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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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ersten Falten, und die Spuren der Müdigkeit um ihre Augen. Dieser Frau machte ihr Leben nicht den geringsten Spaß, aber sie wusste nicht, wie sie aus ihm herausfinden sollte. Ich riskierte es.
    »Ich habe Benny Melroy erschossen.«
    Sie riss die Augen auf und starrte mich an. Heiser fragte sie: »Warum?«
    »Es war Notwehr. Melroy lauerte mir mit einer Pistole in der Hand auf.«
    Sie schien mir zu glauben, denn sie nahm das Glas wieder auf und trank.
    »Okay«, sagte sie. »Was geht mich sein Tod eigentlich noch an? Er hat mich sitzen lassen, nachdem er mir fast ein Jahr lang erklärt hat, er würde mich heiraten und mich aus dieser Bude herausholen, sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hätte.« Sie lachte hart auf. »Schönes Versprechen! Eines Tages hörte er auf, sich um mich zu kümmern. Er kam einfach nicht mehr.«
    »Wann war das?«
    »Etwa vor vier Wochen, bevor Sie ihn umlegten, G-man.«
    Phil und ich wechselten einen Blick. Vier Wochen! Der gleiche Zeitraum, den Tricky Chuck uns genannt hatte.
    »Haben Sie nie mehr versucht, mit ihm zu sprechen?«
    »Klar, glauben Sie, ich ließe mich so einfach ausbooten? Ich bin ihm auf die Bude gerückt. Ich machte ihm ›ne Szene und fragte, was aus uns werden solle. Er aber lag ausgestreckt auf seinem Bett, starrte nur immer zur Decke und antwortete: ‘Zwischen uns ist es aus, Lil! Gib dir keine Mühe!‹ Und als ich wild wurde und zu schreien anfing, da setzte er mich kurzerhand vor die Tür, und er ging nicht gerade zart dabei mit mir um.«
    »Haben Sie eine Vorstellung darüber, warum Melroy mit Ihnen brach?«
    Sie warf ihre rote Mähne in den Nacken.
    »Das ist doch wohl klar! Eine andere Frau!«
    Ich lächelte. »Das ist zwar eine naheliegende Vermutung, aber…«
    »Das ist keine Vermutung«, unterbrach sie mich. »Ich habe die Frau gesehen.«
    Neben mir stieß Phil einen Pfiff aus.
    »Wissen Sie den Namen?«
    »Nein, es war der blanke Zufall. Ein Gast hatte mich für den anderen Tag auf sein Hausboot nach Atlantic Beach eingeladen. Unsereins holt sich auch einmal gern frische Luft in die Lungen. Ich nahm die Einladung an. Am Nachmittag bummelte ich zusammen mit meinem Gastgeber am Beach einen Küstenpfad entlang, der über die Klippen führt. An einer Ecke kam mir ein Pärchen entgegen, sie turtelten mächtig miteinander. Na ja, der eine Teil von dem Pärchen war mein verflossener Heiratskandidat Benny Melroy, und der andere Teil muss wohl die Dame gewesen sein, die mich aus seiner Gunst verdrängte.«
    »Haben Sie die Frau genau gesehen?«
    Sie lachte auf. »Von Frauen verstehen Sie anscheinend gar nichts, G-man. Die Frau möchte ich sehen, die sich ihre Nachfolgerin nicht genau ansieht. -Wenn Sie es wissen wollen, so kann ich es Ihnen schriftlich geben, dass Bennys neue Freundin große Klasse war. Von ihrem Gesicht habe ich nicht viel gesehen, denn sie trug ›ne Sonnenbrille groß wie ein Scheunentor. Trotzdem würde ich sie wiedererkennen, und wenn es nur an ihrem Haar wäre. Sie trug es offen, und es war von dem prächtigsten Schwarz, das ich je gesehen habe. Sie war mit einer einfachen weißen Bluse ohne Ärmel bekleidet und trug enge, blaue Leinenhosen. Ihre Figur war eine Wolke.. Groß, schlank und richtig gerundet. Ich habe mich gefragt, wie Benny an eine Frau dieses Formats gekommen war. Eine männliche Schönheit war er nie in seinem Leben. In seiner Kasse herrschte meistens Ebbe, und an Charme besaß er nicht einmal genug, um ‹ne Woolworth-Verkäuferin zu begeistern. Die Frau aber, mit der er da herumwandelte, sah nicht nur großartig aus, sondern kam auch aus einer Gesellschaftsklasse, von der ihn Abgründe trennten.«
    »Woher wollen Sie das wissen, Miss Reeswen?«
    »Wenn Sie jede Nacht jeden Gast, der in diesen Laden kommt, darauf beurteilen müssen, wie viel Geld er in der Brieftasche trägt, und wie Sie es am besten lockermachen, ob auf die kesse, die zärtliche oder die mitleidige Tour, dann bekommen Sie auch im Privatleben einen Blick dafür, was mit den Leuten los ist. Ich sage Ihnen, Melroys Begleiterin verfügte über Geld und kam aus einem erstklassigen Haus. Denn, G-man, zu der blauen Leinenhose und der simplen Bluse trug sie Sandalen aus Krokodilleder an den Füßen. Wissen Sie, was Sandalen aus Krokodilleder kosten?«
    »Keine Ahnung, ich bin nicht verheiratet.«
    »Wenn Sie verheiratet wären, würden Sie es auch nicht wissen, denn Ihre Frau würde sich vielleicht ein Paar Schuhe aus Krokodilleder wünschen, aber
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