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0222 - Im Schloß der Riesen

0222 - Im Schloß der Riesen

Titel: 0222 - Im Schloß der Riesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brauchten, an dem Asmodis sich endlich dazu entschloß, mit der genauen Erforschung des Meeghs zu beginnen, um ihn anschließend zu vernichten, sobald genügend Wissen gesammelt war.
    Zongor blieb in der Tür stehen.
    Obgleich der Meegh ihm gegenüber winzig war, so spürte der Riese dennoch die Gefahr, die von diesem Wesen ausging, und fühlte sich bedroht. Wiederum zögerte er. Was geschah, wenn der Meegh erwachte? Würde er so etwas wie Dankbarkeit seinem »Befreier« gegenüber zeigen? Oder… reichten seine Kräfte aus, selbst Zongor zu bedrohen?
    Aber der Riese mußte das Risiko eingehen. Wenn er den Meegh nicht weckte, wurde er von den Eindringlingen auf jeden Fall getötet - und sein Geist von Asmodis für sein Versagen bestraft. So dagegen hatte er noch den Hauch einer Chance.
    Er trat näher heran.
    Thor vom Hügenstein sah auf.
    »Was willst du, Kerl?« knurrte er. »Es ist noch nicht Essenszeit. Oder willst du uns segensreiche Nachrichten bringen?«
    Seine Stimme klang spöttisch.
    Zongor schwieg und blieb vor dem Kleinen Riesen stehen. Er befand sich vor der kleinen Halbwand, die nur für die beiden Helleber eine Wand war, für ihn selbst eher eine Stolperschwelle. Er konnte beide zugleich erreichen.
    »Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?« brüllte Thor.
    Thali regte sich auf ihrem Lager, von Thors Stimme geweckt.
    Da handelte der Gigant.
    Seine Fäuste flogen herab, trafen die beiden Kleinen Riesen gleichzeitig.
    Bewußtlos sanken sie zusammen, wo sie sich gerade befanden. Ihre Para-Kräfte verloschen schlagartig und lösten damit den Bann.
    Und der Meegh erwachte!
    ***
    Zongor blieb wie erstarrt in seiner gebückten Haltung stehen.
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß es so schnell ging. Er hatte geglaubt, der Meegh würde nur langsam zu sich kommen und ihm selbst noch eine Chance lassen, den Saal zu verlassen und sich zu verbergen, bis die Auseinandersetzung vorüber war. Zongor wollte die beiden Kleinen Riesen mit sich in Sicherheit bringen, damit sie hinterher, wenn sie aus ihrer Bewußtlosigkeit erwachten, den Meegh wieder bannen konnten.
    Aber der Meegh war schneller.
    Im gleichen Moment, in dem die bannende Kraft erlosch, öffneten sich seine Augen.
    Zwei Augen wie bei einem Menschen. Aber war er dadurch als menschenähnlich einzustufen?
    Im grellsten Rot glühten sie wie sengendes Feuer. Ruckartig stemmte der Meegh sich empor.
    Ein sich bewegender Schatten. Schwarz in Schwarz. Deutlich sah Zongor, wie sich die gerade noch gestreckten Finger der linken Hand zur Faust ballten, wie sie dabei zu einer gleichmäßig schwarzen Masse verschmolzen, um sich dann wieder zu trennen, als die Hand geöffnet wurde.
    Der Meegh stand jetzt auf seinem Lager.
    Daß er den Kopf bewegte und einen Rundblick tat, erkannte Zongor nur an den sich bewegenden Augen. Sie blieben glühend geöffnet. Der Meegh schien so etwas wie einen Lidreflex nicht zu kennen.
    Dann streckte er einen Arm aus.
    Aber der sengende Blitz, den Zongor erwartete, blieb aus. Statt dessen explodierten fremde Gedanken in seinem Kopf und hämmerten ihn fast zu Boden. Rasende Kopfschmerzen setzten ein.
    Wer bist du? Wer bist du? Wer bist du?
    »Ich… Ich bin Zongor, dein Wächter und Beschützer«, stammelte Zongor und zog sich zurück. Er gab sein Vorhaben auf, die beiden bewußtlosen Helleber mit sich in Sicherheit zu bringen. Wichtig war jetzt nur, daß er seine eigene Haut rettete. Von Sekunde zu Sekunde wuchs die Angst in ihm, panische Angst vor diesem vergleichsweise winzigen Wesen, das allein durch sein Aussehen Gefährlichkeit signalisierte. Zongor fühlte sich bedroht.
    Ich brauche keinen Wächter! donnerte es in ihm. Die Kopfschmerzen wurden unerträglich. Zongor stöhnte auf und preßte die Hände gegen die Schläfen. Aber es half nichts. Er sank in die Knie.
    Ich brauche keinen Beschützer. Ich weiß mich selbst zu schützen! explodierte alles um ihn herum.
    Er schrie auf.
    Und dann zerbrach etwas in ihm.
    Von einem Moment zum anderen spürte er den Schmerz nicht mehr, aber er wußte auch nicht mehr, wer er war und was er tat. Taumelnd erhob er sich wieder, die Fäuste geballt, und starrte in Richtung der Tür. Alle Furcht war verschwunden, aber auch jede andere Empfindung.
    Zongor, der dämonische Riese, war zu einem seelenlosen Etwas geworden. Zu einer willenlosen Marionette.
    Er war der Sklave des Meegh!
    ***
    Hinter ihnen drang feuriger Schein auf den breiten Kellerkorridor hinaus. Der Raum, aus dem sie geflohen waren,
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