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0232 - Plutons Zauberbuch

0232 - Plutons Zauberbuch

Titel: 0232 - Plutons Zauberbuch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihm ausgerechnet das passieren mußte…
    Wie dem auch war - hier war ein Spielchen im Gange, das ihm gar nicht gefiel. Der Kapitän mußte informiert werden. Vielleicht mußten sie ihren ganzen Plan umwerfen.
    Wer, dachte er, während der Lift ihn nach oben trug, wer zum Teufel ist diese Sylvie Mandar?
    ***
    »Hätten wir das Flugzeug benutzt«, sagte Professor Zamorra, »wären wir jetzt noch unterwegs nach Lyon, um mit der Morgenmaschine zu fliegen. Wir hätten erheblich länger schlafen können, und wir ständen jetzt nicht hier herum wie bestellt und nicht abgeholt.«
    »Erstens«, berichtigte ihm Nicole, »stehen wir nicht, sondern wir fahren. Zweitens macht Fahren in diesem Wagen erheblich mehr Spaß als Fliegen. Drittens können wir einen gemütlichen Morgenspaziergang machen.«
    Sie hielt das Lenkrad mit zwei Fingern. Der riesige Cadillac mit Haifischmaul und gewaltigen Heckflossen, in blendendem Weiß erstrahlend, das Cabrioverdeck aber noch zugeklappt, glitt fast lautlos durch Frankfurts Straßen. »Schau lieber mal hin und wieder auf den Stadtplan, ob wir hier richtig sind.«
    »Wir nähern uns unaufhaltsam«, bemerkte Zamorra. »Nächste Kreuzung geradeaus, dann links, wenn es nicht zufällig eine Einbahnstraße oder eine Baustelle ist.«
    Die Borduhr neben dem Walzentacho zeigte sechs Uhr morgens an. Zamorra gähnte herzhaft. Der Schlaf reichte bei weitem nicht aus. »Man sollte versuchen, schon jetzt ins Hotel zu kommen. Zimmer hast du ja gestern abend noch reservieren lassen, vielleicht gibt man uns jetzt schon Schlüssel. Ich brauche dringend ein Bett.«
    Nicole wandte den Kopf. »Was, jetzt schon? Kannst du es nicht erwarten? Du denkst auch nur an das eine. Typischer Franzose.«
    »Typische Französin«, konterte der Dämonenjäger. »Ich gedachte, allein zu schlafen. Ich bin nämlich wirklich müde.«
    »Ach so«, machte Nicole enttäuscht. »Wie war das, jetzt rechts?«
    »Links!«
    »Einbahnstraße.«
    Zamorra zuckte resignierend mit den Schultern. Immerhin war Neapel schlimmer gewesen. Denn da gab es nicht nur schmale und unübersichtliche Sträßchen, sondern zu jeder Tages- und Nachtzeit auch noch viel zu viele Autos, die sogar die Gehsteige mit benutzten.
    »In Neapel«, verkündete Nicole dann auch prompt, als habe sie die gleichen Gedanken wie Zamorra, »würde uns eine Einbahnstraße nicht aufhalten. Wir wären sonst nämlich die einzigen, die sich ans Schild hielten, und das fiele auf.«
    »Keine Experimente«, warnte Zamorra.
    Auf seiner Brust erwärmte sich etwas.
    Er stutzte. Wie auf Reisen außerhalb der magisch abgeschirmten Sphäre seines Loire-Schlosses üblich, trug er unter dem Seidenhemd das Amulett des Leonardo de Montagne, seines frühen und unseligen Ahnherrn. Die eigenartige Silberscheibe, einst von Merlin geschaffen, schützte ihn nicht nur vor schwarzmagischen Kräften, sondern warnte auch oder ließ sich unter bestimmten Voraussetzungen als Angriffswaffe im Kampf gegen die Schwarzblütigen einsetzen.
    Das Amulett erwärmte sich!
    Das war ein untrügliches Zeichen für die Aktivität dämonischer Kräfte in der Nähe. Unwillkürlich öffnete Zamorra das Hemd.
    »He, du bist noch nicht im Hotelzimmer. Machst du Striptease?« fragte Nicole ein wenig erstaunt.
    Zamorra antwortete nicht. Er berührte das Amulett mit den Händen.
    Im gleichen Moment wurde ein schriller, durch Mark und Bein gehender Laut hörbar.
    »Wir werden angepeilt«, stieß Zamorra hervor. »Irgendwo hockt ein Dämon und belauert uns!«
    Abrupt trat Nicole auf die Bremse. Der Cadillac kam zum Stehen.
    Erneut ertönte das Schrillen. Doch die Hitze des Amuletts blieb erträglich.
    »Er muß etwas entfernt sein«, überlegte Zamorra. »Vielleicht sind ein paar Häuser dazwischen, die die direkte Sicht stören. Aber er weiß jetzt genau, wo wir sind.«
    »Kannst du ihn deinerseits anpeilen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Mir fehlen die Anhaltspunkte. Ich weiß nicht, wer er ist, und wo ich ihn suchen soll. Aber er scheint sehr genau Bescheid zu wissen, mit wem er es zu tun hat, andernfalls würde das Amulett nicht so reagieren.«
    Zum dritten Mal erklang der eigentümliche Laut. Zamorra sah, wie Nicole eine Gänsehaut bekam. Auch ihm war unwohl. Seine Trommelfelle schmerzten unter dem schrillen Ton.
    »Wissen möchte ich«, sagte Nicole langsam, »woher er weiß, daß wir hier sind.«
    Um Zamorras Lippen spielte ein entschlossenes Lächeln.
    »Irgendwann muß er auf den Plan treten. Und dann haben wir ihn.
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