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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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Kann ja sein, dass einer mit den Gangstern unter einer Decke steckt.«
    Das war tatsächlich der Fall. Aber auf eine ganz andere Weise, als wir uns das damals gedacht hatten…
    ***
    Nach einem Gespräch mit dem fürchterlich aufgeregten Bankdirektor, der droben in der ersten Etage residierte, fragte ich den vor Aufregung schwitzenden, dicken Mann: »Wie kommt es, dass Ihre Alarmanlage nicht funktionierte?«
    »Keine Ahnung!«, stöhnte er. »Es ist mir völlig unbegreiflich.«
    Ich machte eine Notiz auf einen Zettel und schob ihn Phil hin, der mit mir zusammen die wichtigsten Vernehmungen führte, nachdem er dem Archiv Auftrag gegeben hatte, alle eventuell vorhandenen Karteikarten von vorbestraften Leuten herauszusuchen, denen Fingerglieder fehlten. Da die Möglichkeit bestand, dass sich der Bankangestellte geirrt hatte, ließen wir vorsorglich nicht nur die Leute mit verkürztem Ringfinger heraussuchen, sondern alle anderen Gangster, deren Hände Verletzungen aufwiesen. Als ich Phil meinen Zettel hinschob, nickte er und griff zum Telefon. Er bestellte einen Spezialisten vom FBI zur Untersuchung der Alarmanlage. Ich setzte unterdessen mein Gespräch mit dem Bankdirektor fort. Inzwischen waren neunzig Minuten vergangen und meine Kehle war schon trocken vom vielen Reden.
    »Wie ist es möglich, dass man oben in der ersten Etage, wo Sie zurzeit des Überfalls waren, nichts von den Schüssen gehört hat?«, fragte ich.
    »Da oben laufen an die zwanzig Buchungsmaschinen, rund vierzig elektrische Schreibmaschinen. Und dazu kommen knapp dreißig Telefonanschlüsse. Von dem Lärm, den die Menschen verursachen, gar nicht zu reden.«
    Das war eine glaubhafte Erklärung. Namentlich, wenn man sich überlegte, dass die Decke vermutlich gehörig dick war. Ich beendete meine Unterhaltung mit dem Direktor und bat ihn, uns mitzuteilen, wie hoch die Beute der Gangster sei, sobald er das übersehen konnte.
    Ich ließ den letzten Kunden der Bank an die beiden Schreibtische holen, wo wir uns niedergelassen hatten. Alle anderen Besucher waren von den Kollegen schon vernommen und nach Hause entlassen worden.
    Eine sehr hübsche Frau in einem hellen Kostüm kam heran. Sie mochte sechsundzwanzig Jahre alt sein. Nach einem Blick in ihren Führerschein wusste ich, dass ich mich verschätzt hatte. Sie war dreißig. Ich gab ihr den Führerschein zurück und fragte sie nach ihrem Beruf und nach ihrer Adresse.
    Sie nannte mir die Straße und die Hausnummer und fügte hinzu, sie sei Privat-Detektivin. Dabei klappte sie ihre Handtasche auf und zeigte mir ihre Lizenz. Ich sah, dass sie eine Pistole in der Handtasche hatte.
    »Haben Sie einen Waffenschein?«, erkundigte ich mich.
    »Selbstverständlich«, erwiderte sie und legte mir das Papier auf den Tisch. Ich prüfte es flüchtig. Er war in Ordnung.
    »Danke«, sagte ich und gab es ihr zurück. »Haben Sie irgendwelche Beobachtungen gemacht, die für uns von Nutzen sein könnten?«
    »Leider nein«, sagte sie mit gesenktem Kopf. »Ehrlich gesagt, ich fürchte, ich habe mich nicht sehr mutig benommen.«
    »Wieso?«
    »Ich bin unter die Bank gekrochen, die im Schalterraum steht.«
    »Das war das Gescheiteste, das Sie tun konnten«, sagte ich ehrlich. »Die Polizei hält gar nichts von Leuten, die den Helden spielen wollen. Wir werden dafür bezahlt, dass wir den Kopf hinhalten.«
    »Aber ich hätte meine Pistole…«
    »Das fehlte gerade noch!«, rief ich, indem ich sie unterbrach. »Man hätte Sie genauso umgelegt wie den Kassierer. Bei einem Banküberfall empfiehlt es sich, keinen Widerstand zu leisten. Höchstens soll man sich Mühe geben, die Gangster so genau wie möglich anzusehen. Okay, Miss Clifford, wenn Sie nichts beobachtet haben, weil Sie unter der Bank lagen, dann wäre unser Gespräch beendet. Was hatten Sie hier in der Bank zu tun?«
    Sie hatte sich nach meinem vorletzten Satz schon umgedreht, wandte sich aber mir wieder zu, als ich die Frage anhängte.
    »Ich wollte mir Geld holen«, antwortete sie. »Ich unterhalte ein Konto bei dieser Bank. Meine Firma überweist mein Gehalt monatlich auf dieses Konto. Hier ist der Zettel für die Kasse.«
    Sie hielt mir einen der roten Zettel hin, die ich innerhalb der letzten neunzig Minuten nun schon oft genug gesehen hatte.
    »An Kasse 1 wird man Ihnen Ihr Geld geben«, sagte ich, wie ich es auf Bitten des Bankdirektors schon allen anderen Kunden mitgeteilt hatte. »Das war alles, Miss Clifford. Entschuldigen Sie, dass wir Sie so lange
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