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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Künste, die man bei einem biederen Sergeanten nicht vorausgesetzt hätte, darunter auch das Öffnen fremder Schlösser. Ich sagte ihm kurz, worum es ging, aber wohlweislich nichts von einem Apparat im Inneren des Gebäudes, sondern einer Telefonzelle auf der Straße.
    »Okay. Wenn ich das nicht hinbekäme, das wäre doch noch schöner.«
    Zehn Minuten später war er da. Er betrachtete das Schloss, tastete mit allen möglichen Instrumenten darin herum, wählte ein kleines, flaches Schlüsselchen aus, probierte es und steckte es fluchend wieder weg. Dasselbe wiederholte sich noch dreimal und das Fluchen wurde von Fall zu Fall lasterhafter. Dann machte es plötzlich »knacks«.
    Drinnen fanden wir genau das, was ich mir gedacht hatte, nämlich ein Tonbandgerät und dabei ein Mikrophon. Das heißt, dass jedes Wort, das in Mr. Lyons Office gesprochen wurde, hier aufgefangen und festgelegt wurde.
    Zurzeit war nicht viel von dem Band besprochen. Das war ja auch klar, denn man hatte die Spule ausgewechselt, nachdem oder noch während wir in Lyons Office waren. Man hatte sogar die ganze Unterhaltung abhören können, und das Band erst zum Schluss auswechseln können.
    Wer das getan hatte, wussten wir nicht. Aber ich hoffte zuversichtlich, dass der Täter, der dieses Spiel wahrscheinlich schon monate- oder vielleicht sogar schon jahrelang gespielt hatte, gefasst würde.
    ***
    Lyons hätte am liebsten voller Wut die ganze Anlage herausgerissen, aber das war nicht in unserem Sinn. Wir schlossen das Fach sorgfältig ab, und der Sergenat war so nett, mir den Schlüssel zu überlassen.
    Dann verzogen wir uns.
    Ich rief sofort in unserem Office an und gab Instruktion, dass der Büroraum mit dem Tonbandgerät Tag und Nacht unter Bewachung sein müsse. Ich ersuchte ausdrücklich darum, keine Verhaftung vorzunehmen sondern jeden, der den Raum betrat, zu verfolgen und aufs Genaueste zu überwachen. Es ging uns ja nicht darum einen kleinen Zuträger zu schnappen. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, den Boss des Bezirks zu erwischen.
    Wenn nicht alles trog und Lyons ein Phantast war, so musste dieser Boss King Perry Niles sein, der Mann mit dem Haus im Millionärsviertel der 72. Straße und der Villa auf Staten Island.
    Wir schärften Mr. Lyons ein, sich nichts anmerken zu lassen, aber trotzdem bei allem, was er in seinem Büro sprach, daran zu denken, das Unbefugte mithörten. Wir blieben noch, bis einer unserer Kollegen ankam, um die Wache zu übernehmen. Er würde um Mitternacht abgelöst werden, und es würde dafür gesorgt werden, dass der Raum keine Sekunde ohne Aufsicht war. Ein Streifenwagen hielt an der Ecke der Elk Street, um die Verfolgung eines jeden, der ihm bezeichnet wurde, aufnehmen zu können.
    Um sechs Uhr waren wir im Office, und dort fand ich die verlange Auskunft des Fernsprechamtes vor.
    Man hatte an Hand der Nummern sämtliche sechs Teilnehmer feststellen können, deren Rufnummer Eigin sich notiert hatte. Der erste Name war Patty Deegan. Das Mädchen wohnte in Greenwich Village in der Abingdon Street 28. Ich hätte mich aber sehr täuschen müssen, wenn dieses Mädel nicht dort im Künstlerviertel eine Stellung gehabt und Eigins augenblickliches Girl gewesen wäre.
    Nummer zwei war die Nummer des WATV Fernsehstudios im Madison 515 und wahrscheinlich uninteressant.
    Nummer drei war »Brittany Hotel« in der 10th Straße East. Vier und fünf »Billis Gay« in der 54th und »Manny Wolfs« in der 45th. Diese beiden letzteren waren bekannt als vergnügte Nachtklubs in denen man auch manchmal über die Stränge schlug.
    Die letzte Nummer brachte die große Überraschung. Sie gehörte Mr. Perry Niles, 72nd Straße Ost Nummer 87.
    Also musste Chester Eigin mit King Niles in Verbindung gestanden haben, und Pier 18 gehörte ebenfalls zu dem Bezirk des Kings.
    Wir saßen und guckten uns dumm an, als Neville hereinkam.
    »Na, ihr Jungs, ihr macht ja ein Gesicht, als ob euch die Petersilie verhagelt sei.«
    Neville erschien mir in diesem Augenblick wie ein rettender Gott. Das war eine Sache, die in sein Each schlug, ein Fach, von dem die meisten Polizeibeamten und Politiker behaupteten, es sei dabei nichts mehr zu holen.
    King Niles war, wenn nicht alles trog, ein Gangster der alten Schule, einer von denen, die in ihrem kleinen Palast sitzen und an den Fäden ziehen. Jedes Mal wenn er, genauso wie früher Al Capone, an einem dieser Fäden zog, so wurde ein Verbrechen begangen oder irgendjemand hauchte seine Seele aus. Es waren
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