnte.
    Charlemagne hielt mit seinem aufgeregten Kratzen inne und starrte über den Platz zu der von hinten erleuchteten Gestalt Campions hinüber. Dann heulte er auf und rannte zurück, auf seine Verfolger zu. Als er sie nahezu erreicht hatte, drehte er sich um und raste los. Er schaffte das Tor leicht, landete auf den Füßen und taumelte etwas. Mit ein paar Sätzen war der Hund oben auf den Stufen, erhob sich auf die Hinterbeine und legte seine Pfoten auf die Schultern des Mannes, berührte seine Wagen mit einem kurzen Lecken und legte dann seinen Kopf auf Campions rechte Schulter. Sein ganzer Körper bebte von der schnellen Flucht. Campion streichelte den Hundekopf. Dabei beobachtete er, wie die Leute durch die Tore auf den Platz strömten. Sie waren mit Sensen, Sicheln und Keulen bewaffnet. Wilder Haß stand in ihren Gesichtern. Instinktiv trat Campion einen Schritt zurück, so daß der Hund wieder auf die Füße fiel. Das Tier drückte sich dicht an ihn, als er in den Laden zurücktrat. Dann schloß er die Tür zwischen sich und dem rasenden Mob.
    Als Charlemagne Belial zu Gesicht bekam, fletschte er die Zähne. Campion sah, daß Belial den Hund mit äußerstem Widerwillen anstarrte. „Rufen Sie sie zurück, Belial“, forderte er. „Rufen Sie sie zurück, oder bei allem, was mir heilig ist, werden Sie in mir einen erbitterten Feind haben.“
    Belial hob seine haßerfüllten Augen. Lange hielt er Campions festem Blick nicht stand, er schaute zu Boden. „Das Tier hat unsere Schafe getötet. Wir haben wenig genug zum Leben, auch ohne daß der Hund unser Vieh umbringt.“
    „Ich glaube nicht, daß Charlemagne Schafe umbringt. Und falls er es täte, würde Valerie sie bezahlen.“
    „Sie kennen den Hund?“ fragte Belial erstaunt.
    „Ich habe ihn aufgezogen, trainiert und ihn Valerie geschenkt.“
    „Dann sind Sie der Mann, den sie heiraten wollte!“ Belial stellte es leicht amüsiert fest.
    Campions Rücken versteifte sich, als er die leise Verachtung in Belials Stimme gewahrte. Seine Augen waren eiskalt vor Wut. „Werden Sie jetzt Ihre Leute zurückrufen?“
    „Und wenn ich den Hund nicht retten will?“
    „Ich habe Sie gewarnt!“
    Die Tür brach auf und ein paar Leute schoben sich herein. Charlemagne knurrte und stellte sich kampfbereit. Die Männer und Frauen, die sich durch den Eingang drängten, waren alle genau wie Belial in lila Kutten gekleidet. Bei einigen verdeckte die Kapuze das Haar, bei anderen war sie auf die Schultern gefallen. Ihre Gesichter waren grau und teigig, wie von der schmutzigen Hand eines Kindes geformt; die Augen tief eingesunken. Ihre Münder glichen gekrümmten, farblosen Einschnitten. Sie wirkten alle, als ob sie aus einer dunklen Szene der Vergangenheit in die Gegenwart getreten wären.
    Zum erstenmal im Leben empfand Kate wirklich Angst. Sie verursachte einen scharfen Schmerz in der Magengrube, ein wahnsinniges Jagen des Pulses in ihren Ohren und ein fast unerträgliches Kältegefühl. Sie ergriff Campions Arm.
    Dieser wußte, daß er einer nie zuvor gekannten
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