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027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre

Titel: 027 - Im Tempel der schwarzen Chimäre
Autoren: A.F.Morland
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gegenüberstanden, mußte ich ohne Verzögerung abdrücken, denn das würde auch er tun, und wenn ich nicht um den lebenserhaltenden Sekundenbruchteil flinker war als er, war ich unweigerlich dran, denn Frank Esslin machte es nicht nur nichts aus, mich zu töten, es bereitete ihm sogar ein höllisches Vergnügen, denn ihm war bekannt, daß derjenige, der Tony Ballard erledigte, in der Hölle zu einer Berühmtheit wurde, und dieses Ziel strebte er an.
    Der Eisenhaken schwebte zu mir herunter.
    »Wenn Sie am Haken hängen, befinden Sie sich auf einer Art Präsentierteller, Mr. Ballard«, sagte Inspektor O’Hanaway.
    Ich nickte. »Ich bin mir der Gefahr bewußt, in die ich mich begebe.«
    »Sollen wir Ihnen Feuerschutz geben, damit Esslin kein Preisschießen auf Sie veranstaltet?«
    Ich war damit einverstanden, und Gene O’Hanaway erteilte seinen Männern einen diesbezüglichen Befehl.
    Auf meiner Stirn glänzte ein dünner Schweißfilm. Ich gebe zu, meine Nerven vibrierten. Die Sache ging mir an die Nieren. In wenigen Minuten würde ich Frank Esslin vor dem Lauf meiner Waffe haben – und wenn ich keine andere Wahl hatte, würde ich ihn erschießen. Aber das würde nur in Notwehr geschehen, denn irgendwo, ganz hinten in meinem Kopf, existierte noch die vage Hoffnung, Frank Esslin umdrehen zu können. Folglich durfte ich ihn nur kampfunfähig schießen.
    Frank selbst würde über sein weiteres Schicksal entscheiden.
    Zwang er mich, ihn zu töten, würde ich es tun.
    Lieber wäre es mir jedoch anders gewesen.
    Der Metallhaken blieb zehn Zentimeter über dem Asphalt stehen.
    Ich stieg in die Krümmung, ergriff das Stahlseil mit der Linken und holte mit der Rechten den Diamondback aus der Schulterhalfter.
    »Viel Glück, Mr. Ballard«, sagte Gene O’Hanaway.
    »Danke.« Van Dyke sah mein Zeichen. Er legte einen Hebel um, und ich hob ab, als hätte ich die Schwerkraft verloren.
    Schon nach wenigen Augenblicken überschaute ich die Köpfe der Polizisten. Einige beobachteten meinen »Höhenflug«. Die andern beobachteten die Fenster des Abbruchhauses, hielten ihre Waffen im Anschlag und hätten losgeballert, wenn Frank Esslin sich an einem der Fenster gezeigt hätte. Das tat er aber nicht.
    Jedenfalls vorläufig nicht.
    Trotz des lauten Summens des Krans hörte ich mein aufgeregtes Herz schlagen.
    Das Tragische daran war, daß Frank Esslin völlig unschuldig in diese Situation geschlittert war. Rufus hatte ihn gezwungen, diese neue Rolle zu übernehmen. Jedem meiner Freunde – vielleicht mit Ausnahme von Mr. Silver – hätte das passieren können. Es hatte Frank getroffen…
    Erster Stock.
    Ich biß auf meine Unterlippe. Inspektor O’Hanaway hatte gesagt, Frank Esslin habe aus einem Fenster im dritten Stock gefeuert. Auf diese Etage konzentrierte ich mich, obwohl Frank inzwischen die Position geändert haben konnte.
    Die Fenster waren mit grauem Staub bedeckt, glänzten kaum noch, wirkten trübe, fast blind. Einige waren offen, andere eingeschlagen.
    Zweiter Stock.
    Da tauchte im dritten Stock eine Faust auf, die eine Pistole umschloß. Ich sah ein Stück vom Arm, aber nichts von dem Mann, dem dieser Arm gehörte. Er feuerte. Ein orangefarbener Mündungsblitz flammte auf. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Die Kugel, die mich vom Kranhaken holen sollte, ging aber weit daneben.
    Damit Frank nicht noch einmal schoß, fingen die Kanonen der Polizisten zu kläffen an. Die Projektile schlugen Löcher in die Mauer rings um das Fenster, hieben in das Holz des Rahmens, zertrümmerten das Glas.
    Frank Esslin mußte verschwinden.
    Ich bedeutete van Dyke, mich schneller hochzuziehen. Er nickte und beschleunigte das Tempo der Winde. Ich erreichte den dritten Stock. Es war mit van Dyke abgemacht, daß er den Kranarm nun schwenken sollte. Richtung Abbruchhaus. Dadurch würde ich mitschwingen und wie eine Kanonenkugel durch eines der Fenster sausen. Es mußte eine akrobatische Glanzleistung werden, und ich durfte mir dabei nichts brechen, sonst war Frank Esslin mir überlegen, und was das bedeutete, war uns allen klar…
    ***
    Auch Mexalock, Piris Bruder, trat aus der grünen Hütte. Er war eine große, stattliche Erscheinung, kräftig und muskulös, ein tapferer Krieger, der sich großartig in Szene gesetzt hatte, als Ytlar mit seinen Vogelbestien in das Reich der grünen Schatten einfiel. Sein Mut und seine Tapferkeit waren Prinzessin Ragu zu Ohren gekommen, und sie belohnte ihn dafür mit einem breiten, blutroten Halsband, auf das
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