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0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

Titel: 0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg
Autoren: Jason Dark
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Augenblick, als Sami Sorge die Tür so weit offen hatte wie nötig, griff sein Gegner zu.
    Der Penner ahnte in diesem Moment die Gefahr, die zu einer Lebensbedrohung für ihn anwuchs, aber er konnte nichts mehr dagegen unternehmen, weil sein Gegner zu schnell und brutal war.
    Der Hieb riß Sami fast das Gesicht auf. Er konnte nur noch dumpf gurgeln, flog zurück und krachte zu Boden. Mit dem Hinterkopf schlug er noch auf. Es dröhnte dumpf, aber Sami war zäh und überwand seine Schmerzen.
    Er kam hoch.
    Jetzt saß er, starrte nach vorn und glaubte, verrückt zu werden. Was er sah, das war ein Alptraum, ein Ding der Unmöglichkeit, und er konnte es einfach nicht fassen.
    Vor ihm, und dies konnte er genau erkennen, stand ein Monster. Eine Bestie. Eine Mischung aus Mensch und Tiger. Sehr deutlich zu sehen, denn das durch die offene Tür fallende Streulicht zeichnete die Konturen ziemlich genau nach.
    Kalt waren die Augen. Kalt und grausam. Sie strahlten in einem sehr hellen gelben Licht, und anstelle der Haut wuchs ein gelbweißes Fell, dessen einzelne Haare gesträubt waren.
    Seltsam für den Penner, daß er dies noch alles wahrnahm, obwohl er in einer so großen Gefahr schwebte. Noch überraschender, fast schlimmer jedoch war die Kleidung, die der Mann trug.
    Eine grüne Uniform.
    Die eines Polizisten!
    »Ein…Ein Bulle…«, stieß Sami Sorge hervor. »Verdammt, ein Bulle!«
    Es waren die letzten Worte in seinem Leben, denn das Raubtier mit dem Tigerkopf und der menschlichen Gestalt stieß sich plötzlich ab. Es sprang hoch, streckte die Anne dabei vor, und der Mann sah die Krallen dicht vor seinem Gesicht erscheinen.
    Sein Mund öffnete sich. Eine Wolke aus Fuselatem strömte dem Wertiger entgegen, der sich davon nicht stören ließ, sondern seine Mordabsicht verwirklichte.
    Er schlug zu.
    Gnadenlos waren die Prankenhiebe. Ans dem Maul drang ein furchtbares Fauchen. Der Tiger zitterte und bebte, und im Halbdunkel des Waggons geschah ein gräßliches Verbrechen.
    Der Penner war wehrlos. Er hauchte unter den Prankenhieben sein Leben allmählich aus…
    ***
    Der Wertiger richtete sich auf. Aus seinen gefühllosen Raubtieraugen starrte er auf den Toten. Sein Maul hatte er geöffnet, und aus ihm drang ein heißer Atem hervor. Der gesamte Körper zitterte und bebte. Er konnte seine Pranken nicht mehr ruhig halten. Nach dem unseligen Fluch damals hatte es Stefan Franke, den Polizisten, erwischt. Lange, über ein Jahr fast, hatte der Keim in ihm geschlummert und war schließlich aufgebrochen wie die Blüte einer Blume.
    Jetzt war es soweit. Er konnte dem Fluch nicht mehr entkommen. Er mußte töten.
    So befahl es die Schwarze Magie.
    Noch kniete er. Blutbefleckt war seine grüne Uniform. Polizist war er gewesen, menschliches Leben hatte er schützen sollen, nun war es von ihm vernichtet worden.
    Halb Raubtier, halb Mensch. Einen normalen Oberkörper besaß er, aber die Pranken eines Tigers und einen Kopf wie dieses Raubtier. Die Beine waren die eines Menschen.
    Das war Stefan Franke.
    Er hätte es sich nie träumen lassen, einmal solch einen Horror mitzumachen. Und das Schlimmste daran war, daß er dabei noch menschlich fühlte und dachte.
    Er handelte wie ein Tier, doch sein Denken glich dem eines Menschen, auch wenn es in bestimmten Situationen einfach ausgeschaltet war. Und so eine Situation hatte er hinter sieh.
    In diesem Waggon hatte er ein Versteck gefunden. In Sicherheit wollte er sein, nur in Sicherheit, denn sie waren ihm auf den Fersen. Seine ehemaligen Kollegen jagten ihn wie ein wildes Tier.
    Der Vergleich trieb einen lautlosen Lachanfall in ihm hoch. Ein wildes Tier war er geworden. Mit einem Menschen ließ er sich nicht vergleichen, und er litt ungeheuer unter dieser Doppelexistenz.
    Hastig drehte er sich um.
    Plötzlich war ihm klargeworden, daß er hier nicht mehr bleiben konnte.
    Man würde den Mord in einigen Stunden, wenn es hell war, entdecken und seine Spur aufnehmen. Wenn es eben ging, wollte er sie bis dahin verwischen und im Großstadt-Dschungel untertauchen.
    Der Penner hatte vor seinem Tod die Tür so weit geöffnet, daß der Wertiger bequem durch den Spalt schlüpfen konnte, ohne große Verrenkungen machen zu müssen.
    Auf tapsigen Beinen bewegte er sich dem Ausgang zu, wuchtete die Tür aber noch ein Stück auf und blieb für einen Moment stehen, um dann aus dem Wagen zu springen.
    Genau in dieser Sekunde flammten zwei Halogenscheinwerfer auf, deren gleißende Lichtstrahlen bereits auf den
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