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0250 - Der Höllensohn

0250 - Der Höllensohn

Titel: 0250 - Der Höllensohn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hölle los.
    Hinter den weißen Nebelschwaden war nicht viel zu erkennen. Aber Zamorra wußte, daß dort jetzt das Eis schmolz, der Wasserdampf gefror und in Form von Schnee und neuem Eis einen massiven Korken bildete, der den Schacht luftdicht abschloß. Wer nicht ebenfalls so eine Wunderwaffe besaß, würde erhebliche Schwierigkeiten haben, hier nach außen durchzubrechen.
    Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Zamorra rechnete damit, daß das, was in der Stadt lebte, durch eben diese Öffnung einen Ausbruch versuchen mochte.
    Und wenn es nur Krankheitskeime waren, die sich vierzigtausend Jahre lang hier unten gut gehalten hatten, um über eine dagegen völlig widerstandslose Menschheit herzufallen.
    Der Eispfropfen würde das nachhaltig verhindern.
    »So«, sagte Zamorra. »Dann wollen wir mal.«
    Er drehte sich um, richtete die Waffe auf die Barriere, um sie an einer Stelle zu durchschneiden und damit zu öffnen. Immerhin vermochte seine Strahlwaffe mehr auszurichten als die Spreng- und Thermoraketen der Hubschrauber, die den Krater in den Boden gesprengt hatten.
    Zamorras behandschuhter Zeigefinger berührte den Kontakt.
    »Nicht!« schrie da Nicole auf. »Schieß nicht!«
    Die Barriere existierte nicht mehr!
    ***
    Dorthin, wo die Hölle am schrecklichsten ist, begab sich Asmodis. Unangefochten bewegte er sich durch das Inferno, das ein menschlicher Verstand nicht mehr zu begreifen, geschweige denn zu beschreiben vermochte. Selbst der Fürst der Finsternis blieb nicht völlig unberührt davon. Er schirmte sich gegen das Grauen ab, das um ihn her regierte.
    Seine Idee glomm tief in seinem Inneren, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Und hier, wußte er, würde er fündig werden.
    Denn er selbst hatte vor rund achthundert oder etwas mehr Jahren jenen Mann hierher verbannt, der sich dem Bösen verschworen hatte und dann dennoch eigene Wege gehen wollte. Wege, welche Asmodis gar nicht gefielen. Noch weniger Pluton, seinem damaligen Berater.
    Seit jener Zeit brannte eine verlorene Seele im Glutodem der Verdammnis.
    Und selbst das war Pluton einst als eine zu gelinde Bestrafung erschienen. Er hatte Schlimmeres gefordert. Doch Schlimmeres vermochte Asmodis nicht aufzubieten.
    Reichte diese Hölle denn nicht?
    Hier erklangen keine Schreie der gequälten Seelen mehr. Wer hier war, konnte nie mehr schreien. Und doch existierte er.
    Das Reich der flammenden Schatten. Hier endeten die Schlimmsten der Schlimmen - jene, die es möglicherweise geschafft hätten, selbst zum Dämon zu werden. Wenn nicht…
    Wenn sie nicht der Größenwahn und der Machtrausch gepackt hätte. So wie jenen, den Asmodis jetzt suchte.
    Jenen, der einst nach dem Thron der Hölle griff und dafür sein Ende fand. Jenen, der das personifizierte Böse war.
    Heute noch mußte seine Seele existieren, zemarbt und verbrannt, lodernd und ausgehungert nach jedem Fetzchen Leben. Hier brannte die Hölle aller Höllen.
    Asmodis erreichte die verbotenen Zonen, in denen das namenlose Grauen wohnte. Weit breitete er die Arme aus und zeigte sich in all seiner höllischen Majestät, in seiner ursprünglichen Gestalt, die ausreichte, einem unbefangenen Menschen sofort den Verstand zu nehmen, sollte er sie erblicken. Denn auf der Erde benutzte Asmodis stets unterschiedliche Gestalten, Tierformen wie Menschenkörper. Was lag ihm denn daran, einen Haufen von Wahnsinnigen zu beherrschen? Er nahm darauf Rücksicht und paßte sich weitgehend menschlichen Seh- und Vorstellungsgewohnheiten an, um dadurch um so furchtbarer auf einen klaren Verstand zu wirken.
    Hier war dies unnötig. Hier würde er nur unnötige Kraft kosten. Kraft, die er benötigte, um sich selbst vor dem Chaos zu schützen.
    »Ich rufe dich, den ich einst verbannte!« schrie er. »Du, der du nach meinem Thron griffest - vor Hunderten von Jahren! Ich rufe dich, denn ich will dir Gnade zuteil werden lassen, so du geläutert bist in deinen triebhaften Sinnen!«
    Niemand antwortete ihm. Der, den er rief, schwieg.
    Aber Asmodis wußte, daß er noch existieren mußte. Der Fluch der Hölle war, daß keine Existenz darin verlorenging. Hier gab es keinen Tod. Denn die, die hier im Höllenfeuer glühlten, waren ja schon tot.
    Er rief den Namen des Gesuchten, begann gar mit einer Beschwörung, ihn zu zwingen.
    Und da endlich kam er.
    Langsam schritt er heran. Eine verwaschene, flammende Seele, nebelhaft und zerfressen, ohne Körper, der längst vergangen war.
    Brennende Augen sahen Asmodis an. Bösartige Gedanken
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