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0275 - Das Erbe des Satans

0275 - Das Erbe des Satans

Titel: 0275 - Das Erbe des Satans
Autoren: Das Erbe des Satans
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Stadt zur Verstärkung bekommen hatten, waren mit großem Eifer dabei, die herrlichsten Speisen herzurichten. Fünf Kellner gaben den Gedecken im Blauen Saal den letzten Schliff.
    Ich täuschte mit einigem Erfolg vor, mich nützlich zu machen, war aber im Grunde recht überflüssig und lief wie ein albernes Huhn durch die Gegend. Hier und dort zupfte ich an einer Tischdecke herum, korrigierte das Arrangement der Blumen — sehr laienhaft übrigens — und fuhr mit meinem weißbehandschuhten Finger über die Möbel, auf der Suche nach Staubteilchen, die nicht vorhanden waren.
    Ich hatte viel Sorgfalt auf mein Äußeres verwandt und hoffte, einem englischen Butler wenigstens entfernt ähnlich zu sehen. Obwohl mein Frack dadurch sehr eng wurde, trug ich die Smith and Wesson in der Schulterhalfter unter der Achsel.
    ***
    Um 19 Uhr begann der Einzug der Gäste.
    Ein halbes Hundert vornehmer, nach Banknoten riechender Herren im Smoking und mondäne Damen aller Jahrgänge, behangen mit Schmuck und in kostbare Abendkleider gehüllt, strömten in »Sunnyside« durch die weit geöffneten Flügeltüren des ›Roten Salons‹. Dort intonierte eine südamerikanische Jazzband schmissige Rhythmen. Joyce und Jesse Lane standen an der Tür, gaben den Gästen die Hand, wechselten freundliche Worte mit ihnen und hatten fröhliche Mienen aufgesetzt.
    Die Gäste standen im Roten Salon in kleinen Gruppen herum. Die Kellner balancierten Tabletts mit Aperitifs und anderen Getränken.
    June war in einem kupferroten Abendkleid erschienen. Sie war hinreißend schön und zog die Blicke sämtlicher Herren auf sich. Von ihrer arroganten Art hatte sie jedoch nicht abgelassen. Hochmütig und unnahbar nahm sie die Huldigungen einiger Jünglinge entgegen und behandelte die Boys ungemein herablassend. Chuck unterhielt sich freundlich mit einer anderen Gruppe junger Männer. Unter ihnen sah ich auch Jim Cowler. Er bemerkte mich ebenfalls, tat aber so, als kenne er mich nicht und blickte nur gelegentlich verstohlen zu mir herüber.
    Ich stand mit einem großen Tablett bewaffnet in der Nähe der Tür.
    Das Tablett bereitete mir einige Schwierigkeiten. Ich mußte mich damit recht vorsichtig bewegen, da es mir sonst aus der Hand gefallen wäre.
    Meine Aufmerksamkeit war so vollständig darauf gerichtet, daß ich beinahe den letzten der Gäste übersehen hätte. Er trat langsam durch die Flügeltür, küßte Joyce die Hand, machte dann Shakehands mit Jesse Lane und wandte sich schließlich in meine Richtung. Ich fuhr blitzschnell auf dem Absatz herum, stieß beinahe einen älteren Herrn um, der sich mit einem blondlockigen Teenager unterhielt, und dann stürzte ich, so schnell es ging — ohne Aufmerksamkeit zu erregen — zur nächsten Tür und von dort auf den Flur.
    Der letzte Gast war kein anderer als Joe Cookney, der Reporter der »New York Herald Tribune«. Ich war sicher, daß er mich nicht gesehen hatte.
    ***
    Es war klar, daß ich mich jetzt im Roten Salon und anschließend auch im Blauen Saal nicht sehen lassen durfte. Cookneys Verhalten hätte mich mit Sicherheit verraten. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zu warten, bis Jesse Lane den Schwachsinnigen holte. Dann mußte ich sofort zuschlagen, um das Verbrechen zu verhindern.
    Ich stand auf dem Flur und wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte. Aus dem Roten Salon drang das Stimmengewirr der Gäste. Die Kapelle spielte laut und rassig. Lachen klang auf. Die Musik verstummte. Einige Gäste applaudierten. Der Beifall war schwach und verebbte schnell.
    Keineswegs entmutigt begann die Kapelle von neuem.
    Ich öffnete eine Tür, die gegenüber den beiden Saaleingängen lag. Sie führte in ein Zimmer, das wie eine Bibliothek eingerichtet war. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge herab. Es war ziemlich düster in dem Raum. Ich schloß die Tür bis auf einen schmalen Spalt und stellte mich so in dem Zimmer auf, daß ich den Flur und die beiden gegenüberliegenden Türen überblicken konnte. Wenn Jesse Lane seine Gäste verließ, um heimlich den schwachsinnigen Mörder zu holen, so mußte ich ihn sehen.
    Ich hatte etwa zehn Minuten gewartet, als sich die Tür zum Roten Salon öffnete. Ein Mann trat heraus, aber es war nicht Jesse Lane. Es war Joe Cookney. Er schloß die Tür hinter sich und sah sich suchend um. Zögernd blieb er stehen. Im gleichen Augenblick, als ich meine Tür noch weiter zudrückte, um nicht gesehen zu werden, öffnete sich die Tür zum Blauen Saal. Diesmal erschien Jesse
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