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0216a - Fahrgast im Höllen-Express

0216a - Fahrgast im Höllen-Express

Titel: 0216a - Fahrgast im Höllen-Express
Autoren: Fahrgast im Höllen-Express
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Hand. Ich schoss im Liegen. Neben mir hörte ich Phils Waffe zwei Mal rasch hintereinander aufbellen. Fensterglas brach mit lautem Klirren. Dann war es wieder still, bis hinter dem Fenster jemand dumpf und wuchtig zu Boden fiel.
    ***
    Das konnte ein Trick sein. Phil und ich hatten fast gleichzeitig denselben Gedanken. Wir spurteten auf die Haustür zu, warfen uns mit dem ganzen Körpergewicht dagegen und flogen mit der Tür krachend hinein.
    »Gib Feuerschutz!«, rief Phil und lief zu einer Tür auf der rechten Seite des Flurs. Ich drückte mich neben der Tür an die Wand und hielt meine Pistole schussbereit. Dann flammte auch schon das Licht auf. Ich trat die Tür auf und stand breitbeinig auf der Schwelle.
    Mac Dollahan lag vor dem offenen Fenster. Die Waffe war ihm entglitten und unter ein Tischchen gerutscht.
    Ich kniete neben ihm nieder, während Phil schnell einen Blick in die anderen Räume warf, um uns vor Überraschungen zu bewahren. Dollahan war in die Brust getroffen worden. In seinem bunten Baumwollhemd sah ich das kleine, an den Rändern hellbraun gefärbte Einschussloch.
    Dollahan war bei Bewusstsein, aber ich sah, dass er schwer verletzt war und bald bewusstlos sein würde.
    »Ruf den Doc«, rief ich Phil zu.
    »Wir sind G-men, Dollahan«, sage ich gedämpft.
    Ich wusste nicht, ob er mich verstehen würde. Aber er machte eine schwache Bewegung mit dem Kopfe, die vielleicht die Andeutung eines Nickens sein sollte. Krächzend kam seine Stimme.
    »Sie… haben… gewonnen.«
    Ich schüttelte den Kopf
    »Wir haben nicht auf Sie schießen wollen Dollahan, aber wir mussten uns zur Wehr setzen. Wir wollten nur nach Snucky Barnes fragen, Barnes - erinnern Sie sich in Wyoming mit ihm zur Schule gegangen.«
    Sein Gesicht entspannte sich. Er lag ruhig und rührte sich nicht.
    »Wyoming«, sagte er dann klar und deutlich. In seiner Stimme lag etwas wie Sehnsucht. »In den Windriver-Bergen sind wir als Kinder herumgeklettert. Und am Bighorn hab ich Angeln gelernt. Wyoming… Ich hätte nie vor dort Weggehen sollen.«
    »Barnes«, wiederholte ich geduldig. »War Snucky Barnes damals auch dabei?«
    »Sicher. Und Timmy.«
    »Haben Sie Snucky Barnes wiedergesehen?«
    »Snucky? Nein. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, kam vor ein paar Tagen durchs Radio. Sie haben ihn auf die Liste der Zehn gesetzt.«
    Er hüstelte. Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. Ich beugte mich tiefer.
    »Dollahan«, sagte ich eindringlich, »Dollahan, wo steckt Snucky Barnes?«
    »Kei… keine Ahnung. Seit Wyoming habe ich ihn… nie wieder…«
    Dollahan würde nicht mehr weiterreden. Er fiel in tiefe Bewusstlosigkeit und war noch ohne Besinnung, als er ins Krankenhaus gefahren wurde. Aber er würde mit dem Leben davonkommen.
    ***
    Er hatte sich über alles informiert. Mit dem in Jersey City gestohlenen Mercury durchquerte er Florham Park und fuhr die Landstraße so weit nach Westen, bis er das Schild für die Endstation der Überland-Buslinie gefunden hatte. Er fuhr bis zu einem Feldweg, der von der Straße abzweigte. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte wenige Minuten vor 8 Uhr abends an. Er stieg aus dem Wagen und betrat eine öffentliche Telefonzelle.
    Erst als er das Freizeichen vom New Yorker Ortsnetz in der Leitung hatte, wählte er eine Rufnummer, die er auswendig wusste.
    »Nordost-Versicherungs- Gesellschaft«, sagte eine weibliche Stimme, aber es war eine Stimme, die er nicht kannte. Sofort zog er den Haken für den Telefonhörer herab und unterbrach dadurch die Verbindung, aber nur, um dieselbe Rufnummer ein zweites Mal zu wählen. Eine andere weibliche Stimme nannte denselben Firmennamen, denn die automatische Verteileranlage hatte diesen Ruf an den Platz einer anderen Telefonistin geleitet.
    »Hallo, Schwesterchen«, sagte er.
    »Georgie? Was ist los? Du weißt genau, dass du mich nicht im Dienst anrufen sollst!«
    »Ihr habt doch sowieso nichts zu tun.«
    »Was willst du?«
    »Kennst du Henry Nardson?«
    »Nein. Was ist das für ein Mann?«
    »Ein lieber Mitmensch. Er hat bei irgendeiner Gelegenheit mal ein paar tausend Dollar zusammengekratzt Und lebt jetzt davon, den Wohltäter zu spielen.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Nardson verleiht Geld. Aber er verlangt fünfzig Prozent Zinsen pro Woche, und er leiht Geld nie länger als vier Wochen aus.«
    »Aber das ist verboten! Fünfzig Prozent!«
    »Was heißt verboten? Niemand zwingt dich, zu Nardson zu gehen. Aber wenn du keine Bürgen, keine Sicherheit und nichts hast,
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