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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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beste der Söhne des Herzogs der Normandie sein musste.
    „Ich bin erst siebzehn und muss noch den Ritterschlag erhalten", fuhr er fort.
    „Obwohl es altersmäßig zwischen uns beiden einen kleinen Unterschied gibt, hoffe ich doch, dass dein Bruder und ich Freunde werden. Vielleicht wird es uns beiden möglich sein, dich zu besuchen, und vielleicht wird mein Vater dich an seinen Hof befehlen, wenn sein Streit mit Frankreich beendet ist."
    Eleanor lehnte den Kopf an die Brust des Prinzen, so wie sie das bei Roger getan hätte. Schützend drückte er den Arm fester um sie, und plötzlich wurde sie sich des unschicklichen Bildes bewusst, dass sie beide abgaben. Sie versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, ehe jemand sie sehen konnte, merkte jedoch, dass sie so fest an Henry gedrückt wurde, dass sie seinen Herzschlag spürte.
    „Sire . . . Henry", protestierte sie. „Es ist unziemlich, dass du mich so hältst, wenngleich das meine Schuld ist."
    Widerwillig hielt er den Arm lockerer. „Nein, Eleanor, das ist meine Schuld."
    „Der Schwarzhaarige, der Junker namens Robert. . . ich habe ihn überhaupt nicht gemocht", wechselte sie sicherheitshalber das Thema. „Ist er immer so?"
    „Immer. Der junge Comte de Belesme ist über die Maßen stolz, über die Maßen grausam, über die Maßen eitel. Niemand kann ihn leiden, und alle Leute ängstigen sich vor ihm. Er ist Mabilles Brut."
    „Mabilles?"
    „Es heißt, sie sei eine Hexe." Henry bekreuzigte sich mit der Hand, in der er die Zügel hielt, und setzte hinzu: „Ich gebe nicht viel auf solche Geschichten, aber es heißt von Mabille, sie habe Roberts Vater vergiftet. Es werden noch andere Dinge über Robert und seine Mutter erzählt, die ich dir nicht wiederzugeben wage."
    „Was für Dinge?"
    „Ich habe zu viel gesagt. Was ich gehört habe, ist nicht für deine Ohren geeignet. Es genügt zu sagen, dass mein Vater der Einzige ist, vor dem Robert de Belesme Angst hat. Ich befürchte, dass die Hölle los sein wird, wenn er weg ist."
    „Und du, Henry, hast du Angst vor ihm?"
    Er zuckte hinter Eleanor mit den Schultern. „Ich? Ich bin eigentlich kein Soldat, Demoiselle. Ich kämpfe, wenn ich muss, ziehe es jedoch vor, nicht in die Schlacht zu ziehen. Ich habe nicht Courteheuses und Rufus' streitsüchtiges Wesen. Außerdem habe ich als jüngster Sohn wenig genug, um das ich kämpfen müsste." Aus seiner Stimme hatte ein Hauch von Verbitterung gesprochen, der schwand, als er hinzufügte: „Wie schade, Demoiselle. Wir sind schon da, und so, wie es aussieht, hat man dich vermisst."

2. KAPITEL
    „Ich sage dir, Gilbert, dass ich das nicht haben will! William der Bastard kann dich in seinen Dienst befehlen, aber er kann mich nicht in meinem Haushalt herumkommandieren!" Gräfin Marys Stimme hatte schrill und scharf geklungen.
    „Mary. . ." Gilbert de Nantes' Ton war beschwichtigend gewesen.
    „Nichts da! Der Junge ist nichts als Stallmist, und das Mädchen beschämt uns mit seiner Dreistigkeit! Ich bleibe dabei, beide können von Brot und Bier leben, was beides während des Festes in der Küche verteilt wird. Ich will keinen von beiden an meinem Tisch haben!"
    „Und ich sage dir, dass der Herzog der Normandie ihre Anwesenheit verlangt. Ehe ich das Mädchen seines unziemlichen Betragens wegen habe züchtigen können, hat Williams Balg mich gewarnt: ,Ich würde Demoiselle Eleanor nicht verunstalten, wäre ich an deiner Stelle, denn mein Vater möchte, dass sie heute Abend zum Lohn für ihren Mut mit uns diniert.'" Bei der Erinnerung von Prinz Henrys kühler Einstellung ihm gegenüber erstickte Gilbert beinahe. „Während du und ich das Mädchen als viel zu keck empfinden, hält der Herzog es für mutig, und deshalb müssen wir den Mund halten. Ich sage dir, es speist mit dem Herzog der Normandie persönlich. Möchtest du, dass er seine Panzerfaust auf mich niedersausen läßt, weil du deine Tochter hasst?"
    „Du bist derjenige, der sie verflucht, weil sie kein Sohn ist!" schrie Mary zurück.
    „Ja, aber sie mag für mich noch von einigem Nutzen sein, Weib."

    „Dann lass die kleine Schlampe beim Abendessen erscheinen und nirgendwo sonst.
    Aber ich warne dich, Gilbert! Ich will den Sohn deiner Hure nicht in meiner Halle haben."
    „Du wirst dich damit abfinden müssen, denn es hat den Anschein, dass er Williams Augenmerk gefunden hat. Walter hat mir erzählt, dass der Herzog vorhat, Roger in seinen Dienst zu nehmen."
    „Den Sohn einer angelsächsischen Hure?" Ungläubig
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