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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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verließen wir das Office.
    Ein Ärger kommt selten allein. Als ich den Jaguar anlassen wollte, streikte er. Ich hatte keine Zeit, lange nach der Motorpanne zu fahnden, und so benützten wir einen als Zivilfahrzeug getarnten Streifenwagen des FBI, um in die Chrystie Street zu fahren. Den Ford stellte ich auf einem Parkplatz ab, das letzte Stück Weg, etwa zweihundert Yard, gingen wir zu Fuß.
    ***
    Das Haus Nr. 293 in der Chrystie Street war ein alter verwahrloster Bau mit einer schmutzigen Fassade und nicht viel sauberen Fenstern. Vera Ulsters Wohnung lag im 3. Stock, wie aus der Beschriftung neben der Türklingelbatterie hervorging.
    Die Haustür stand offen, wir traten in einen düsteren, muffigen Gang und stapften die Treppe hoch.
    Die Treppe hatte es in sich: das Geländer wackelte bedenklich, die Stufen knarrten und schwankten wie eine Strickleiter.
    Das baufällige Gerüst konnte man eigentlich nur mit gutem Gewissen betreten, wenn man entweder sein Testament verfaßt oder sich einen Fallschirm angelegt hatte.
    In der 3. Etage wartete auf uns eine verwirrende Anzahl von Türen, die mit Namenszetteln geradezu gepflastert waren.
    Offensichtlich hatte jeder Mieter seinen Untermieter, dieser wieder Unter-Untermieter, und so fort. Nur an der Tür am Ende des Ganges prangte stolz eine einzelne Visitenkarte: Vera Ulster.
    »Interessant«, murmelte Phil. »Entweder verdiente die Ulster so viel, daß sie auf Untermieter nicht angewiesen war, oder sie ging dunklen Geschäften nach, die keine Zeugen vertrugen.«
    Ich drückte auf den Klingelknopf neben der Wohnungstür, von der die Hälfte der Farbe abgeblättert war.
    Ein leises Summen war zu vernehmen. Sonst rührte sich nichts.
    »Wozu läutest du? Die Ulster kann ja nicht gut zu Hause sein.«
    »Natürlich 'nicht. Es könnte aber sein, daß sich außer ihr noch jemand in der Wohnung ’rumtreibt, der aus gutem Grund seinen Namen nicht an die Tür geheftet hat.«
    Als sich nach mehrmaligem Klingeln immer noch niemand gemeldet hatte, sagte Phil ungeduldig, wobei er mich erwartungsvoll ansah:
    »Also, dann hinein in die gute Stube.« Ich zog verwundert die Augenbrauen hoch.
    »Kennst du vielleicht ein Zauberwort, das verschlossene Türen öffnet?«
    »Nein, aber es wird hier ja sicher einen Hausmeister geben, der uns die Wohnung der Toten auf schließen kann. Ich will den Durchsuchungsbefehl schließlich nicht umsonst mitgenommen haben!«
    Phil hatte natürlich völlig recht. Wir mußten in diesem Fall zwar besonders vorsichtig und in jeder Minute auf üble Überraschungen vorbereitet sein, aber das war kein Grund, den Hausmeister nicht zu bemühen.
    Wir nahmen uns lediglich vor, dem Mann, den wir überhaupt nicht kannten, zu unserer eigenen Sicherheit nicht zu sagen, wer wir in Wirklichkeit waren. Es würde genügen, ihm den richterlichen Haussuchungsbefehl zu zeigen.
    Phil folgte mir, als ich mich wieder an den Abstieg auf der beinah lebensgefährlichen Treppe wagte.
    Nach einigem Suchen entdeckten wir im Hinterhof einen kahlköpfigen, dürren Mann, der sicherlich nicht mehr als 100 Pfund wog. Er steckte in einem total verschmutzten und stellenweise zerrissenen Overall.
    Der Mann war damit beschäftigt, in den Mülleimern herumzustochern. Er gehörte offensichtlich zu den Typen, die in jedem Abfalleimer noch etwas Brauchbares finden.
    Dieses seltsame Exemplar eines Hausmeisters hieß Stefani. Jedenfalls hatten wir diesen Namen im Hauseingang gelesen.
    Das Männchen richtete sich schnaufend auf, als ich leicht auf seine Schulter klopfte.
    »Polizei! Guten Morgen, Mr. Stefani. Sie sind doch der Hausmeister hier, oder irren wir uns da?«
    Ein leichtes Zucken lief über das Gesicht des Mannes. Hatte er etwa ein schlechtes Gewissen? Aber dann schien er sich wieder zu beunruhigen.
    »Ja, ich bin der Hausmeister. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Sie können uns die Wohnung von Vera Ulster öffnen. Hier ist der Haussuchungsbefehl.«
    »Vera Ulster?« fragte er kopfschüttelnd, »was ist denn mit der los?«
    Er konnte zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nichts über ihr Schicksal wissen, es sei denn, er wäre einer der Attentäter gewesen. Wir hatten nicht vor, ihm die ganze Geschichte auf die Nase zu binden, und deshalb sagte Phil nur:
    »Aber, aber Mr. Stefani, wer wird denn so neugierig sein? Nun holen Sie mal schön den Schlüssel, damit wir mit der Durchsuchung beginnen können!« Der schmächtige Hausmeister schlurfte davon und verschwand in seiner Wohnung, aus der
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