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0217 - Bleigeflüster als Finale

0217 - Bleigeflüster als Finale

Titel: 0217 - Bleigeflüster als Finale
Autoren: Bleigeflüster als Finale
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noch mehr.
    »Cotton, du brauchst gar nicht nachzudenken. Ich habe mir erlaubt, vorsichtshalber dein Schießeisen zu entladen, während du bewußtlos warst. Ich befürchtete, daß du den wilden Mann spielen würdest.«
    Ich wurde nicht blaß, aber für Sekunden war ich doch schockiert. Während des Gesprächs, dessen Ausgang und Folgen ganz ungewiß gewesen waren, hatte mir die 38er in der Schulterhalfter ein — in Wirklichkeit trügerisches — Gefühl der Sicherheit verliehen. Das hätte eine böse Überraschung gegeben, wenn ich gezwungen gewesen wäre, mich mit der Waffe meiner Haut zu wehren…
    Dann räumten wir die obskure Hell-Bar, ohne ein weiteres Wort an die Gangster zu verschwenden.
    ***
    »Wieder mal ein Reinfall auf der ganzen Linie!« schimpfte Phil, als wir im Jaguar zum Headquarters zurückfuhren.
    »Scheint so«, gab ich mürrisch zu. »Dies läßt sich jedoch noch nicht endgültig beurteilen. Mir ist nämlich eine Kleinigkeit aufgefallen, die vielleicht von einiger Bedeutung ist: Shirk trug einen Anzug, der ihm nur so um die Glieder schlotterte. Erst dachte ich, er habe eben im Zuchthaus abgenommen wie ein Abreißkalender. Dann erinnerte ich mich jedoch daran, daß Shirk schon vor seiner Verhaftung genauso schlank war. Frage: Mit welchem vornehmen korpulenten Herrn steht der Verbrecher auf so gutem Fuß, daß dieser ihm jenen zweifellos teuren Maßanzug geliehen oder geschenkt hat?«
    »Jerry«, tadelte Phil, »deine Gedankengänge sind ja an den Haaren herbeigezogen. Sie würden allenfalls in gewagte Kriminalromane passen, aber nicht in die Wirklichkeit!«
    »Phil, die Wirklichkeit stellt die ausgefallensten Romanideen weit in den Schatten. Merke: Es gibt nichts, was es nicht gibt!«
    ***
    Obwohl die Dienststunden längt vorüber waren, hielt Neville die Stellung in seinem Büro.
    Für ihn war das ganz selbstverständlich, denn — wie er zu sagen pflegte — die Gangster machen auch keinen Feierabend.
    Ich mache meinen Kollegen für gewöhnlich keine Komplimente, aber diese Pflichterfüllung, ungeachtet eines vergleichsweise mageren Lohnes, muß einmal erwähnt werden.
    »Ich habe die Listen bereits ausgewertet«, erklärte Neville, aber es klang nicht sonderlich erfreut.
    »… und dabei hast du Pech gehabt«, fügte ich hinzu. »Diese Verzeichnisse bezogen sich nämlich auf eine uralte, längst abgeurteilte Rauschgiftaffäre.«
    Phil sperrte erstaunt den Mund auf, auch Neville sah mich verblüfft an.
    »Woher weißt du das?« riefen beide gleichzeitig.
    »Ich wußte das nicht, aber ich vermutete es«, erwiderte ich gelassen.
    Phil setzte sich auf die Schreibttischkante, nahm die Listen zur Hand und schlug mehrmals mit dem Handrücken auf das Papier.
    »Das verstehe ich nicht. Wenn die Verzeichnisse die Gangster, mit denen wir uns zur Zeit ’rumschlagen, nicht belasten, warum wollten sie das Zeug dann aus der Wohnung Tewes’ holen?«
    »Das wollten sie ja gar nicht!«
    »Na, hör mal, das waren doch keine Gespenster, die in der Kent Avenue am hellen Tage gespukt haben!« verwahrte sich Phil.
    »Ach, dieses Auftreten der Verbrecher war doch auch nur Mache, um uns am Narrenseil herumzuführen. Erinnere dich an die Vorgänge: Die Gangster trampelten wie Elefanten auf dem Flur herum, und plötzlich schrie einer: ›Die G.-men sind schon hier!‹ Das konnte der Kerl .ja gar nicht feststellen; wir verhielten uns doch mäuschenstill, und durch das Schlüsselloch waren wir nicht zu sehen. Demnach wußten die Banditen schon von vornherein, daß wir uns in der Wohnung befanden. Wahrscheinlich hatten sie uns die ganze Zeit über beobachtet. Weshalb sind sie dann trotzdem in die von uns beisetzte Wohnung eingedrungen? Weil sie uns glauben machen wollten, daß sie es auf das Rauschgift und die Listen abgesehen hätten. Es würde mich nicht wundern, wenn sich daraus ein Parallelfall zur Shirk-Ulster-Affäre entwickelte.«
    »Du hast recht!« stimmte mir Phil bei. »Daß die Burschen nur einen ganz kurzen Besuch in der Wohnung beabsichtigt hatten, geht auch daraus hervor, daß ihr Auto mit laufendem Motor vor dem Haus gewartet hatte.«
    »So, nun laßt mich auch mal wieder zu Wort kommen«, meuterte Neville. »Deine Vermutung, Jerry, stimmt hundertprozentig! Eine der Pistolen sowie die Listen und die Bilanzaufstellung sind genau die Beweise, die bei dem Prozeß gegen William Randall gefehlt hatten. Es handelte sich damals um Kokain. Randall wurde allein auf Grund von Indizien zu zehn Jahren Zuchthaus
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