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0235 - Disco-Vampir

0235 - Disco-Vampir

Titel: 0235 - Disco-Vampir
Autoren: Rolf Michael
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mehr!«
    Unsicheren Schrittes näherte sich die Gestalt. Wie bleich der Kerl war! Na, kein Wunder, die Stimme hatte sehr ängstlich geklungen.
    »Ich tue mich recht artig bedanken, Herr Gendarm!« hörte Rembert eine leise Stimme.
    »So, nun vergiß mal deine Rolle, Freundchen!« knurrte der Polizist. »Nun erzähl mir mal, wo die versteckte Kamera steht!«
    »Kamera? Was ist das, eine Kamera?« wollte der andere wissen.
    »Okay! Ihr Fernsehfritzen habt euren Spaß gehabt!« sagte Rembert etwas schärfer. »Ich bin ein lieber, netter Mensch. Aber wenn es jemand drauf anlegt, die Polizei zu verkohlen, werde ich ungemütlich. Wie heißen Sie?« wurde er dienstlich.
    »Heinleyn!« kam es verschüchtert. »Tobias Fürchtegott Heinleyn, halten zu Gnaden. Ich bin Schneidergeselle aus Nürnberg, der freien Reichsstadt!«
    »Du scheinst mir eher aus einer Irrenanstalt entlaufen!« fauchte Heinz Rembert. »Ich verstehe schon… einer flog über das Kuckucksnest. Na, warte…!«
    »Aber ic bin wirklich ein redlicher Schneidergeselle, der nur dem ehrsamen Handwerk nachgeht und keinen Teil hat an jenen nationalistischen Bestrebungen, die jetzt überall in deutschen Landen gären, halten zu Gnaden!« keuchte Heinleyn. »Es lebe unser allerdurchlauchtigster Landesvater!«
    »Na, so hat noch nie jemand vom Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz geredet!« verschlug es Heinz Rembert die Sprache. Der Mann war ganz sicher ein harmloser Fall aus einem Irrenhaus.
    »Ich bitt’ Euch noch einmal aufs inständigste, daß Ihr mir den Weg zur Schnei der herberge weisen wollt!« tönte wieder Heinleyns Stimme.
    »Den Weg in die Klapsmühle werde ich dir zeigen!« fauchte Rembert. Seine Vorgesetzten würden sicher zufrieden sein, wenn er einen entlaufenen Geisteskranken einfing. »Los, mitkommen!« forderte er Heinleyn auf.
    »Aber ich habe nichts Unrechtes getan!« protestierte der eben Verhaftete.
    »Los, los, der Onkel Doktor wartet schon!« drängte Heinz Rembert. »Und wenn du nicht artig bist, gibt’s die Zwangsjacke!«
    Mit beiden Händen versuchte er, die seltsame Gestalt zu packen.
    Und da geschah das Merkwürdige.
    Heinz Rembert griff in die Luft!
    Nur das Schlagen ledriger Flügel drang an sein Ohr. Und dann sah er im Licht des Mondes eine gigantische Fledermaus davonfliegen.
    Der Wirt und die Gäste des naheliegenden Lokals kamen aus dem Staunen nicht heraus, als sie einen Polizisten in Uniform drei doppelstöckige Cognacs auf ex herunterkippen sahen…
    ***
    Es war wie gelblich dampfender Nebel, der emporstieg.
    Anny Polat zuckte zusammen. Die Bewegungen ihrer Lippen erstarben. Der gemurmelte Spruch blieb unvollendet. Die Augen der nicht mehr sehr jungen Frau weiteten sich unnatürlich, als sie bemerkte, was vor ihr entstand.
    Noch nie, seit Anny Polat diesem Frauenkreis beigetreten war, der sich mit der Hexerei beschäftigte, war ihr so etwas passiert. Zwar konnte sie einige leichte Verwandlungen durchführen, aber hier, als sie eben aus zwei Mäusen, einigen Gemüseabfällen und drei schimmeligen Kartoffeln ein frugales Mittagessen zaubern wollte, schien der Spruch etwas anderes zu bewirken. Schon oft hatte Anny Polat mit ihren Künsten so einiges Haushaltsgeld gespart, indem sie aus Abfällen ein vernünftiges Essen hexte.
    Nur die Jugend gaben ihr die Zauberkünste nicht zurück. Immerhin ging Anny Polat langsam auf die Vierzig zu und die Falten im Gesicht ließen sich auch mit diversen Cremen und Schminken nicht mehr überdecken.
    Langsam nahm die Nebelwand Gestalt an. Die Gestalt eines Menschen. Aber dennoch blieb es undurchdringlicher Nebel und Anny Polat konnte nur Konturen erkennen.
    »Nun, Töchterchen!« säuselte es ihr entgegen. »Da du mich so freundlich willkommen heißen wirst, soll dieses Essen einen würdigen Rahmen erhalten!«
    Dann war für den Bruchteil eines Herzschlages nur noch ein brausender Wirbel…
    Anny Polat fand sich an einer reichgedeckten Tafel wieder. Die Küchenmeister von Drei-Steme-Restaurants schienen hier ihr ganzes Können gezeigt zu haben. Und die männliche Gestalt ihr gegenüber glich der Mannsfigur aus dem Versandhauskatalog, in die sich Anny Polat ganz heimlich verliebt hatte. Das glatt gekämmte, schwarze Haar, der blasse Teint, die stechenden Augen… alles war da.
    »Greifen Sie zu und lassen Sie es sich munden!« hörte die Hexenadeptin eine wohlklingende Stimme. »Uber das Geschäftliche können wir hinterher plaudern!«
    »Wer… wer sind Sie?« stammelte Anny Polat. »Wenn
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