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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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Auszahlungen zurecht. Phil sah, wie sich eine der Kolleginnen mit einer nervösen Geste über die Stirn fuhr. Er warf einen raschen Blick auf seine Uhr. Es war nicht anzunehmen, dass Drysen nach der offiziellen Öffnung der Kasse erscheinen würde, denn dann musste er ja damit rechnen, dass der Raum vor den Schaltern voller Leute war, die ihre Pension abholen wollten. Das würde ihn nur hindern, und deshalb durfte man annehmen, dass er früher kommen würde. Phil rechnete damit, dass der Bursche wenige Minuten nach vier aufkreuzen würde. Bis dahin waren es noch runde zehn Minuten.
    Weil man mit der Möglichkeit rechnen musste, dass Drysen an der Tür lauschte, bevor er eindrang, waren alle Gespräche verboten, die nicht den Eindruck erweckten, dass sich die gewöhnlichen Angestellten der Pensionskasse unterhielten. Dennoch musste ein Gespräch stattfinden, denn es würde auffallen, wenn in diesen Räumen Friedhofsruhe herrschte. So gaben sich also die beiden Agentinnen und die drei männlichen Kollegen, die das Personal vervollständigten, die etwas gezwungen anmutende Mühe, ein Gespräch in Gang zu halten.
    Allmählich verging die Zeit. Von einem der Schreibtische her tönte das monotone Ticken einer kleinen Standuhr. Eine Fliege summte mit hartnäckigem Bums immer wieder gegen dieselbe Fensterscheibe. Phil hatte seinen Stuhl so zurechtgerückt, dass er etwa die Hälfte des Platzes vor der Baracke übersehen konnte. Auf einmal war es ihm, als hätte er einen Schatten draußen vorüberhuschen sehen.
    »Achtung!«, rief er leise und schnell. »Sieht so aus, als ob er käme!«
    Die Gestalten der Kolleginnen und Kollegen strafften sich unwillkürlich. Mit einem letzten Griff vergewisserten sie sich, dass die verborgen bereitgelegten Schusswaffen auch wirklich mit einer schnellen Bewegung zu erreichen waren. Für ein paar Sekunden herrschte eine geradezu lähmende Stille. Phil sagte schnell: .
    »Ich verstehe nicht, wieso dieser Robert Jackson schon Pension kriegen soll. Er ist doch noch nicht einmal sechzig!«
    Eine der Kolleginnen hatte sich gefangen. Sie raschelte mit den Papieren, die vor ihr lagen und erwiderte:
    »Ich habe gehört, er hätte einen Betriebsunfall gehabt. Wenn er sich schon für die Firma zum Krüppel machen lässt, ist es nicht mehr als recht und billig, dass jetzt auch die Firma etwas für ihn tut. Oder meinen Sie vielleicht…« Sie konnte den Satz nicht beenden, denn die Tür war auf gegangen, und Harald Drysen stand auf der Schwelle. Er verließ sich auch diesmal wieder darauf, dass sein Zwillingsbruder ja für ihn das Alibi beschaffen würde, denn er trug nicht einmal eine Maske. Ein spöttisches Lächeln lag auf seinen Lippen, während er mit einer selbstsicheren lässigen Bewegung den Flügel der Maschinenpistole herumlegte. Dabei erklärte er ruhig und selbstbewusst:
    »Das Magazin hat vierzig Schuss. Die reichen für euch alle. Will’s jemand probieren?«
    Erst jetzt trat er über die Schwelle. Er zog die Tür hinter sich zu, allerdings ohne sich dabei umzudrehen und den Anwesenden auch nur für eine Zehntelsekunde den Rücken zuzuwenden. An den Händen trug er Gummihandschuhe von der Art, wie sie Ärzte verwenden.
    Ein rascher Blick überzeugte Phil davon, dass die Kolleginnen und Kollegen bereit waren. Gespielt ängstlich streckte Phil die Hände empor, wobei er ein wenig kläglich hervorstieß: »Nicht schießen! Nicht schießen! Ich bin verheiratet und habe drei Kinder. Bitte, nicht schießen!«
    Drysen streifte Phil mit einem verächtlichen Blick.
    »Keine Angst, Kleiner!«, grinste er. »Wenn du vernünftig bist, werde ich dich bestimmt nicht fressen. Los, reckt gefälligst eure Pfoten zur Decke! Und du packst mir den Zaster ein, mein Kleiner!«
    Er warf einen Campingbeutel über den Tisch, Phil fing ihn auf und packte gehorsam das ganze Geld hinein. Wenn er sich auch dabei beeilte, so dauerte es doch einige Minuten. Währenddessen stand Drysen so im Raum, dass er alle im Auge behal'ten konnte. Als Phil die Geldscheinbündel in den Campingbeutel verfrachtet hatte, hob er den Kopf und erkundigte sich mit ängstlicher Stimme:
    »Die Münzen auch?«
    Drysen nickte.
    »Alles!«, sagte er.
    Phil gehorchte und ließ kurzerhand das ganze Hartgeld von den beider Zahlbrettern in den Campingbeutel fallen.
    Danach reichte er die Beute dem Gangster. Drysen nahm sie grinsend in Empfang und eilte rückwärts zur Tür. Niemand machte einen ernstlichen Versuch, ihn daran zu hindern. Mit einem
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