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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch
Autoren: Rolf Michael
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erzählen?
    Erwachte dieser Tote, um dem Frevler, der seine Ruhe gestört hatte, den Hals umzudrehen?
    Langsam ließ Yussef ben Khebir den Kegel seiner Taschenlampe wieder zu der Mumie des ehemaligen Priesters des Anubis wandern. Aber das unheimliche Leuchten aus den toten Augen war verschwunden. Und auch sonst war keine Spur von Leben zu entdecken.
    Vorsichtig ging er auf den Toten zu, millimeterweise näherte sich seine Hand der Leiche, dann – faßte er zu.
    Keine Reaktion. Die Mumie war tot – tot, wie nur ein Gegenstand tot sein konnte. Er hatte sich alles nur eingebildet. Es bestand keine Gefahr.
    Ben Khebir bekämpfte das Gefühl in seinem Innersten, das ihn dennoch warnte. Mit beiden Händen griff er die Mumie, hob sie empor und trug sie zu dem Loch in der Felswand. Vorsichtig schob er sie seinen Gefährten zu, die mit teilnamsloser Gebärde den Körper des Toten entgegennahmen. Mit wenigen Handgriffen hatten sie einen der Stricke um die Mumie geschlungen.
    Augenblicke später schwebte die Leiche des Ramose, der in den Tagen seines Lebens ein Priester zur Zeit des Pharao Haremhab war, zwischen Himmel und Erde.
    Auch die am Fuße der Felswand Zurückgebliebenen kannten sich aus. Vorsichtig entwirrten sie den Knoten und wickelten die Mumie in eine mitgebrachte Decke, während Yussef ben Khebir und seine Männer die Öffnung im Felsen wieder unkenntlich machten.
    Drei der Mumien waren beim Abseilen zerbrochen, aber der Leichnam des Priesters war unversehrt. Vielleicht konnte man die Mumie auf dem Schwarzmarkt teuer verkaufen.
    Überall in der Welt gab es Menschen, die bereit und in der Lage waren, für den vollständig erhaltenen Leichnam eines Ägypters aus der Zeit der Pharaonen ein Vermögen auf den Tisch zu blättern.
    Über den hohen Felsen, die das Tal der Könige umsäumen ging langsam der Feuerball der Sonne auf. Hastig machten sich die Grabräuber auf den Heimweg. Wie die Gespenster der Nacht flohen sie, zu Ende war ihr Werk, das des Tages Licht scheute.
    Sie mußten sich beeilen, denn das Tal der Könige wurde von Einheiten der Armee bewacht, und die Wache wurde in den frühen Morgenstunden abgelöst. Es wäre sehr verhängnisvoll, würde man gerade der Ablösung in die Arme laufen. Auf Grabräuberei stehen sehr hohe Strafen im Lande am Nil.
    »Die Mumien … wohin?« fragte Abdul leise. Yussef ben Khebir dachte einen kurzen Moment nach.
    »Die zerbrochenen Mumien teilt unter euch auf. Diese vollständig erhaltene aber … nun, ich werde sie vorerst im Schafstall verstecken und über meine Kanäle einen geeigneten Käufer ausfindig machen. Schweigt! Jeder erhält seinen Anteil.«
    »Aber …« wagte einer der Grabräuber einzuwenden.
    »Kein Aber«, zischte Ben Khebir, »die Mumie bleibt bei mir!«
    Yussef ben Khebir ahnte nicht, daß er damit sein eigenes Todesurteil gesprochen hatte.
    ***
    Sie hatten beim Dekan der Universität von Kairo auf dem linken Nilufer einen Antrittsbesuch gemacht, noch einmal die Termine für die Vorlesungen durchgesprochen und beschlossen, auf den Nervenkitzel einer Taxifahrt zu verzichten und ganz gemächlich zum Hotel zurückzubummeln.
    Die Bäume des El-Urman-Garten spendeten einen angenehmen Schatten, als Zamorra und Nicole das Universitätsgelände verließen.
    »Ich schlage vor, wir legen eine Kohle zu und sprechen noch kurz bei Professor Mahmud im Ägyptischen Museum vor«, sagte Zamorra, der von den Relikten aus vergangenen Tagen angezogen wurde wie ein Kamel durch eine Oase. Außerdem war er wirklich gespannt auf die neuen Papyrusfragmente, deren Übersetzung den Ägyptologen Schwierigkeiten zu bereiten schien.
    »Vergiß nicht, daß ich irgend was zum Anziehen brauche!« säuselte Nicole. »Im Flugzeug konnte ich ja gar nichts mitnehmen, die sind so streng mit ihrer Gewichtsbeschränkung!«
    »Kann ich gut verstehen«, bemerkte Zamorra mitfühlend, »denn bei deinem Textilbedarf benötigst du allein eine Noratlas-Transportmaschine!«
    »Ignorant!« wetterte sie. »Was verstehst du von den Bekleidungsfragen, welche eine Frau von Welt so hat.«
    »Ich liebe dich auch ganz ohne … ohne diesen ganzen neumodischen Fummel!« setzte Zamorra hinzu, bevor seine Sekretärin über die zweideutige Bemerkung stolpern konnte. Nicoles Augen glichen denen einer Katze.
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, zog sie Zamorra weiter in Richtung El-Gamas-Brücke, die zur Nilinsel Roda führte. In Gedanken war er bereits wieder bei seinem Papyros.
    »Seine Hieroglyphen sollen
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