Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
Vom Netzwerk:
Wagen. Ich werde…«
    »Entschuldigung!«, sagte in diesem Augenbück eine sonore Stimme von der Seite her. »Ist das Ihr Wagen? Der Zündschlüssel steckt noch.«
    Ich drehte mich um. Neben uns stand einer der Hünen von der Stadtpolizei. Er trug die Sommeruniform mit dem kurzärmeligen Hemd. Seine Unterarme waren sehr muskulös und von einer dichten Schicht langer, schwarzer Haare bewachsen.
    »Ja, das ist mein Wagen«, bestätigte ich und hielt ihm meinen Dienstausweis hin. »Ich ziehe den Schlüssel gleich ab.«
    Er hatte nur einen kurzen Blick auf meinen FBI-Ausweis geworfen und salutierte auch schon.
    »Ja, Sir«, sagte er eifrig. »Ist was passiert?«
    »Das wollen wir gerade feststellen. Helfen Sie uns, den Deckel hochzuheben. Zu zweit müsste man das doch schaffen.«
    Der dicke, schwere Kanaldeckel wurde von dem Streifenbeamten und mir ächzend herausgewuchtet und beiseite gelegt. Phil war inzwischen mit dem Stabscheinwerfer herangekommen, den wir im Wagen immer mit uns führen.
    Ich nahm die Lampe in die Hand und zwängte mich in den verhältnismäßig engen Abstieg. Ein penetranter Geruch von Schmutz und Abfällen quoll von unten herauf. Ich leuchtete hinab und stieg vorsichtig von Stufe zu Stufe die Wendeltreppe hinab. Bis ich plötzlich mitten im Schritt verharrte und ängstlich meinen in der Luft hängenden Fuß zurückzog. So gut es in der Enge ging, bückte ich mich.
    Das Gesicht des Toten war aufwärts gekehrt. Es war kein erfreulicher Anblick.
    Ich hielt die Lampe mit den Zähnen. Behutsam griff ich zu und packte den Toten in den Achselhöhlen. Schritt für Schritt zog ich ihn mir nach, die Treppe hinan.
    Als ich mit dem Kopf über der Straßenebene auftauchte, nahm mir Phil von der Seite her die Lampe aus dem Mund. Gleich darauf packte er mit zu. Wir zogen die Leiche heraus.
    »Mensch«, murmelte der Streifenbeamte, »das ist ja ein Kollege…«
    Er hatte Recht. Die dunkelblaue Uniform verriet die Zugehörigkeit zur New Yorker Stadtpolizei ebenso deutlich wie das blinkende Polizeischild auf seiner linken Brust mit der Dienstnummer 6714.
    »Sergeant«, sagte ich hastig zu dem Streifenbeamten, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte: »Rufen Sie Ihr Revier an. Sofort genügend Leute hierher, damit man hier absperren kann. Und verständigen Sie die Mordkommission. Aber es muss schnell gehen. Beeilen Sie sich!«
    »Ja, Sir«, erwiderte er nickend. Sein Gesicht sah ein wenig blasser aus als vorher. Er drehte sich um und drängte sich durch die Leute, die sich inzwischen auf dem Gehsteig angesammelt hatten. Ein paar Mütter hielten ihre Kinder fest, um den Kleinen diesen Anblick zu ersparen.
    Der Cop holte eine Decke aus dem Streifenwagen und deckte die Leiche zu, dann verständigte er die Mordkommission.
    Der Menschenauflauf wurde immer größer. Da sich ein paar besonders Neugierige auch schon auf die Fahrbahn drängten, wurden die ersten Hupen der Autos laut, die nicht mehr ungehindert die Straße passieren konnten.
    Ich kniete neben dem Toten nieder. In seiner Gesäßtasche befand sich eine Geldbörse mit einem gefalteten Fäch für Papiere. Sein Dienstausweis stak unter einer Cellophanhülle. Ich las den Namen.
    Johnny Palschewski, geboren am 19. Mai 1937 in Houston in Texas.
    Ich klappte das Ledertäschchen wieder zu und stand auf. Die Einschussstelle befand sich in der Höhe der rechten Lungenspitze. Er musste enorm viel Blut verloren haben.
    Eine Polizeisirene heulte aus der Ferne heran. Der Wagen hielt mit kreischenden Bremsen direkt neben uns. Türen flogen auf. Vier uniformierte Stadtpolizisten sprangen heraus. Sie hatten keinen Blick für uns. Schweigend stellten sie sich neben den Toten. In einer stummen Zeremonie nahmen sie plötzlich ihre blauen Schirmmützen ab. Ihre kantigen, von Wind und Wetter gegerbten Gesichter wurden härter. Einer kniete nieder, hob die Decke und drückte dem gefallenen Kameraden die Augen zu.
    »Mach’s gut, Johnny…«, murmelte er so leise, dass man es kaum hören konnte.
    Wortlos nahm ich den Hut ab. Phil ebenfalls. Selbst der alte Bankdirektor stand auf einmal barhäuptig da.
    Der Verkehr in der Straße war vollständig zum Erliegen gekommen. Selbst die Fahrbahn wurde jetzt von einer dichten Menschenmenge versperrt. Es hupte niemand mehr. Für diese Minute herrschte plötzlich eine ganz ungewöhnliche Stille. Aus einem offen stehenden Fenster im gegenüberliegenden Haus drangen fern und schwach die Klänge aus einem Radio. Das Orchester spielte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher