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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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mir. Wir aßen an einem Abend zusammen, und seitdem sahen wir uns öfter, verbrachten ein Wochenende in Long Beach, ein anderes beim Forellenfang in Chesley und sahen uns gemeinsam einen Boxkampf im Madison Square Garden und Baseball-Spiele an.
    Im Grunde genommen passten Harry und ich nach Herkunft und Lebensart wenig zusammen. Ich muss mir meine Brötchen beim FBI sauer verdienen, während Harry von den Zinsen seines väterlichen Vermögens lebt. Kurz vor unserem Zusammentreffen war sein Vater gestorben, und wenn der alte Lafort auch nicht zu den Wirtschaftskapitänen der USA zählte, so hatte er seinem einzigen Sohn doch eine runde Million Dollar hinterlassen.
    Äußerlich war er ein hübscher Junge. Er war so groß wie ich, wenn auch schmaler und zarter gebaut. Sein Haar war tiefschwarz, sein Gesicht gut geschnitten, wenn auch etwas weich im Ausdruck. Er hatte dunkelbraune Augen und Wimpern, um die ihn jedes Girl beneidet hätte. Alles in allem sah er aus, als wäre er durch einen Windhauch umzublasen, aber er war ein guter Sportsmann und konnte eine gehörige Portion Zähigkeit entwickeln. Sonderbarerweise trank er keinen Tropfen Whisky. Selbst in hitzigen Nächten pflegte er sich mit Orangensaft zu begnügen.
    »Hallo, Jerry«, sagte Lafort und gab mir die Hand. »Ich bekam einen mächtigen Schreck, als ich heute Morgen beim FBI anrief und hörte, dass du angeschossen worden bist. Ist es schlimm?«
    »Nur ein Kratzer. Der Junge, der es versuchte, hat es ernst gemeint, aber schlecht gekonnt.«
    »Wer war es?«
    »Du kennst ihn doch nicht. Ein kleiner Ganove, Benny Melroy mit Namen, dem ich vor Jahren eine Gefängnisstrafe besorgt habe.«
    Harry wandte sich an Phil.
    »Guten Morgen, Phil!«
    »Morgen, Harry«, antwortete Phil und brachte die Whiskyflasche wieder zum Vorschein. »Mögen Sie auch einen Schluck?«
    Ich glaube, Phil mochte Harry Lafort nicht besonders. Er hielt sich ihm gegenüber sehr zurück, und er neigte dazu, ihn an seinen schwachen Stellen anzugreifen und bissige Bemerkungen über Leute mit zu viel Geld, zu wenig Arbeit und keiner Vorliebe für einen ehrlichen Schluck zu machen.
    Lafort lehnte lächelnd ab.
    »Ich habe es mir immer noch nicht angewöhnt.«
    »Du noch einen, Jerry?«
    »Immer zu! Die Oberschwester wird es ohnedies riechen und die Gardinenpredigt ist mir sicher. Also kommt es auf etwas mehr oder weniger nicht an. - Setz dich, Harry!«
    Er zog sich einen Stuhl heran. »Wir haben doch kürzlich darüber gesprochen, dass wir zusammen Ferien machen könnten«, sagte er. »Ich habe einen Trip für Anfang der nächsten Woche nach Florida vorgesehen. Wirst du mitkommen können?«
    »Das ist leider ausgeschlossen. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wann die Ärzte mich laufen lassen, so möchte ich zumindest versuchen, herauszubekommen, wer dem Mann, der mich anschoss, die Pistole in die Hand gedrückt hat. Das kann einige Wochen dauern.«
    »Schade«, antwortete er. »Ich habe mit Grace gesprochen. Sie hatte nichts dagegen, dass du mitkommst.«
    Grace Haller war eine außerordentlich gut aussehende Frau aus Harrys Bekanntenkreis. Ich hatte sie zwei- oder dreimal gesehen, und ich hatte den Eindruck, dass sie es schaffen könnte, Harry vor den Friedensrichter zu schleifen und ihm das Jawort zu entreißen.
    »Tut mir leid, Harry«, sagte ich, »aber mir würde Miami keinen Spaß machen, solange ich nicht weiß, was hinter diesem Mordversuch steckt. Schließlich ist der arme Teufel dabei drauf gegangen.«
    »Okay, vielleicht lässt sich die ganze Sache verschieben.«
    Es kam nicht zu der Verschiebung. Drei Tage später, als ich im Garten des Hospitals spazieren ging, rief mich eine Schwester ans Telefon.
    Harry war am Apparat.
    »Ich rufe vom Flughafen aus an, Jerry«, sagte er. »Unsere Maschine startet in einer halben Stunde. Viel Glück für deine Jagd.«
    »Danke! Viel Vergnügen in Florida! Fliegst du allein?«
    »Nein, Grace fliegt mit. Warte! Sie will dir auch gute Besserung wünschen.«
    Grace Hallers Stimme klang dunkel, ein wenig rau, aber sehr angenehm. »Gute Besserung für Sie, Mr. Cotton. Wir freuen uns alle, dass Sie nicht ernsthaft verletzt wurden.«
    »Danke, Miss Haller. Ich wünsche Ihnen viel Spaß!«
    Sie übergab den Hörer noch einmal an Harry.
    »Das FBI ist ein grässlicher Verein«, sagte er lachend. »Einem angeschossenen Mann geben die Burschen nicht einmal zwei Wochen Genesungsurlaub. Sieh dich nach einem anderen Job um, Jerry!«
    »Ich fühle mich ganz wohl
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