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0221 - Verschleppt nach Andro-Alpha

Titel: 0221 - Verschleppt nach Andro-Alpha
Autoren: Unbekannt
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in ihren weißen Kitteln.
    Nicht, daß uns etwas fehlen würde. Hier gibt es alle nur erdenklichen Vergnügungsmöglichkeiten. Nur eine Möglichkeit fehlt: man kann diese Welt als kranker Mann nicht verlassen. Da die Zentrumspest tödlich ist, muß man sich damit abfinden, in diesem Paradies zu sterben.
    Sergeant Imar Arcus sagte mir vor ein paar Tagen: „Wenn uns wirklich nur noch zwei Monate bleiben, würde ich einen davon für eine ordentliche Arbeit im Raum opfern."
    Dr. Blayton, der Oberarzt unserer Abteilung, ein ausgezeichneter Psychologe, sagte kurz nach unserer Einlieferung: „Wir können Ihnen die Erinnerung an Ihre Krankheit fast vollkommen nehmen, doch dann wird unsere Forschungsaufgabe empfindlich gestört.
    Was Sie ertragen, wird anderen Raumfahrern einmal helfen."
    So leben wir mit dem Wissen um unseren baldigen Tod inmitten eines blühenden Paradieses.
    Gestern kam Leutnant Son-Hao in mein Zimmer. Son-Hao ist dreißig Jahre alt, ein lebhafter kleiner Kerl mit dunklen Haaren.
    „Wir werden beobachtet", sagte er anstelle einer Begrüßung.
    „Ich weiß", gab ich zurück. „Eine Armee von Medizinmännern bewacht jeden unserer Schritte."
    „Ich spreche nicht von den Ärzten, Hegete", sagte er. Kurze Zeit, nachdem wir auf ASTO IV angekommen waren, hatte Major Halgor Sörlund bei unserer Gruppe das Du eingeführt. Er meinte, durch die gemeinsamen Leiden seien wir so etwas wie eine auf Gedeih und Verderb zusammengeschweißte Truppe. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie geglaubt, daß dieser Phlegmatiker von einem Major auch menschliche Gefühle entwickeln könnte.
    „Nicht von den Ärzten?" fragte ich staunend.
    „Hier trieben sich einige Kerle herum, die Charakterstudien treiben", eröffnete mir Son-Hao. „Geheimdienst?"
    „Schon möglich, sie verhalten sich jedenfalls so. Ab und zu kümmern sie sich auch um andere Kranke, aber ich habe festgestellt, daß sich ihr Interesse auf uns konzentriert."
    „Weiß Sörlund davon?"
    Son-Hao grinste unsicher. „Ich war gerade bei ihm", sagte er. „Und?"
    „Nichts. Und - er schläft." Es ist einfacher, eine Herde Wasserbüffel von ihrer Tränke wegzubringen, als Major Halgor Sörlund aus seinem Bett. Sörlund schläft mit angezogenen Beinen.
    Er ist 1,94 Meter groß, und die Betten der Klinik sind nicht viel länger als Hotelbetten. Der Major hat eine spezielle Tiefschlafatemtechnik entwickelt. Wenn er während des Schlafes atmet, blähen sich bei jedem Atemzug seine eingefallenen Backen auf, und er stößt Töne aus, wie man sie ansonsten nur beim Liebeswerben der Bordkatzen unserer Handelsflotte zu hören bekommt.
    „Ich werde zu ihm gehen", sagte ich bereitwillig. Son-Hao lächelte und zog sich zurück. Doch bis zu diesem Augenblick, da ich diese Zeilen schreibe, war ich noch nicht bei Sörlund. Heute abend sehen wir uns im Kino, aber dann wird er weniger ansprechbar sein als die Lieblingsfrau des Sternenfürsten Teischnach.
    Ich beginne mich zu fragen, wozu ich das überhaupt schreibe.
    Medizinische Erkenntnisse wird man aus diesem Manuskript nicht schöpfen können. Reporter, die an einem Sensationsartikel interessiert wären, haben auf ASTO IV keinen Zutritt, es ist undenkbar, daß ich dieses Tagebuch an jemand verkaufen kann.
    Aber was soll ein Mann, der auf seinen Tod wartet, sonst tun?
    „Man muß versuchen, einfach nicht dran zu denken", sagte Captain Cole Harper vor einigen Tagen. Er ist ebenfalls Sportler.
    Ab und zu spielen wir ein bißchen Tennis zusammen.
    Ich glaube, Cole Harper ist derjenige unter uns, dem es am schwersten fällt, seinen eigenen Vorschlag auszuführen.
    Er ist immer so verdammt nachdenklich.
    Ich schreibe weiter. Es ist so viel Unerwartetes geschehen, daß ich mich geradezu gedrängt fühle, meinen Bericht fortzusetzen.
    Etwa drei Tage, nachdem Leutnant Son-Hao seine Vermutung über die Geheimdienstleute geäußert hatte, erschien auf ASTO IV ein kleiner Mann mit einem etwas schütteren Haarkranz. Ich stand gerade in der für meines Zimmers, als er zusammen mit Dr.
    Blayton über den Gang kam. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er sah aus wie ein Priester. Doch das war er nicht. Er trug einen Zellaktivator und galt als einer der gefährlichsten Männer des Imperiums.
    Es war Allan D. Mercant. Solarmarschall Allan D. Mercant, Chef der Galaktischen Abwehr.
    Ich gehöre nicht zu den Burschen, denen gleich die Knie wackeln, wenn sie einen Zellaktivatorträger sehen. Doch Mercants plötzliches Auftauchen
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