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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers
Autoren: Rolf Michael
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Dutzend Hände griffen nach Michael Ullich, als er über den freien Platz hinüber zu der Hütte huschen wollte, in die Ollam-onga und Amun-Re samt der beiden Neger und Morena gegangen waren.
    Dem Jungen war, als sollte er gegen die Tentakel eines vielarmigen Kraken ankämpfen. Die Machete wurde ihm aus der Hand gewunden. Harte Hände rissen ihm die Füße weg. Unter einem Knäuel von Menschenleibern ging Michael Ullich zu Boden. Vergeblich versuchte er, sich im allgemeinen Durcheinander der nach ihm grabschenden Hände hindurchzuwinden.
    Die Jäger hielten ihn fest, wie die Klaue eines Raubvogels die geschlagene Beute.
    Das Spiel war aus. Er war endgültig gefangen.
    Triumphierend trugen die Schwarzen den sich heftig sträubenden Michael Ullich zu einer Hütte, die am Rande des Dorfes lag. Eine Pyramide gebleichter Menschenschädel machte dem Jungen klar, was ihn dort erwartete. Aus den Augenwinkeln sah er, daß die Feuer entzündet wurden und man scheppernde Kochgeräte herbeischleppte.
    Das konnte nur eins bedeuten. Michael Ullich wurde es flau im Magen. Sollte das das Ende sein?
    Dehn Zamorra war gefangen. Und Carsten Möbius auch. Er, Michael Ullich, wäre ihre Rettung gewesen. Und jetzt war er in seinem Jagdeifer in die Falle getappt.
    »He, das ist aber nicht das Gästehaus!« kam es gequält über seine Lippen, als man ihn an der Schädelpyramide vorbeitrug und in das Innere der Hütte schob. Die Kleidung wurde ihm bis auf das Nötigste heruntergerissen.
    »Na, nun bringt aber schnell eure Töchter in Sicherheit!« war Ullichs Kommentar. Jedoch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er bemerkte, daß die hinzugekommenen Weiber prüfend sein Fleisch betasteten. Zwar verstand der Junge ihr Geschnatter nicht. Aber den Zweck der Sache erriet er doch.
    »Ich fürchte, ihr habt mich zum Fressen gern!« versuchte er, sich durch einen Scherz selbst Mut zu machen. »Dabei behaupten alle anderen Leute, ich sei ein zäher Brocken.«
    Die Schwarzen achteten nicht auf die Worte ihres Gefangenen. Sie nahmen nur mit einer gewissen Hochachtung zur Kenntnis, daß das Opfer nicht wimmerte oder um sein Leben bettelte. Mehr als sechs kräftige Männer zerrten den sich windenden Jungen zu einem geschnitzten Pfahl in der Mitte des Zeltes. Eine getrocknete, rostbraune Kruste auf dem Totem machte Michael Ullich klar, daß er hier festgebunden und dann geschlachtet werden sollte.
    »Von Kannibalen gefressen - Von den Seinen unvergessen. - Wanderer, nimm den Hut ab vor seinen Knochen - denn die verstanden die Kannibalen nicht zu kochen!« stöhnte Michael Ullich. »Schreibt das auf meinen Grabstein, ihr verfressenes Pack!«
    Der Junge spürte, wie die rohen Stricke sich tief in seine nackte Haut einschnitten, während ihm die spitzen Schnitzereien an dem Pfahl im Rücken große Schmerzen bereiteten.
    »Gleich ist es vorbei!« murmelte er zu sich selber. »Gleich… !«
    Es war nicht die Kälte, die seinen nackten Körper zittern ließ, als sich ihm ein alter Neger mit eingeschrumpelter Haut und gelblichen Zähnen näherte. Es war nicht das abstoßende Äußere des Mannes und nicht der Wahnsinn, der in seinen Augen flackerte.
    Es war das leicht gebogene Messer, das er in seiner rechten Hand hielt.
    »Mach es kurz, Gevatter!« bat Michael Ullich, als ihm sein Henker in die blonden Haare griff und den Kopf zurückzog, daß der Hals frei lag. Michael Ullich schloß die Augen.
    In diesem Augenblick ertönte eine silberhelle Stimme. Sie sang ein sonderbares Lied…
    ***
    »Es ist schön, einen Feind sterben zu sehen!« sagte Amun-Re selbstgefällig, während er sich dicht vor dem Meister des Übersinnlichen aufgebaut hatte. Zamorras Miene war wie aus Stein gehauen.
    »Du bist sehr mutig. Denn wir sind wehrlos, Amun-Re!« preßte er zwischen den Zähnen hervor. »Jetzt kannst du zeigen, welche Macht du hast - du Schwächling!« Er hoffte, den Feind zu reizen, daß er eine Unvorsichtigkeit begehen sollte.
    Der Zauberer stieß einen wütenden Schrei aus. Seine Hand klatschte in Zamorras Gesicht.
    »Für diese Worte wirst du nicht einmal, sondern mehrfach sterben, Zamorra!« knirschte er. »Du wirst deine Gefährten sterben sehen. Einen nach dem anderen. Und unter ausgesuchten Qualen. Glaube mir, Zamorra, wenn es darum geht, jemanden vom Leben zum Tode zu befördern, habe ich ganz besondere Einfälle! Ha, mir scheint, du erinnerst dich nicht an die Grotten unter der Halle des Gewimmers. Dort, unter der Akropolis des alten Atlantis, starben
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