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0261 - Die Fabrik des Teufels

Titel: 0261 - Die Fabrik des Teufels
Autoren: Unbekannt
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und doch vorsichtig bewegte er sich durch das hohe Gras auf die Palisade zu. Weder aus dem Dorf noch von sonstwoher kam auch nur der geringste Laut. Die Gegend schien wie ausgestorben. Die Sonne, obwohl sie fast im Zenit stand verbreitete nur eine dämmrige, rötliche Helligkeit, die die Augen anstrengte.
    Spics Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als er vor der Palisade anlangte. Er mußte drei Viertel des Umfangs abschreiten, bevor er das einzige Tor fand. Es stand weit offen. Spic sah hindurch und entdeckte den Mann, der in der Mitte des runden Platzes zwischen den Hütten reglos auf dem Boden lag.
    Mit ein paar Schritten war er bei ihm. Er brauchte ihn nicht zu untersuchen, um zu sehen, daß er tot war. Er lag da, als ob er schliefe, aber sein Haar war schlohweiß, die Augen standen offen und ein paar Käfer, durch das Geräusch erschreckt, flohen aus den Nasenlöchern und dem halboffenen Mund, wo sie mit ihrer grausigen Mahlzeit begonnen hatten.
    Der Mann war Neger. Er trug ein togaähnliches, schmutziges Gewand, und um die obere Schädelhälfte ein breites Band aus buntem Gewebe. Voller Widerwillen berührte Spic das Band. Es zerbröckelte unter dem Druck seiner Finger und löste sich zu Staub auf.
    Er ging weiter. In den Hütten war niemand, aber primitive Möbel und Gerätschaften, die überall herumlagen, wiesen darauf hin, daß sie noch vor kurzem bewohnt gewesen waren. Spic fragte sich, wo die Leute geblieben waren. Er dachte an den Mann, der mitten auf dem Dorfplatz lag und so offensichtlich an Altersschwäche gestorben war. Eine Idee kam ihm. Das plötzliche Ausschalten des lebenserhaltenden Schirmfelds mochte in den menschlichen Organismen einen überhitzten Alterungsprozeß hervorgerufen haben. Für die Jahrhunderte oder Jahrtausende, die sie in der Zeitlosigkeit verbracht hatten, mußten die Gefangenen der Tefroder jetzt mit beschleunigter Alterung bezahlen. Innerhalb weniger Stunden übersprang der Organismus Jahre und Jahrzehnte des natürlichen Ermüdungsprozesses, und ein Wesen, das zu Beginn des Tages noch ein fünfjähriges Kind gewesen war, starb gegen Abend an Altersschwäche.
    So mochte es gewesen sein, überlegte Spic. Die Bewohner des Dorfes, die ihr Ende kommen fühlten, verließen ihre Hütten und versteckten sich draußen im Freien, um einsam zu sterben - genauso, wie sie es vor fünfhundert Jahren auf der Erde getan hatten.
    Er war seiner Sache ziemlich sicher. Natürlich würde er zwei oder drei andere Niederlassungen aufsuchen müssen, um Gewißheit zu erlangen. Aber er wußte jetzt schon, was er zu sehen bekommen würde, und der Gedanke erfüllte ihn mit Trauer und Bitterkeit zugleich. Er wußte nicht, wieviel verschleppte menschliche Bewohner History hatte, aber nach den Schilderungen der Woolver-Zwillinge mußten es wenigstens hunderttausend sein. Die Vorstellung, daß hunderttausend Menschen durch das bloße Umlegen eines Generatorschalters zum Tode verurteilt und hingerichtet worden waren, ließ in ihm eine kalte Wut aufsteigen.
    Er war so von Zorn ergriffen, daß er das sanfte, klagende Winseln erst hörte, als es schon ganz nahe war. Erschrocken riß er die Waffe in die Höhe. Automatisch drückte der Mittelfinger den Entsicherungsknopf. Summend und vibrierend erwachte der Blaster zum Leben.
    Aus dem Schatten einer der Hütten kam ein Hund hervor. Er bewegte sich unsicher auf den Beinen, als hätte ihm jemand Alkohol zu trinken gegeben. Mit großen, klagenden Augen sah er zu Spic auf, während er sich wankend und offensichtlich mit letzter Kraft auf ihn zuschob. Zu Spics Füßen legte er sich nieder und rieb seinen Rücken gegen Spics grobe Stiefel.
    Spic beugte sich nieder und kraulte ihm das Fell. Ohne daß er es wußte, sprach er beruhigend auf das Tier ein - unsinnige, leise Worte, die ihm das Sterben leichter machen sollten.
    Er sprach lange und eindringlich, und Tränen kamen ihm dabei in die Augen. Der Hund lag still und zufrieden, die Augen vor Wohlbehagen geschlossen.
    Spic wußte später nicht mehr, wie lange er da gehockt hatte. Der Hund war längst tot. Er hatte ein totes Tier gekrault und sich dabei immer tiefer in seinen Zorn gegen die Tefroder hineingeredet.
    Schließlich stand er auf und schritt durch das offene Tor zum Dorf hinaus, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er hielt die summende Waffe immer noch umkrampft, als er die Leiter zur Kanzel des Jägers hinaufstieg. Die Idee kam ihm, er könnte den unterseeischen Stützpunkt der Tefroder, den Rakal und
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