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0272 - Gorgonen-Fluch

0272 - Gorgonen-Fluch

Titel: 0272 - Gorgonen-Fluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch besser, als würde ich dich verwandeln.«
    »Interessiert es dich nicht, warum du mich nicht mehr versteinern kannst?« fragte er.
    Sie konnte sich bewegen. Ihre Arme waren nicht mehr an den Leib gepreßt. Sie sah jetzt aus wie ein ganz normaler Mensch, nur daß sie eben eine Zwergin war - und Schlangenhaare trug.
    Eine Mini-Gorgone…
    Die Gorgonen des Altertums waren Zwerge gewesen! Das wurde Zamorra in diesem Moment klar. Zwerge, die sich nur deshalb unter normalgroßen Menschen behaupten konnten, weil sie über ihre unheimlichen Fähigkeiten verfügten!
    Sie winkte ab. »Ich besitze meine Magie und du die deine. Sie mag dich vor meiner Kraft schützen, aber nicht vor der Kraft meiner Sklaven. Sie interessiert mich nicht, weil sie nicht meine Magie ist.«
    Zamorra schluckte. Die Gleichgültigkeit dieser Gorgone war fast schon ungeheuerlich. Zeigte sich hierin ihre ganze Nichtmenschlichkeit? Dachte und fühlte sie so anders?
    »Einige Fragen wirst du mir noch beantworten«, sagte er.
    Die Zwerg-Gorgone lachte wieder spöttisch. »Sicher, Zauberer«, sagte sie. »Warum sollst du dumm sterben? Ich würde sie dir sogar beantworten, wenn ich dich leben ließe, denn du verdienst es, alles zu wissen… ein Phänomen wie du, das meiner Kraft trotzt!«
    Damit gab sie zu, doch an seinem Trick interessiert zu sein. Zwischen den Zeilen hieß das: Ich antworte dir, und du antwortest mir, bevor du stirbst!
    Ihm konnte es recht sein. Er gewann Zeit.
    »Wie können sie sich bewegen? Stein ist doch starr, tot!« behauptete er.
    Die Gorgone reckte sich etwas und lächelte geheimnisvoll. Ihr bezauberndes Antlitz unter den grauenhaften Schlangen konnte Zamorra nicht mehr betören. Er sah sie auf andere Weise als früher.
    »O ja«, sagte sie. »Stein ist starr… und bleibt auch starr! Nichts daran ist unnatürlich. Denn sie bewegen sich ja auch nicht.«
    »Und wie kommt es, daß eine Statue mich festhält?« spottete er.
    »Hast du dich nicht schon gefragt, wieso sie bluten können? Welche Bedeutung die blutigen Tränen haben?« stellte die Gorgone die Gegenfrage.
    Zamorra nickte.
    »Blut ist Leben… das war schon immer so, und es wird immer so bleiben. Früher machten wir Fehler, Zauberer. Früher ließen wir auch das Blut unserer Opfer erstarren. Doch ich habe dazugelernt, und sobald Euryale erwacht, wird auch sie diesen Trick lernen, Blut flüssig zu lassen und über dieses Blut den Steinen Leben zu verleihen…«
    Innerlich triumphierte Zamorra. Euryale schlief also tatsächlich noch irgendwo! Irgendwann mußte er sich auch um sie kümmern, aber das hatte Zeit. Dabei konnte er jetzt aus der Begegnung mit Stheno noch lernen. Er mußte soviel erfahren wie nur eben möglich.
    »Weiter«, verlangte er. »Ich verstehe noch nicht.«
    Die Gorgone sprach weiter.
    »Im Blut wohnt die Kraft. Solange es in den steinernen Adern kreist, können sie Kraft entwickeln. Es sieht so aus, als bewegten sie sich, aber das ist eine Täuschung. Er ist nur ein Kraftfeld… du würdest es Magie nennen. Es greift aus dem Steinkörper heraus.«
    Das war, was Ettore Dano nicht hatte wissen können, als er sich fragte, warum die scheinbar bewegliche Clarke-Figur ihren eigenen Sturz nicht aufhielt. Sie war und blieb unbeweglich, und die Blut-Kraft war vorübergehend dadurch geschwächt, daß Clarke Dano zurückriß. Bevor er diese Kräfte wieder erneuerte, stürzte er hilflos, und Dano mußte ihn auffangen…
    So ist das also, dachte Zamorra.
    »Noch eine Frage«, fügte er hinzu. »In der Sage werdet ihr als menschengroß oder größer geschildert! Hier aber stehst du so klein vor mir. Eine Zwergin! Wie ist das möglich? Bist du im Schlaf etwa geschrumpft?«
    Sie lachte spöttisch, die Grausame.
    »Zamorra, war es nicht schon immer ein Merkmal deiner Rasse, zu übertreiben? Oh, wir besaßen alle immer diese Größe… wir sind nie größer gewesen, aber die Furcht, die die Sterblichen vor uns empfanden und noch immer empfinden, ließ uns in ihrer Vorstellung riesengroß werden!«
    Zamorra setzte die Mosaiksteinchen zusammen. Und jetzt endlich gewann er ein komplettes Bild. Jetzt wußte er, was er wissen wollte. Nur die Gorgo Stheno -wußte nichts!
    Und das, dachte er, soll auch so bleiben - falls mein Plan im letzten Moment doch noch fehlschlägt!
    Er konzentrierte sich auf die July-Statue, die ihn mit ihrer Blutkraft festhielt, mit ihrer Magie - mit Sthenos Magie!
    »Nein!« schrie er. »Du hast dich verrechnet, Stheno! Sie kann mich nicht halten…
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