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0217 - Die Hexeninsel

0217 - Die Hexeninsel

Titel: 0217 - Die Hexeninsel
Autoren: Jason Dark
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hinunterstiegen, wurde ich abgelenkt, denn wir mußten achtgeben, daß wir nicht über die zahlreich verstreut liegenden Steine stolperten, die überall im Weg lagen. Irgendwie erinnerte mich dieses einsame Eiland an einen Platz, der wie zum Sterben geschaffen schien. Es gab kaum etwas Grünes.
    Nur hier und da ein paar karge Halme, die sich an die Felsen klammerten oder aus Spalten wuchsen und sich jahrein, jahraus gegen den wehenden Wind anstemmten. Wer hier hockte, der verhungerte nicht nur, er verdurstete auch, denn Quellen hatten wir keine gesehen.
    Suko stand als erster unten. Er hielt sich in einer flachen Rinne auf, die das Regenwasser aus dem Gestein gewaschen hatte. Die Steine dort waren kleiner und blank wie Kiesel.
    Der Chinese winkte mir zu. »Da ist eine Höhle!« rief er gegen den Wind an.
    Schräg blieb ich stehen. »Wo?«
    »Links.«
    Ich folgte mit dem Blick die angedeutete Richtung und sah es selbst. Ein kleiner Felsenberg wuchs vor uns hoch, und in dem Gestein gähnte düster ein Eingang. Das Versteck der Hexen?
    Ich beeilte mich und stand bald neben meinem Freund, der sich schon der Höhle zugewandt hatte. Wir gingen geduckt, als der Wind Staub aufwirbelte und ihn in der Luft zu einer Wolke verteilte. Die Felswand nahm uns die Sicht auf das Meer. Wir drehten uns auch nicht um, so daß wir leider nicht bemerkten, daß sich über dem Wasser etwas zusammenbraute. Dort hatte sich ein feiner Nebel gebildet, zu einem Reif verdichtet, der immer weiter wanderte und sich wie ein Ring um die Insel legen wollte.
    Wie gesagt, das sahen wir nicht. Wir hatten nur Augen für die Höhle und mußten uns bücken, um sie überhaupt betreten zu können. Mit den Haaren streifte ich an der Decke entlang, und ich sah, daß mein vor der Brust hängendes Kreuz einen schwachen, silbrigen Glanz verbreitete. Die Höhle war nicht geheuer!
    »Die Lampe!« zischte ich Suko zu. Der Chinese hielt sie bereits in der Hand. Es war nicht die Bleistiftleuchte, sondern ein lichtstärkeres Gerät, das wir eingeschaltet hatten.
    Durch den Eingang fiel Helligkeit, aber sie reichte nicht aus, um die gesamte Höhle auszufüllen. Da tat uns die Lampe schon gute Dienste. Beide waren wir stehen geblieben. Ich schaute zu, wie mein Freund einen Kreis schlug und den Lichtstrahl wandern ließ, der lautlos die Wände der Höhle abtastete.
    Was wir sahen, war der kalte Horror!
    Skelette, zerfallen, brüchig, teilweise zu Staub geworden, lehnten an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand. Schädel lagen am Boden, Armknochen und Gelenke. Die Überreste schimmerten bleich und gelblich, wenn sie von dem hellen Licht aus der Dunkelheit gerissen wurden.
    Wie viele menschliche Überreste hier lagen, das konnten wir höchstens raten. Aber wir ahnten, wo wir gelandet waren, und ich sprach es aus.
    »Ein Sterbeplatz für Hexen!« Ich flüsterte die Worte nur. Suko gab mir durch sein Nicken recht.
    Dann ging er vor und leuchtete über den Boden, der mit einer feinen hellen Schicht belegt war.
    Skelettstaub.
    »Ihnen hat der Teufel nicht geholfen«, sagte mein Partner. »Sie waren keine Hexen.«
    »Trotzdem müssen sie etwas mit Magie zu tun gehabt haben«, gab ich leise zurück. »Mein Kreuz reagiert.«
    »Kann das nicht einen anderen Grund haben?« fragte Suko gegen und drehte den Kopf, damit er mich anschauen konnte.
    »Welchen?«
    Da war auch der Chinese überfragt.
    Wie lange die Skelette hier schon lagen, konnte ich nicht sagen. Sicherlich Hunderte von Jahren, denn der Hexenwahn war zum Glück vorbei, auch wenn er vor einigen Monaten in London kurz wieder aufgeflackert war.
    Ich ging die zwei Schritte vor, bis ich Suko erreicht hatte. Mit den Fußspitzen konnte ich den auf dem Boden liegenden Leichenstaub berühren. Als nächste Aktion streifte ich die Kette über den Kopf, nahm das Kreuz und berührte damit die Skelette. Das Kruzifix reagierte nicht!
    Ich versuchte es bei einem Schädel, schlug mit dem Kreuz dagegen und vernahm nur einen hohl klingenden Laut, mehr nicht. Dann brach der Schädel auseinander, allerdings nicht, weil ihn Weiße Magie zerstört hätte, sondern weil er verwittert war, der Zahn der Zeit hatte zu sehr an ihm genagt.
    »Das war wohl nichts«, bemerkte Suko und hatte mit seiner Feststellung genau ins Schwarze getroffen.
    Eine Spur der Hexen hatten wir nicht gefunden. Wir standen nur vor den Gebeinen der unglücklichen Opfer, die man hier auf der Insel kurzerhand abgesetzt hatte. Eine Bilanz des Schreckens.
    Ich wollte mir
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