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0219 - Lupinas Sohn

0219 - Lupinas Sohn

Titel: 0219 - Lupinas Sohn
Autoren: Jason Dark
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Interesse raten, mit mehr Informationen herauszurücken.«
    Da lehnte sich McIntire zurück und begann zu lachen. Es war kein lautes Lachen, sondern eher ein leises, glucksendes oder kicherndes. Er riß dabei weit den Mund auf und hob seine Arme, so daß er uns die gefesselten Hände präsentierte.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was ihr wollt, zum Teufel. Ihr habt mich gefangen, na und? Andere bekommt ihr nicht. Sie sind stärker, auch wenn der MonsterClub nicht mehr existiert, gibt es Kräfte, gegen die ihr nicht anrücken könnt. Ich bin nur ein kleines Rädchen im Getriebe, aber ich besitze einen guten Schutz. Es wird euch noch leid tun, Clara umgebracht und mich gefangengenommen zu haben, das schwöre ich euch.«
    »Ich oder wir haben Clara nicht umgebracht«, stellte ich richtig. »Sie ist selbst gegen einen Baum gerast und hat es nicht überlebt.«
    »Aber ihr seid schuld.«
    »Nein.« Mehr sagte ich nicht. Ich hatte keine Lust, mit ihm darüber zu diskutieren, zudem wollte ich erfahren, was es mit Lupinas Sohn auf sich hatte.
    »Wo finde ich Orapul?« schoß ich die nächste Frage ab.
    »Ich kann es nicht sagen.«
    »Aber er war in eurem Turm.«
    »Ja, er wollte seine Diener um sich haben.«
    Ich wunderte mich, wie gesprächig der Alte plötzlich war.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Und ich war gespannt, ob er mir auch die nächste Frage beantworten würde.
    »Gehörten Sie und Ihre Frau auch zu seinen Dienern?«
    »Nein.«
    »Was waren Sie dann?«
    Er zögerte mit einer Antwort. Schließlich sagte er: »Wir haben ihn nur großgezogen.«
    »Was?«
    »Überrascht, wie?«
    Nein, überrascht war ich nicht. Schon im Turm hatte mir Clara, Jos tote Frau, durch die Tür zugerufen, daß sie als Pateneltern Orapuls unter seinem Schutz standen. Dennoch war es ein Hammer!
    »Dann haben Sie und Ihre Frau ihn aufgezogen?« hakte ich noch einmal nach.
    »Natürlich. Warum auch nicht? Wir fanden ihn in einem Wald und nahmen ihn mit in unser Haus.«
    »Und wo liegt das? Oder war es der Turm?«
    »Nein, da sind wir später hingezogen, weil er es so wollte. Wir lebten noch nicht lange dort. Die Besitzer sind verreist…«
    »Und Sie haben das Hausmeister-Ehepaar umgebracht«, vollendete ich den Satz.
    »Das stimmt.«
    Er sprach über einen Mord, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit der Welt, und so etwas erschreckte mich zutiefst. Hier stand ich vor einem menschlichen Abgrund. Dieser Mann dachte nicht mehr so wie ich, er war von den dämonischen Kräften schon beeinflußt worden, daß alles andere nicht mehr zählte, obwohl man ihn rein äußerlich als einen Menschen bezeichnen konnte.
    Er starrte mich an. Seine Augen waren klein, der Blick eiskalt und noch immer lauernd.
    »Sie haben sich also mit den Wölfen in dem Turm verzogen«, fuhr ich fort. »Und weshalb war Lupinas Sohn nicht dort?«
    »Er sucht jemanden!«
    »Wen?«
    »Seine richtige Mutter!«
    Er brauchte den Namen Lupina nicht auszusprechen, jeder wußte genau Bescheid. Also hatten sich unsere Vermutungen bestätigt. Lupina würde kommen und ihren Sohn abholen.
    Wahrscheinlich hatte sie es schon getan.
    »Wann soll das geschehen?«
    »In dieser Nacht.«
    »Und wo?«
    Da lachte er kalt. »Das weiß ich nicht.«
    »Sie wollen es nicht sagen!« mischte sich Suko ein.
    Er hob die Schultern. »Ihr wollt doch beide haben. Was soll ich mich darum kümmern?«
    Einen dritten Grad gibt es nicht, obwohl es von Polizistenhassern immer behauptet wird. Es werden keine Gefangenen gefoltert, um Informationen aus ihnen herauszupressen. Auch wir hatten uns bisher strikt an die Regel gehalten und würden uns auch weiterhin daran halten. Das stand fest.
    Ich war Menschenkenner genug, um es McIntire anzusehen, daß wir kaum noch etwas aus ihm herausbekommen würden. Trotzdem wollte ich noch wissen, wer die acht Werwölfe gewesen waren.
    »Orapul hat sie sich geholt. Einfach so. Er pflanzt ihnen den Keim ein, und sie wurden zu Werwölfen, denn sie sollten seine Schutzmacht bilden.«
    So ähnlich hatte ich es mir vorgestellt. Wahrscheinlich gehörten die Menschen zu den Vermißten, die täglich in London verschwanden und nie wieder auftauchten. Ich schaute Mclntire an, der meinen Blick gelassen standhielt. In der kommenden Nacht wollte sich Lupina mit ihrem Sohn treffen. Leider wußten wir nicht, wo das geschehen würde, aber wir hatten immerhin eine heiße Spur. Es war der Turm, in dem sich das für Orapul vorgesehene Verlies befand. Dort konnten wir auf ihn warten.
    Mein
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