Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0276 - Irrweg durch die Zeit

Titel: 0276 - Irrweg durch die Zeit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
von einem Zelt zum ändern hetzen und Leute, die nichts zu tun hatten, am Lagerrand in der Sonne sitzen. Das Bild wirkte harmlos. Je länger Rog hinsah, desto sicherer wurde er, daß den Lemurern sein Gleiter entgangen war.
    Er blieb trotzdem liegen und beobachtete weiter. Nach einer Weile entfernte sich eine Gruppe von etwa zwanzig Lemurern aus dem Lager und marschierte in Richtung auf die Fahrzeuge. Einen Augenblick lang wich Rogs Sorglosigkeit. Aber die Gleiter verließen das Lager nach Osten hin und in geringer Höhe.
    Wenige Minuten später waren sie talabwärts verschwunden.
    Zufrieden und erleichtert richtete Rog sich auf. Im selben Augenblick bemerkte er einen langen Schatten neben sich auf dem Boden.
    „Schon fertig, Barnard?" fragte er leichthin und wandte sich um.
    Der Mann war nicht Barnard. Ein paar unangenehme Sekunden lang hatte Rog das Gefühl, das Blut sei ihm in den Adern gefroren. Er war unfähig. Sich zu bewegen. Der Schock war zu groß.
    Der Fremde war hoch gewachsen und trug eine uniformähnliche Montur. Seine Haut besaß die typische samtbraune Farbe der lemurischen Rasse. Er hielt eine schwere Waffe mit beiden Händen, und die Mündung des Laufs zeigte auf Rogs Magengegend.
    „Wer sind Sie, und was haben Sie hier zu suchen?" fragte der Mann auf lemurisch.
    Rog erwachte aus seiner Starre. Er sah an dem Uniformierten vorbei und entdeckte im Hintergrund des Plateaus ein lemurisches Gleitfahrzeug, das unbemerkt dort gelandet sein mußte, während er über die Kante hinweg das Tal beobachtete. Zwei weitere Lemurer standen in der Nähe des Lochs, das Barnard und Festus in den Boden gebrannt hatten. Eine träge Qualmwolke stieg daraus in die Höhe.
    Der Lemurer wiederholte seine Frage. Rog verstand ihn, denn Tefroda, das mittlerweile fast jeder Mann des Andromeda-Unternehmens verstand, und die lemurische Sprache waren eng miteinander verwandt.
    Es war ihm klar, was er zu tun hatte. Festus und Barnard waren nirgendwo zu sehen. Es bestand die Möglichkeit, daß sie sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten. Er mußte die Lemurer hinhalten, bis er wußte, woran er war.
    „Ich bin Elam Thoron, Bürger des Östlichen Distrikts, und kam hierher, um nach wertvollen Metallen zu suchen."
    Er hielt den Atem an. Würde dem Lemurer sein tefrodischer Akzent auffallen? Gab es einen Östlichen Distrikt?
    Der Uniformierte zog mißtrauisch die Brauen zusammen. „Östlicher Distrikt? Von was?" Rog machte eine Ungewisse Handbewegung auf die Bergkuppe hin, die in östlicher Richtung lag.
    „Aha", lachte der Lemurer. „Keine-Städte-Land! Östlicher Distrikt nennen Sie das, wie? Verbrecher-Dschungel heißt das bei uns." Er machte mit dem Lauf seiner Waffe eine auffordernde Bewegung. „Los, Freund, Sie muß ich mir genauer ansehen."
    Rog gab auf. Seine Ausrede hatte ihm nichts eingebracht - im Gegenteil. Im Amazonastiefland schienen sich in dieser Epoche nur Verbrecher aufzuhalten, entweder weil sie von sich aus dorthin geflohen waren oder weil man sie deportiert hatte. Indem er sich für einen Bewohner des östlichen Tieflands ausgab, machte er den Lemurer erst recht mißtrauisch.
    Vor dem Uniformierten her schritt er auf das qualmende Loch zu. Die beiden Lemurer blickten ihm und seinem Begleiter fragend entgegen.
    „Also - was hat das zu bedeuten, Karpon?" rief Rogs Wächter.
    Karpon, ein schmächtiger, junger Mann, trat zwei Schritte von dem Loch zurück.
    „Das ist schwer zu sagen, Porú", antwortete er zögernd.
    „Mit andern Worten du hast keine Ahnung. Aiti?"
    Aiti war der Name des ändern. Er streckte die Hände aus und drehte sie mit der Innenseite nach oben.
    Die Geste war universal.
    „Ich weiß nicht, Porú. Warum fragst du nicht deinen Gefangenen?" Porú trat seitwärts an Rog vorbei.
    „Erklären Sie, was das Loch bedeutet!" befahl er.
    Rogs Verstand arbeitete fieberhaft. Wenn er jetzt keine plausible Erklärung fand, dann würden die Lemurer seinen Gleiter auseinandernehmen und bis in den letzten Winkel durchsuchen. Dabei konnte ihnen der Memosender nicht entgehen.
    „Ich sagte Ihnen schon", antwortete er mürrisch, „ich kam hierher, um nach wertvollen Metallen zu suchen."
    „Gold zum Beispiel, wie?" schnarrte Aiti.
    Rog musterte ihn und ließ sich Zeit dabei, um seine nächste Antwort zu überdenken. Aiti war klein und stämmig. Er hatte ein Gesicht, das an eine Maus erinnerte. Die kleinen, schwarzen Augen waren ständig in Bewegung. Er mochte kein Geisteslicht sein, aber Schläue
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher