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0263 - Sieben Stunden Angst

Titel: 0263 - Sieben Stunden Angst
Autoren: Unbekannt
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kein alberner Befehlsempfänger mehr sein möchte."
    Arrek vermied es, die Waffe seines Gegners anzublicken. Sechsunddreißig war von einer Hysterie befallen, die ihn jeden Augenblick zum Abdrucken veranlassen konnte. Dann, dachte Arrek düster, würde er tot auf dem kalten Boden dieses Seitenganges liegen und keines seiner vielgerühmten Medikamente würde ihm sein Leben zurückgeben können.
    „Wie alle Duplos machen Sie den Fehler, daß Sie Ihre Lage falsch einschätzen", sagte er zu Sechsunddreißig. „Die Zentrale hat große Erfahrung im Umgang mit Ihresgleichen. Für alle Duplos von wichtigen Männern gibt es sogenannte Verbindungsmänner. Sie sind der Verbindungsmann für die Ko-Antin-Duplikate."
    „Sie berichten mir nichts Neues", knurrte Ko-Antin. „Sie wollen nur Zeit gewinnen."
    „Ich will Ihnen klarmachen, daß Sie nichts gewinnen, wenn Sie mich erschießen. Die Schablone mit der Zellstrukturaufzeichnung von Ko-Antins Originalkörper befindet sich nicht an Bord der SUSAMA."
    „Das ist nicht wahr!" rief Sechsunddreißig.
    Arrek nickte bedauernd. „Doch, mein Freund", bekräftigte er. „Es wurde Ihnen lediglich mitgeteilt, daß sich die Schablone innerhalb dieses Schiffes befände, um Ihre Zuverlässigkeit zu überprüfen, von der die Zentrale glaubt, daß sie oft genug strapaziert wurde. Dieser Glaube, so scheint mir, besteht zu recht, denn Sie sind mit dem Plan hierhergekommen, die Schablone zu vernichten. Das versuchen früher oder später alle Verbindungsmänner. Es ist psychologisch leicht erklärbar. Wenn man sein ganzes Leben mit Männern zusammentrifft, die genauso aussehen wie man selbst, die die gleiche Sprache sprechen und den gleichen Charakter haben, dann muß es früher oder später zu einem solchen Ausbruch kommen. Zunächst versucht man seine Schwierigkeiten dadurch aus der Welt zu schaffen, daß man sich anders verhält als die übrigen Duplos des gleichen Originals. Es ist eine Flucht vor der eigenen Persönlichkeit, die schließlich in der Erkenntnis endet, daß es sinnlos ist, ein anderer Mensch als das Original sein zu wollen."
    „Ist Ihre Ansprache beendet?" erkundigte sich Sechsunddreißig.
    „Ich glaube, ja", sagte Arrek.
    „Dann bin ich an der Reihe. Es ist für Sie vollkommen gleichgültig, ob ich die Schablone finde oder nicht. Sie werden hier in diesem Gang sterben."
    „Dafür wird man Sie töten", sagte Arrek.
    „Das mag schon sein, doch ich werde dafür sorgen, daß Ihr Tod wie ein Unfall aussieht. Sobald ich Sie erschossen habe, werde ich Sie mit Kerosin übergießen und anzünden. Das wird den Roboter veranlassen, aus seiner Nische hervorzukommen und über Sie hinwegzurollen. Was glauben Sie, ist danach noch von Ihnen übrig, Arrek?"
    „Nicht sehr viel, fürchte ich", murmelte Arrek.
    Sechsunddreißigs Augen leuchteten auf. Arrek sah, wie die Waffe in der Hand des Duplos zitterte.
    Der Tod war Arrek schon oftmals begegnet, doch er hatte ihm noch nie so unmittelbar gegenübergestanden wie in diesem Augenblick. Arrek mußte unwillkürlich daran denken, daß im gleichen Augenblick ein anderer Mann" der genauso aussah wie Sechsunddreißig, in der Zentrale der SUSAMA stand und über das Problem der Relativität der Zeit nachdachte.
    Wohl zum erstenmal hatte Sechsunddreißig das erreicht, was er sein ganzes Leben lang erstrebt hatte: Er war anders als die anderen Duplikate von Ko-Antins Körper. Eine gewaltsam herbeigeführte Lösung durch das Unterbewußtsein eines unglücklichen Wesens.
    Der Multiduplikator - was für eine schreckliche Maschine, dachte Arrek abermals.
    „Was würden Sie tun, wenn ich Ihnen verspräche, Ihnen mit einem Rettungsboot Gelegenheit zur Flucht zu geben?" fragte Arrek.
    „Ich würde sagen, es ist ein verdammter Trick!" rief Sechsunddreißig.
    Ich konnte Tage reden, ohne das Mißtrauen auszulöschen, das er in sich angespeichert hat, überlegte Arrek erschüttert. Ich muß ihn töten, bevor er Unheil anrichten kann.
    „Gehen Sie in die Mitte des Ganges!" befahl Sechsunddreißig.
    Der Stellvertretende Kommandant wußte, daß er dort erschossen werden sollte, inmitten des Ganges, wo der schwere Roboter über ihn hinwegwalzen würde.
    „Nun gut", sagte er langsam. Er wandte sich von Sechsunddreißig ab, als wollte er dessen Anordnung nachkommen. Er brachte diese Bewegung jedoch nicht zu Ende, sondern warf sich mit einem mächtigen Satz in Richtung seines Gegners. Zischend entlud sich der Strahler. Der Energiestoß flammte über Arreks
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