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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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nicht gerade angenehme Düfte entströmten.
    Stefani blieb so lange aus, daß ich schon befürchtete, er müsse die Schlüssel erst anfertigen. Wahrscheinlich hatte er sie aber nur unter Bergen von Gerümpel hervorgekramt.
    Zum dritten Male riskierten wir unsere Knochen auf der abbruchreifen Stiege.
    Der Hausmeister hatte mir tatsächlich den richtigen Schlüssel mitgegeben. Während ich aufsperrte, fragte Phil: »Sag mal, Jerry, hast du eigentlich deine Pistole mitgenommen? Es ist ja immerhin möglich, daß einige Überraschungen auf uns warten!«
    »Laut Dienstvorschrift ist ein G.-man berechtigt, im Dienst eine Waffe zu tragen, und ich bin jetzt im Dienst«, ulkte ich.
    Die Tür ließ sich lautlos öffnen, ein merkwürdiger Umstand in diesem verwahrlosten Bau.
    Ich schloß die Tür hinter uns wieder zu. In der Dienstvorschrift steht nichts davon, daß man sich unliebsamen Überraschungen unnötig aussetzen soll.
    An den Garderobenhaken in dem kurzen Gang hingen ein scheußlicher Damenhut, ein dunkler, schäbiger Mantel und eine graue Handtasche. Ich beschäftigte mich mit dem Mantel, Phil nahm sich die Handtasche vor.
    »Sieh dir mal das an!« stieß Phil hervor und hielt mir die geöffnete Handtasche unter die Nase.
    Ich erblickte ein mattglänzendes, rechteckiges Metallstück: ein Pistolenmagazin. Mit spitzen Fingern holte ich den Patronenrahmen heraus, er war noch mit vier Patronen gefüllt.
    »Kaliber 38«, stellte Phil fachmännisch fest. »Soviel ich mich entsinnen kann, wurde Sergeant Jones mit einer 38er erschossen.«
    »Das braudist du mir nicht eigens unter die Nase zu reiben, das weiß ich selbst«, knurrte ich, wickelte, um keine Fingerabdrücke zu verderben, das Magazin in mein Taschentuch und verstaute es in der Hosentasche.
    Eigentlich hätte mich der Fund des Pistolenmagazins in der Handtasche der Ulster ärgern müssen, denn dadurch gewann ihre Selbstbezichtigung erheblich an Glaubwürdigkeit.
    Aber seit ich in der Wohnung der Ulster war, hatte sich so ziemlich jedes persönliche Gefühl abgemeldet.
    In erster Linie war ich jetzt nur noch G.-man, der einen bestimmten Auftrag auszuführen hat, ohne Rücksicht darauf, wie sich die Ermittlungen auf ihn selbst auswirken.
    Phil zauberte noch ein Indiz aus der Handtasche: eine Eintrittskarte vom 14. 6. für die Zwanzig-Uhr-Vorstellung des Holiday-Kinos in der Park Row! Sergeant Jones wurde am 14. 6. gegen 22 Uhr 35 in einer Seitenstraße der Park Row erschossen…
    Unglaublich: ein Mosaik fügte sich ans andere.
    Phil barg das Kino-Billett in seiner Brieftasche. Dann beehrten wir den ersten Raum auf der linken Seite des Ganges mit unserem Besuch. Mit einem Blick sah man, daß es das Schlafzimmer einer Frau war.
    Auf dem Nachttisch neben dem breiten Einzelbett stand eine Fotografie, die Burt Shirk mit einer wohl 30jährigen und nicht überwältigend hübschen Frau zeigte.
    Wahrscheinlich war dies Vera Ulster gewesen.
    Ich zog das Bild aus dem Rahmen. Die Widmung auf der Rückseite bestätigte meine Vermutung: »Immer in Liebe vereint, Vera und Burt, Long Beach, 24. August 1959.«
    Die Fotografie steckte ich in meine Brusttasche. Phil sah es.
    In absehbarer Zeit brauchten wir nicht damit zu rechnen, daß uns jemand bei unserer emsigen Tätigkeit störte. Vera Ulster war tot, sie konnte keine Besuche mehr empfangen.
    »Phil, hänge doch die Vorlegekette an der Wohnungstür ein!«
    »Wieso, du hast doch zugesperrt?«
    »Vielleicht hat Stefani noch mehr Schlüssel auf Lager? Vielleicht hat die Ulster an Freunde Doppelschlüssel verteilt? Man muß vorsichtig sein.«
    »Stell dir aber mal vor, es kreuzt hier jemand auf und läutet. Niemand meldet sich. Er schließt auf und stellt fest, daß die totenstille Wohnung von innen durch die Kette gesichert ist. Was wird der Besucher tun: Die Polizei alarmieren. Und genau das ist überflüssig.«
    »Phil, verlaß dich darauf, die Besucher die mit einem Schlüssel ankommen, rufen alles andere zu Hilfe, nur nicht die Polizei.«
    Phil ging aus dem Zimmer und legte die Kette vor.
    Schrank, Schubladen, Bett, Waschtisch, Puderdosen, Salbentöpfe, alles wurde gründlich durchsucht.
    Die Arbeit lohnte sich. Zwischen spitzenbesetzten Nachthemden verborgen, entdeckte ich ein mit Samt ausgeschlagenes Pistolenetui. Es war unschwer zu erkennen, daß die Aussparungen des Kästchens genau den Umrissen einer 38er entsprachen.
    Angesichts dieser Funde würde kein Mensch mehr wagen, das Geständnis der Vera Ulster als reines
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