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0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen

Titel: 0236 - Ich ging in die Höhle des Löwen
Autoren: Ich ging in die Höhle des Löwen
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eingedrungen.«
    »Die schönste Story, die ich je gehört habe«, knurrte ich.
    »Halten Sie den Mund, Harrigan«, befahl Welt scharf.
    »Tut mir leid, G.-man, aber ich denke nicht daran. Ich habe keine Lust, auf dem elektrischen Stuhl gebraten zu werden. — Verdammt, warum glauben Sie ihr die Geschichte? Wer sagt Ihnen, daß sie nicht den ganzen Unsinn erfunden und Walbrun selbst über den Haufen geknallt hat.«
    »Es gibt im ganzen Hause keine Waffe, ausgenommen Walbruns Dienstrevolver, und in dem fehlt keine Patrone.«
    »Sie kann sich eine Kanone besorgt und sie aus dem Fenster geworfen haben, bevor sie in .Ohnmacht' fiel.«
    »Das wird sich morgen herausstellen, wenn wir bei Tageslicht die Umgebung des Hauses absuchen, aber machen Sie sich keine Illusionen, Harrigan. Die Schüsse wurden von mehreren Leuten gehört, und es gibt drei Zeugen aus der Nachbarschaft, die gesehen haben, wie unmittelbar nach den Schüssen ein Mann aus Walbruns Haus gerannt kam. Sie versuchten ihn zu stoppen, aber er gewann zuviel Vorsprung und verschwand in dem kleinen Park am Ende der Washington Street.«
    »Augenblick mal, Mr. G.-man«, unterbrach ich. »Unmittelbar nach den Schüssen wollen die Leute den Mann gesehen haben?«
    Er nickte.
    Ich spürte, daß Lil Print mich unruhig beobachtete. Ich sah genau die harten Augen in dem puppig zurechtgemachten Gesicht der Frau; und ich begann zu überlegen, ob für mich in der Geschichte noch irgendeine Chance steckte.
    Chester Walbrun hatte belastendes Material gegen Allan Ruster besessen. Das hatte von Anfang an festgestanden, denn vom ersten Augenblick an, da der Polizeichef sich mit dem Gangster eingelassen hatte, mußte Walbrun sich gegen Ruster absichern, sonst wäre er jeder Willkür des Gangsterbosses wehrlos ausgeliefert gewesen. Walbrun sammelte also Dukumente, die die Ver- , brechen Rusters bewiesen. Das konnten schriftliche Aussagen von Zeugen sein, die verschwunden waren, bevor sie ihre Aussagen vor dem Richter wiederholen konnten. Denkbar waren aber auch andere hieb- und stichfeste Beweise, Untersuchungsbefunde z. B., vielleicht sogar bestimmte Gegenstände, irgendeine Mordwaffe mit Rusters Fingerabdrücken oder etwas Ähnliches. Auch ein Mann wie Ruster hatte einmal klein angefangen, und sicherlich hatte es eine Periode in seinem Leben gegeben, in der er die schmutzige Arbeit selbst hatte leisten müssen.
    Schön, diese Beweise bedeuteten Walbruns sichersten Schutz vor Ruster, solange der Gangster zwar wußte, daß die Beweise existierten, aber nicht erfuhr, wo sie sich befanden. Auf dieser Basis des gleichen Schmutzes auf zwei Westen ließen sich bildschöne Geschäfte abwickeln, ohne daß einer den anderen ausbooten konnte. Freilich besaß Ruster wesentlich bessere Nerven als Walbrun, und so war der Anteil des Polizeichefs am Geschäft immer magerer geworden.
    Von dem Augenblick, da ich in diese Sache einstieg und Chester Walbrun von einer ganz anderen Seite her in die Zange nehmen konnte, mußte Allan Ruster fürchten, daß mir der Polizeichef, gerade wegen seiner miserablen Nerven, das Material ausliefern würde. Für ihn kam es also darauf an, Walbrun zu beseitigen und gleichzeitig die Beweise in die Finger zu bekommen. Daß er diesen Mord so organisierte, daß ich in den Verdacht geriet, ihn begangen zu haben, war ein beinahe genialer Schachzug.
    Lil Print, Walbruns angebliche Freundin, spielte also auf Rusters Seite mit. Wahrscheinlich war sie von Anfang an das Mittel gewesen, daß Ruster benutzt hatte, um sich Walbrun gefügig zu machen. Der dicke Polizeichef hatte wirklich Herz und Kopf an die Frau verloren. Ihr und ihrem Bedürfnis nach Schmuck, Pelzen, Geld hatte er die Ehre seines Berufes, die persönliche Ehre und, richtig betrachtet, auch sein Leben geopfert. Sie war der einzige Mensch gewesen, dem er voll urid ganz vertraute, und sie betrog ihn mehr und bösartiger als alle anderen. Ihr hatte or vermutlich auch das Geheimnis des Versteckes der Ruster-Beweise enthüllt, jenen Wandtresor unter dem Bild, und sobald sie da:s Versteck kannte, hatte sie den Mann ins Haus gerufen, der Walbrun ermordete.
    Ich stellte mir Chester Walbrun vor, wie er zu seinen Lebzeiten gewesen war, diesen großen, fetten Mann mit seinen nervösen Bewegungen, den ständigen Schweißtropfen auf der Glatze, der hellen Stimme. Als ich ihn zum erstenmal sah, da hielt ihn die große Angst schon in den Klauen. — Bedeutete für einen Mann, der sich bereits in einem solchen Zustand befand,
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