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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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Monaten Gefängnis davongekommen, wenn er seine Verbrechen nicht im Rahmen einer Gang begangen hätte. Nach seiner Entlassung hat er kümmerlich von den paar Kartentricks gelebt, die ihm irgendwer im Knast beigebracht haben mag. Ein solcher Mann geht plötzlich hin, steckt eine Kanone in die Manteltasche und zeigt sich fest entschlossen, mich umzulegen. Gib zu, dass da irgendetwas nicht stimmt! Jemand muss Melroy für den Mordversuch bezahlt haben.«
    »Wir fanden zweiundzwanzig Dollar und ein paar Cents in seinen Taschen«', antwortete Phil milde. »Es wäre ziemlich beschämend für dich, wenn dein Tod in den einschlägigen Kreisen nicht höher gehandelt würde.«
    »Geld lässt sich leicht verstecken.«
    »Wir haben die Bude, die Melroy in der 42th Street bewohnte, auf den Kopf gestellt. Keine Dollar«, sagte Phil lakonisch.
    »Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass Benny mich auf eigene Rechnung erledigen wollte. Hat die Obduktion etwas ergeben?«
    Phil zog ein zusammengefaltetes Blatt aus der Brusttasche.
    »Ich habe dir eine Abschrift mitgebracht.«
    Ich überflog den Obduktionsbefund. Er enthielt genaue Angaben, wie und auf welche Weise meine Kugel Melroy getötet hatte, aber sonst hatte der Arzt nichts Besonderes feststellen können. Auch die Chemiker hatten sich mit Bennys sterblichen Überresten befasst. Er war im Augenblick seines Todes nicht betrunken gewesen. Man hatte keine Einstichstelle an seinem Körper gefunden, die auf die Verabreichung von Rauschgiften schließen ließ. Die Möglichkeit, dass Melroy unter der Wirkung von Rauschgiften anderer Art, zum Beispiel von Kokain, das geschnupft wird, gestanden hatte, wurde offengelassen, aber es lagen keine Anzeichen dafür vor, dass er ständig solche Gifte nahm, denn bei Benny fehlten die charakteristischen Veränderungen der Nasen- und Rachenschleimhäute, wie sie bei seit längerer Zeit Süchtigen immer zu finden sind.
    Ich gab Phil den Bericht zurück.
    »Zufrieden?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Phil. Ich habe Melroy gesehen, unter der Laterne in der 19th Street. Er sah aus wie ein Mann, der nicht mehr Herr über seinen Verstand ist. Für mich ist der Fall nicht damit abgetan, dass man mit einem Achselzucken sagt: Der Gangster wollte einen G-man töten und hat selbst ins Gras beißen müssen. Wenn irgendwer Benny Melroy dazu gezwungen hat, sich mir mit einer Pistole entgegenzustellen, dann ist das nicht nur Anstiftung zum Mordversuch, sondern auch vollendeter Mord.«
    »Moment mal!«, rief Phil. »Du hast Melroy erschossen. Willst du behaupten, dass es Mord gewesen wäre. Es war Notwehr,«
    »Natürlich war es Notwehr«, winkte ich ab, »aber aus der Sicht des Mannes, der Melroy gegen mich schickte, war es Mord. Er musste wissen, dass ein Schwächling wie Benny Melroy kaum eine Chance gegen mich hatte. Mir tut es leid, dass ich ihn unglücklich traf, sonst wüssten wir jetzt mehr.«
    »Du solltest dich lieber darüber freuen, dass er dich nicht glücklicher traf«, knurrte Phil und bückte sich zur Whiskyflasche.
    In diesem Augenblick wurde die Zimmertür geöffnet. Blitzschnell ließ Phil die Flasche in der Aktentasche verschwinden, aber seine Taschenspielerkunststückchen stellten sich.als unnötig heraus, denn nicht die Oberschwester, sondern Harry Lafort kam herein.
    Ich kannte Harry seit einem halben Jahr, und obwohl ich außer Phil keinen wirklichen Freund habe, so war Harry doch so etwas wie ein sehr liebenswerter Bekannter. Man vergibt es einem Mann nicht, wenn er sein Leben einsetzt, um einem anderen zu helfen. Damals, als ich den Rauschgifthändler Jack Corbeen stellte und der Koks-Verteiler durchaus nicht die Hände hochnehmen wollte, sondern sehr überraschend eine harte Gangart einschlug, damals, als das Glück sich auf seine Seite schlug, ich die Smith & Wesson verlor und Corbeen seine Webster-Pistole in Anschlag brachte, sodass mein Leben gerade nur noch soviel wert war, wie die Kugel im Lauf der Webster kostete; damals hatte Harry Lafort eingegriffen.
    Harry Lafort hob meine Smith & Wesson, die auf dem Pflaster lag, auf und pustete Jack Corbeen einen Sekundenbruchteil früher um, als »Koks-Jack« ab drücken konnte.
    Ich sah Harry dann fast drei Monate nicht mehr, und ich war damals mächtig damit beschäftigt, den Rauschgiftring, zu dem Jack Corbeen gehört hatte, auseinanderzunehmen. Es gelang gut, und New York war um eine Quelle für das Teufelszeug ärmer.
    Dann meldete sich Harry Lafort telefonisch bei
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