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0246 - Kontrollstation Modul

Titel: 0246 - Kontrollstation Modul
Autoren: Unbekannt
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immer, war es auch jetzt wieder ein seltsames Gefühl der Unwirklichkeit, das Noro Kagato beschlich. Der Raumfahrer im Linearraum befand sich weder im Normaluniversum noch im Hyperraum. Sein Raumschiff wurde von der energetischen Kugelschale des Kalup-Konverters gewaltsam in einer Zone viereinhalbdimensionaler, doppelt negativ wirkender Kraftfelder gehalten. Hier gab es keine Materie, die die Geschwindigkeit eines Raumschiffes bremste oder es gar zerstrahlte. Demzufolge vermochte auch niemand mit Sicherheit zu sagen, welche Zeitrelationen hier galten. Alle Zeitmessungen beruhten auf Werten, die dem Normaluniversum entlehnt waren. Sogar von einer Durchquerung des Raumes konnte im Linearraum nicht die Rede sein - jedenfalls nicht im strengen Sinne des Wortes. Wo nichts war, konnte auch kein Maßstab für Raum und Zeit existieren. Doch das hielt den Menschen des 25. Jahrhunderts nicht davon ab, dieses absolut unanschauliche Medium zu benutzen wie eine glatte Straße.
    Als das Universum sich hinter leuchtenden Spiralen und Strichen verbarg, brach der 2. November des Jahres 2402 an.
    Dienstroboter servierten das Frühstück. Noro Kagato nahm wieder nur seinen obligatorischen Tee. Dazu aß er Zwieback. Einen Augenblick überlegte er sinnend, als er die Aufschrift des Klarsichtbeutels las. „Zwiebackstadt Friedrichsdorf." Er brummte erstaunt. „Wo liegt denn das?" Finch Eyseman ließ drei Stück Würfelzucker in seinen Kaffee fallen. Grinsend blickte er zu Kagato hinüber.
    „Auf einem kleinen Planeten in einem noch kleineren Randarm der Galaxis, Sir." Der Captain wölbte die Brauen. „Friedrichsdorf klingt aber sehr terranisch, junger Mann."
    „Nun", erwiderte Eyseman und rührte in seinem Kaffee, „ich sprach ja auch von Terra." Vor Verblüffung verschüttete Noro Kagato etwas Tee.
    Indigniert schüttelte er den Kopf, während er seine Hose abwischte. „So klein ist die Erde ja nun auch wieder nicht, Leutnant. Sie sollten sich wirklich nicht darüber lustig machen, daß sie nur in einem Randarm unserer Galaxis liegt.
    Ihre Macht reicht jedenfalls bis fast nach Andromeda."
    „Und der Ruf ihres Zwiebacks, Sir!" Kagato hüstelte verlegen. Er blies in seinen Tee und begann dann genießerisch und mit geschlossenen Augen zu schlürfen. Nur um seine Augenwinkel zuckte es verdächtig und bewies, daß er nur mit Mühe seine Heiterkeit unterdrückte. Finch Eyseman aß unterdessen drei Honigbrötchen. Danach zog er eine dicke, schwarze Zigarre aus der Tasche. Major Whooley hatte sie ihm zum Abschied geschenkt. Finch überlegte, ob er sie für Orsy Orson aufheben sollte. Der dicke Orsy rauchte ab und zu Zigarren. Dann kam er zu dem Entschluß, sie lieber jetzt zu rauchen. Unterwegs würde sie möglicherweise nur zerdrückt werden. Eine halbe Minute später verschwand sein Kopf hinter einer Wolke dicken, blauen Rauches.
    Er hatte die Zigarre noch nicht halb geraucht, als er ein eigentümliches Gefühl in sich verspürte. Leichenblaß und schwankend erhob er sich. Als er zurückkam, lächelte Kagato ihm ironisch zu. „Ich stelle fest", sagte er trocken, „daß der Arm der terranischen Tabakindustrie sogar bis nach Andro-Beta reicht, obwohl sie gar nicht in Friedrichsdorf beheimatet ist..." Eyseman hüstelte und wurde sofort wieder blaß. Mit verkniffenem Gesicht ließ er sich in seinen Sessel sinken. Dann begann er plötzlich zu lachen. „Wissen Sie, Sir", stieß er hervor, „was ich mit dem ersten Meister der Insel mache, den ich zu Gesicht bekomme? Ich biete ihm eine terranische Zigarre an."
    Noro Kagato wollte etwas entgegnen. Die mechanische Stimme des Selbstlenkautomaten kam ihm zuvor. Sie verkündete den kurz bevorstehenden Wiedereintritt der KC-11 in den Normalraum.
    Die Gespräche verstummten. Plötzlich wußte Kagato, warum sie alle, Eyseman und er selbst nicht ausgenommen, sich in einen krampfartigen, gekünstelten Humor hineingesteigert hatten: Die Spannung lastete auf ihnen. Jeder erwartete insgeheim eine neue Auflage des Grauens. Und jeder hatte versucht, das vor den anderen zu verbergen. Mit scharfem Klicken verstummte der Robotzähler. Das beständige Dröhnen des Kalup-Konverters verstummte in einem röchelnden Laut. Unvermittelt waren die Sterne Andro-Betas wieder da. Captain Kagato atmete auf. Nichts deutete auf eine neue Offensive der MdI hin. Doch eine halbe Minute später wurde die Illusion zertrümmert.
    Die Ortungszentrale meldete das Auftauchen zahlloser Objekte an den Rändern des
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