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0276 - Ghouls in der Stadt

0276 - Ghouls in der Stadt

Titel: 0276 - Ghouls in der Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein einziger Sprung reichen würde.
    Doch die Kröte sprang nicht.
    Sie tappte noch einen Schritt vor und erreichte die Bannlinie im Boden. Da flammten grelle Blitze auf. Von einem Moment zum anderen wurde die weißmagische Sperre zu einer Feuerwand. Die Kröte brüllte auf, zuckte zurück. Die Flammen erloschen wieder. Nicoles Zauber war naturgemäß nicht sonderlich stark, weil keine große Vorbereitung und keine geistige Konzentration und Kraftentfaltung dahintersteckte. Es war mehr ein Schreckschuß, um den Ankömmling zu warnen.
    Aber der Ju-Ju-Stab zuckte jetzt in Nicoles Hand wie eine Wünschelrute. Dergleichen hatte sie noch nicht erlebt, aber das Verhalten des Stabes, den Zamorra einst von dem sterbenden Voodoo-Zauberer Ollam-onga erhielt, zeigte ihr, daß die Riesenkröte ein dämonisches Wesen sein mußte.
    Die großen Augen des Dämons richteten sich auf Nicole. »Willst du mich ärgern, Sterbliche?« kam es aus dem großen Maul, begleitet von dumpfem Gestank.
    Die Kröte ließ sich nach vorn fallen. Diesmal hielt die magische Sperre sie nicht auf. Die ohnehin geringe Kraft war verloschen, verbraucht in dem einmaligen Aufflackern. Nicole duckte sich zur Seite. Eine Pranke verfehlte sie um wenige Zentimeter. Sie kreiselte herum, schlug mit dem Stab instinktiv zu.
    Der Erfolg war verblüffend.
    Ein Knattern und Krachen setzte ein, als würden zu Sylvester jede Menge Knallkörper in einer Kettenreaktion hochgehen. Blitze flammten hin und her. Helle und düstere Flammen leckten gegeneinander, versuchten sich zu verzehren. Der Kröten-Dämon gab ein dumpfes Orgeln von sich, das anschwoll und die Tonleiter hinaufraste, zu einem schrillen, schmerzenden Kreischen und Pfeifen wurde.
    Er bäumte sich auf. Der Ju-Ju-Stab haftete an dem Dämonenarm, und Nicole, die den Stab nicht loslassen wollte, wurde mit hochgerissen. Immer noch kreischte und pfiff die Riesenkröte. Knatternd und prasselnd fraßen sich magische Energien vorwärts. Der Stab haftete wie festgenagelt. Die Schuppenhaut des Krötendämons zerfiel, das Fleisch wurde schwarz und löste sich von den Knochen. Knochen, die wie Stahl glänzten, aufglühten und sich schmelzend verformten.
    Ein elektrischer Schlag durchraste Nicole, und noch einer. Jetzt schrie auch sie. Sie klebte förmlich am Stab fest, und Entladungen, die von dem Dämon ausgingen, durchzuckten auch sie. Nie zuvor hatte sie so etwas erlebt, wenn der Stab in Aktion trat. Es war, als gebe es hier eine andere, unsagbar starke Macht, die zurückschlug und das Ende des Kröten-Dämons wenn auch nicht zu verhindern, so doch zu rächen versuchte. Vorhin hatte sie den Stab nicht loslassen wollen, jetzt konnte sie es nicht mehr. Sie klebte förmlich daran fest wie an einer Hochspannungs-Stromleitung.
    Der Dämon zerfiel und starb.
    Da endlich hörten die Schocks auf. Nicole brach über den dampfenden Resten des ungeheuerlichen Wesens zusammen. Sie fühlte sich erschöpft und müde. Am liebsten hätte sie sich an Ort und Stelle niedergelegt und wäre eingeschlafen. Aber mit aller Kraft, die sie noch besaß, hielt sie sich wach. Sie ahnte, daß dieser Schlaf ihr letzter sein würde.
    Der Ju-Ju-Stab vibrierte immer noch, obwohl der Dämon vernichtet war. Da waren magische Kraftströme, die in ständiger Wechselwirkung hin und her flossen, die aus dem Nichts kamen, um im Nichts wieder zu verschwinden.
    Nicole stöhnte. Wohin war sie hier geraten?
    Sie raffte sich hoch, kam taumelnd auf die Beine. Vor ihren Augen drehte sich die Welt. Bunte Flecken flimmerten. Ihre Zunge war pelzig, und ein höllischer Durst brannte in ihrer Kehle. War es ein Fehler gewesen, durch das Weltentor zu fliehen? Hätte sie nicht vielleicht doch noch eine Möglichkeit gefunden, mit den Ghouls fertig zu werden?
    Sie machte ein paar Schritte weiter vorwärts. Dann verließ sie die Kraft. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Seufzend brach sie in die Knie, beugte sich halb nach vorn und stützte sich mit beiden Händen ab.
    Es kostete sie Kraft, viel Kraft. Und es war, als würde diese Kraft immer weiter aus ihr herausgesaugt. Irgendwo war ein Vampir, der aus der Ferne ihr Leben trank. Sie wollte schreien und konnte es nicht. Ihr Mund öffnete sich, blieb aber stumm.
    Da sah sie die Teufel.
    Winzige kleine Gestalten, dunkelrot glühend, mit gedrehten Hörnern, Bocksfüßen und gepfeiltem Schweif. Meckernd und höhnisch lachend trippelten und tänzelten sie aus dem diffusen Hintergrund heran und auf Nicole
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