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0234 - Macht und Mythos

0234 - Macht und Mythos

Titel: 0234 - Macht und Mythos
Autoren: Jason Dark
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hinterließ im Teppich einen Riss. Kleinigkeiten, auf die es in diesen Augenblicken überhaupt nicht ankam.
    Jetzt ging es um Menschenleben!
    Sheila erschrak zutiefst, als sie das grelle Gelächter der Hexe vernahm. Jane Collins hatte das Schwert entdeckt, und sie zeigte sich auf ihre Art und Weise entzückt.
    »Du hast es ja doch!« flüsterte sie scharf. »Hat man es dir gegeben, kleine Sheila?«
    Sheila nickte.
    Jane kam einen Schritt vor. Sie streckte dabei den Arm aus, und Sheila verstand die fordernde Geste.
    »Nimm es!« sagte sie.
    »Was hattest du denn gedacht? Glaubst du etwa, ich würde darauf verzichten?« Sie kicherte. »Was machten denn die anderen für dumme Gesichter, als sie merkten, dass du die Waffe fordertest? Los, rede! Sie konnten doch nichts machen, waren hilflos und mussten mit ansehen, wie du gegangen bist. Ich hätte gern die Gesichter gesehen, Fratzen von Verlierern, denn die Gewinnerin in diesem Spiel bin ich. Und ich werde es auch bleiben.«
    Sheila erschauderte. Aus den Worten der Hexe sprach so viel Hass, dass Sheila es kaum fassen konnte.
    Die Hexe nahm das Schwert an sich. Sie riss es Sheila hart aus der Hand und hielt es selbst so fest, als wollte sie es nicht mehr loslassen.
    »Ja«, hauchte sie, »das ist es. Genau das Schwert, das ich haben wollte. Sie hat sich nicht gern davon getrennt oder?« erkundigte sich Jane höhnisch.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du willst es mir nur nicht sagen«, lautete die harte Antwort. Jane hob die Waffe an, drehte sich, und plötzlich wies die Spitze auf Sheilas Kehle.
    Wie erstarrt blieb die Frau stehen. Die goldene Klinge war in den Lichtschein geraten. Sie warf Reflexe, die Sheila vorkamen wie tödliche Blitze.
    »Kann ich… Kann ich…?« Sie musste sich selbst überwinden, um weiter sprechen zu können.
    »Kann ich meinen Sohn haben und dann mit ihm fortgehen?«
    »Nein!«
    Sheila zuckte zusammen, als sie die Antwort hörte. Und sie dachte an die Worte ihrer Freunde, die gemeint hatten, dass man der Hexe nicht trauen konnte. Jane war nicht zu trauen. Sie spielte falsch.
    Sie wollte nicht nur das Schwert, sondern alles - auch das Leben.
    Für Sheila brach keine Welt zusammen. Irgendwie hatte sie damit rechnen müssen, denn vor ihr stand ja nicht die Jane Collins, die sie von früher her kannte, sondern eine Person, die voll auf der anderen Seite stand und dem Teufel diente, in dessen Diensten wiederum Janes Chefin, die Oberhexe Wikka, stand.
    Es waren verzwickte Positionen, aber eins stand fest: Die Hexen bekämpften die Menschen. Sie hassten sie bis aufs Blut und würden alles daransetzen, um sie zu vernichten.
    Sheila dachte in diesen Augenblicken nicht mal so sehr an sich, sondern an den kleinen Johnny.
    »Aber ich habe deine Bedingungen erfüllt«, flüsterte sie mit einer kaum verständlichen Stimme. »Du hast die Waffe bekommen. Warum lässt du uns nicht frei?«
    »Weil du zu ihnen gehörst.«
    »Was hast du vor?« fragte Sheila und hatte Angst vor einer Antwort.
    »Ich werde dich töten!«
    In den Augen der jungen Frau schienen plötzlich Flammen zu stehen. Sie begriff nicht, dass jemand so grausam sein konnte, und ihr Blick glitt an Jane Collins vorbei, wobei er den kleinen Johnny traf.
    »Er wird auch sterben!« erklärte die Hexe. »Und zwar vor dir. Du kannst zusehen, Sheila Conolly!«
    Vielleicht hatte Sheila in den letzten Minuten schon zuviel durchgemacht, um überhaupt noch Angst empfinden zu können. Als sie die Worte vernahm, stand sie starr.
    »Komm her!« befahl die ehemalige Detektivin. »Los, kleine Sheila, stell dich neben das Bett!«
    Sie gehorchte. Ihre Schritte erinnerten an die einer hölzernen Puppe. Auf dem Boden lag noch ein kleines Spielzeug, gegen das Sheila mit der Fußspitze stieß und es unter das Bett kickte.
    Jane Collins machte Platz. Sie brauchte ihn, um ausholen zu können, und sie deutete mit der Schwertspitze auf Johnny.
    »Hol ihn aus dem Bett!«
    »Ich soll…?«
    »Mach schon!«
    Das Zittern überfiel Sheila wie ein Sturmwind. Was die Hexe von ihr verlangte, war so schlimm und unmenschlich, dass Sheila es kaum erfassen konnte. Ihr fehlten einfach die Worte, um die Grausamkeit zu beschreiben, und sie flatterte, als würden Stromstöße durch ihren Körper fahren.
    Sheila schlug die Decke zurück. Die Körperwärme des kleinen Johnny spürte sie an ihren Händen, als sie ihren Sohn hochhievte und auf die Arme nahm.
    Der Kleine hatte einen tiefen Schlaf. Er bemerkte kaum etwas. Nur als Sheila ihn auch auf
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