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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge
Autoren: Jason Dark
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plötzlichen Gewichtsbelastung noch stärker schwankte. Der junge Mann kniete nieder und half seiner Freundin in das Boot.
    Völlig erschöpft blieb Franca auf den schmutzigen Planken liegen. Mit dieser Gondel würde kaum ein Tourist fahren. Die Sitzbank im Heck war zerstört. Nur noch hölzerne Fragmente stachen in die Höhe. Aber es war eine Ruderstange vorhanden, zwar morsch und angefault, auch kürzer als die normalen, doch Marco traute sich zu, das Boot mit ihr bewegen zu können.
    Er entknotete das Tau, drückte eine Hand gegen die Hauswand und stieß sich zusammen mit Franca und dem Boot ab.
    Marco wußte nicht, wann der Kanal aufhörte. In dieser Gegend kannte er sich kaum aus, er hoffte jedoch, daß sie bald bekanntere Gewässer erreichten und eine Polizeistation fanden.
    Das Mädchen hatte sich hingesetzt. Noch immer zeigte sich Franca erschöpft. Auch das aufmunternde Lächeln ihres Freundes konnte ihr die Kraft nicht zurückgeben, die nötig gewesen wäre, um sich gegen die Fledermäuse zu wehren. Schweratmend hockte sie auf dem Boden und wrang ihr Haar aus.
    Marco stach die Stange in das Wasser. Er bewegte die alte Gondel geschickt voran. Jetzt spielte er seine gesamte Routine aus, und die war etwas wert.
    Zwischendurch schaute er sich nach den Blutsaugern um. Er entdeckte sie nicht. Sie hatten sich bestimmt irgendwo versteckt, denn an eine Aufgabe ihrerseits glaubte Marco nicht.
    Auch Franca beschäftigte sich gedanklich mit den Monstren. »Wo… wo sind sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann haben wir es geschafft?«
    Da lachte Marco nur freudlos.
    Die Gondel schaukelte. Marco bemerkte auch, daß, da sie jetzt tiefer lag, an einer bestimmten Stelle an der Backbordseite Wasser eindrang. Er hoffte aber, daß sie den Wassereinbruch überstehen würden.
    Unendlich lang kam ihnen der Kanal vor. Er führte in Richtung Golf, denn der Wind kam von vorn. Da sie beide in nassen Kleidungsstücken im Boot saßen, froren sie, denn der Wind, sonst als angenehm empfunden, drang durch die feuchte Kleidung und erzeugte auf ihrer Haut einen Schauer, Glatt waren die Fassaden der Häuser. Es gab nur wenige, die an den Rückseiten baufällige Treppen besaßen oder winzige Anlegeplätze für Boote.
    Licht war überhaupt nicht zu sehen. Hinter den Luken oder oftmals zerstörten Fenstern nistete die Dunkelheit.
    Einmal nur hörten sie ein krächzendes Gelächter, das aus einem offenstehenden Fenster über ihnen drang. Es ließ beide Flüchtlinge zusammenzucken.
    »Mein Gott, ob wir das wirklich schaffen?« flüsterte das Mädchen und schüttelte sich.
    »Wir müssen, Franca, wir müssen!« Nach diesen Worten verdoppelte der junge Mann seine Anstrengungen. Noch nie war er so schnell gefahren, denn die Touristen hatten Zeit.
    Auch dieser Kanal hatte sein Ende. Vor einer Mauer war plötzlich Schluß. Sie hielt den Wasserstrom auf. Aber dicht vor der Mauer zweigte nach rechts hin ein noch schmalerer Kanal ab. Marco sah ihn im letzten Augenblick. Er lenkte die Gondel hinein, und das war sein Glück, denn auf der Mauerkrone zeichneten sich zwei gefährliche Schatten ab.
    Die Blutsauger!
    »Großer Gott, da sind sie!« Francas Stimme überschlug sich. Sie schüttelte in wilder Panik den Kopf, all ihre Hoffnungen zerbrachen, denn die Fledermäuse würden sie auf keinen Fall entkommen lassen. Sie sollten leergesaugt werden und in dieser unheimlichen, zu den Bestien passenden Gegend sterben.
    Zwar war der Kanal schmal, aber die Fledermäuse würden es trotzdem schaffen, sich in die Lüfte zu erheben, was sie auch taten, denn nahezu provozierend langsam breiteten sie ihre roten, wie altes Leder schimmernden Flügel aus.
    Lautlos hoben sie ab. Die Mauerkrone blieb unter ihnen zurück, und das Mädchen drehte sich um. Es stolperte auf Marco zu, hieb seine Hände in seine Schultern und wiederholte die Worte von vorhin.
    »Verdammt, ich weiß selbst, daß sie da sind!« schrie der junge Mann zurück. Bisher hatte er noch einigermaßen die Ruhe und auch die Übersicht behalten, nun aber wurde er nervös.
    Verzweifelt versuchte er, die Gondel herumzubekommen. Es war nicht einfach, das ziemlich sperrige Boot in den superschmalen Kanal zu manövrieren. Er benötigte sein gesamtes Geschick, um damit fertig zu werden, aber die Gondel wollte ihm nicht mehr so recht gehorchen. Hinzu kam die zu kurze Ruderstange. Dadurch waren sie nicht mehr so beweglich wie sonst.
    Die Backbordseite schabte an der linken Häuserzeile entlang. Es gab ein
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